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154

Herzog C hristoph's

Zumal drängten sich die Tarnen alle zu ihr her, sagten ihr
viel Liebes und Gutes und lachten und scherzten gnädig. Her-
zog Albrecht war auch gar ausgeräumt au dem Tage und
! ausnehmend huldsam.

Herzog Christoph, dem vor Liedespein sein Herz zerspringen
wollte, nahm sich nun wacker zusammen, dachte sich, eS will
einmal nicht sein, und rief: „Fürstlicher Herr Bruder, und Ihr
alle, Tanien und Herren, Ihr wißt, was es hier gilt und >vas
geschehen soll. Also laßt uns nicht säumen. Wo seid Ihr, Herr
Kunrath; wo seid Ihr. Förster Springer?'

Und alsbald traten die Beiden, sich tief verneigend, vor.
Draus grüßten Beide die Gertraud. Philipp raunte ihr zu:
„Hab Muth, Traud. - wird Alles recht, hast gehört, was
ich bin. mein Leben?' — „TaS bab ich schon vor dir ge-
mußt, mein Philipp," lispelte sie dem Erstaunten zu, „wirf
nur recht weit, und spring nur, so hoch d' kannst!" Tann
trat Herr Kunrath zu ihr und sagte fein: „Holde Jungfrau,
's ist eine eigne Prob', die Ihr mir auslcgt. aber so Gott
will, geivinn' ich wohl den Preis!"

„Auf den wohlweisen Herrn Florian Hupfinsland dürfen
wir ivohl nicht warten," sprach Christoph, „also frisch be-
gonnen, Ihr Herren, Ihr wißt, was es gilt!"

Gertraud klammerte sich an den Vater.

Philipp tras die Prob zuerst. Er sah einmal zum Himmel,
dann in unbeschreiblicher Liebe auf Gertraud und ging auf den
Stein los. Er packte ihn. und so er gleich 364 Pfund wog,
hob er ihn doch auf und warf ihn zwei Schritte weit weg.
Kaum lag er ruhig, so rief er: „Jetzt den Sprung!" Mit einem
Anlauf sprang er und schlug den ersten Nagel mit der Ferse
ans der Wand, — neunthalb Schuh hoch steckt' er.

„Und damit wollt Ihr prunken?" rief Kunrath ; „ei Herr
Förster, das thut Euch der Kaufherr gleich und besser." Erging
zum Stein, faßte ihn. und warf ihn vier Schritte weit weg.

„Gott sei mir gnädig !" rief Philipp, voll Entsetzens auf
Gertraud schauend, welche todtcnbleich geworden.

„Und jetzt den Sprung!" rief Kunrath; mit gleichem Anlauf
war er alsbald in der Lust und schlug den zweiten Nagel mit der
Feric aus der Mauer, — zehnthalb Schuh h ock steckt' er.

Gertraud ward ohnmächtig. Philipp zerraufte sich die Haare.
Herr Kunrath aber eilte entzückt auf die Geliebte zu und wollte
sie in großer Sehnsucht umfangen. Sie kam zu sich, wich ihm,
wie einem Gespcnste aus, und, ivankenden Trittes, ihre Augen
von ungestüm hervorbrechenden Thränen übcrströmt, warf sic sich
zu Herzog Christophs Füßen nieder und flehte: „Helft mir, gnä«
digster Herr Herzog, wenn Ihr S vermögt, mit Fürbitt und
Ueberredung, sonst ist alles niein Glück dahin und habt Ihr
selbst so groß Unheil und Jammer gestiftet, ohne es zu wollen!
Ich bätte ja nimmer eine Prob' verlangt! Macht den Philipp
wieder zu dem. was er vorerst >var. lieber Hab' ich ihn doch,
als alle Kaufherren auf der ganzen Welt!"

„C du treue, du herzige Maid," rief Philipp verzweifelnd,
„und dich muß ich verlieren!"

Ta waren Alle wohl auf s Tiefste gerührt ringsum —
Herrn Florian Hupfinsland ausgenommen, der hinter einem

Wurf und Sprung.

Pfeiler das Ganze mit angesehen, sich nun boshaft vergnügt
die Hände rieb und wie der Böse lächelte.

Herr Kunrath aber sprach zu Christoph: „Ja, was soll
das sein, gnädigster Herr Herzog? Was soll der große Gram,
von dem ich keine Ahnung, noch einigen Borbericht gehabt?
Was ließt Ihr mich eine so harte Prob' oblegen, wenn Ihr
wußtet, daß mich die Maid nimmer lieben könnte?"

„Ja liebster Herr Kunrath", sagte Herzog Christoph,
„daß Ihr so wacker werfen und springen könntet, Hab' ich
nicht vermuthct und keineswegs geglaubt, und alle Zeit, dacht'
ich. muß der Philipp den Preis davon tragen. Aber, daß
Ihr weder von Eurem Rechte «blassen, noch zur Großmuth
gezwungen seid, so will ich selbst den Streit mit Euch aus-
fechten! Wißt Ihr, was bedungen? Wer zu weitest wirft
und zum höheren Nagel springt, der führt Hans Heidelolfs
Gertraud zum Altar. So will denn ich selber um die Ehr
mitwerben, dann ist auch Euer Wunsch erfüllt, mit mir
einen Wettstteit zu thun!"

Ein freudiges Gemurmel durcheilte die Reihen rings.
Gertraud fiel wie betend auf die Kniee, Philipp verging Hören
und Sehen, und Hans Hcidelolf war ganz aus dem Concept
gekommen

„Zur Thal!" rief Herzog Christoph, und trat zum Stein.
Als ivär's eine leichte Schieferplatte, nahm er ihn ruhig mit
flachen Händen auf und schwang ihn ein paarmal. „Bei
Seite, zurück, Ihr Herren und Damen!" rief er, — Alles
stürzte weg — und hui warf er den schwarzen Klotz Mannes-
hoch in die Luft, daß er neun Schritte weit niederdonnerte

„Allcrgnädigster Herr Herzog!" rief Philipp, in Jeelenpein
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Herzog Christoph's Wurf und Sprung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schmolze, Carl Hermann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Herzog
Bitte <Motiv>
Karikatur
Frau <Motiv>
Kniefall
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 3.1846, Nr. 68, S. 154
 
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