36 Einfache Lösung einer schwierigen re.
Herr Amtmann schauen mit Stolz auf ihr Werk und erzählen
so eben einigen Herren aus dem Gcmeinderathc, welche Opfer
und welchen Aufwand von Schlauheit cs ihm gekostet habe,
um dasselbe noch vor Einbruch des Winters zu vollenden.
Scholle aus Scholle lagert bereits vor dem Eisbrecher
und immer neue Massen ziehen heran; — da schreit plötzlich
eine alte Frau: „Herr Jehscs: he bewegt sick!!!" —
„Dummes Zeug," ruft der Amtmann, „rein unmöglich!" —
„He wackelt mit den Kopp!" lacht höhnisch ein Arbeiter,
der nicht bei dem Bau des Eisbrechers beschäftigt wurde. —
Krach! krach! da brach der ganze Eisbrecher zusammen und
wurde von den nachdrängcndcn Schollen an dem Brückenpfeiler
cmporgctricbcn, daß die Stücke in der Luft umhcrflogen. —
Der ganze Gemeindcrath lief Hals über Kopf davon, der Herr-
Amtmann an der Spitze und im nächsten Moment war die
Brücke leer von Menschen!
Als das Treibeis und die Gefahr vorüber, schritt man
zur Forträumung des Eisbrechers, welcher zertrümmert quer
auf der Brücke lag und jede Passage hemmte. Bei dieser Ge-
legenheit sscl Jedermann die merkwürdige Kürze des Grund-
pfahles auf; cs wurde eine genaue Untersuchung angestellt,
woraus sich ergab, daß die Rammcr, um dem Zorn des Herrn
Amtmann zu entgehen und die ausgesetzten Prämien zu ver-
dienen, jeden Abend ein Stück in erforderlicher Länge
vom Pfahle herunter gesägt hatten.
Unten am Fuße des Pfahles aber hatte der Schwanz-
meistcr die prophetischen Worte cingeschnitten:
„Noth bricht Eisen,
Das werd. sich
a n d i s s e n F a h l
beweissen."
Die schönsten Tage.
i
Mann: „Ach, wie langweilig doch die Ehe ist, beion-
ders an einem so regnerischen Tage, wie heute, wo man
Ein schriftgclchrtcr Dieb.
keinen Fuß aus dem Hause setzen kann; — cs gibt eigentlich
nur zwei schöne Tage in der Ehe, ncmlich den Tag der
Trauung, und den Tag, wo man in den Wittibsrand tritt."
Frau: „Du irrst, Herr Gemahl, cs gibt solcher Tage
drei; Du hast nur den ersten und letzten Tag der Ehe ge-
nannt, aber cs gibt noch einen mittleren, nemlich den, an
welchem eine geistreiche Frau von ihrem albernen Manne ge-
schieden wird."
Ein schriftgelehrter Dieb.
Richter: „Janos Zygan, Du hast also dem Juden
Aron Ujwas ein Pferd gestohlen! Warum?"
Janos: „Hab' ich, weil hob ich nir zu essen g'habt
und kan Wein."
Richter: „Das ist doch keine Ursache, um einem armen
Menschen sein einziges Pferd zu stehlen. Kennst Du denn
die zehn Gebote Gottes?"
Janos: „Kenn' ich."
Richter: „Nun, und warum hast D» sic übertreten?"
Janos: „Jsten, hob'ich nit übertret'; haßt nur: Sollst
nit begehren deines nächsten Hausweib, nit Ocks, nit Esel,
aber von Ferd is kan' Red'."
Herr Amtmann schauen mit Stolz auf ihr Werk und erzählen
so eben einigen Herren aus dem Gcmeinderathc, welche Opfer
und welchen Aufwand von Schlauheit cs ihm gekostet habe,
um dasselbe noch vor Einbruch des Winters zu vollenden.
Scholle aus Scholle lagert bereits vor dem Eisbrecher
und immer neue Massen ziehen heran; — da schreit plötzlich
eine alte Frau: „Herr Jehscs: he bewegt sick!!!" —
„Dummes Zeug," ruft der Amtmann, „rein unmöglich!" —
„He wackelt mit den Kopp!" lacht höhnisch ein Arbeiter,
der nicht bei dem Bau des Eisbrechers beschäftigt wurde. —
Krach! krach! da brach der ganze Eisbrecher zusammen und
wurde von den nachdrängcndcn Schollen an dem Brückenpfeiler
cmporgctricbcn, daß die Stücke in der Luft umhcrflogen. —
Der ganze Gemeindcrath lief Hals über Kopf davon, der Herr-
Amtmann an der Spitze und im nächsten Moment war die
Brücke leer von Menschen!
Als das Treibeis und die Gefahr vorüber, schritt man
zur Forträumung des Eisbrechers, welcher zertrümmert quer
auf der Brücke lag und jede Passage hemmte. Bei dieser Ge-
legenheit sscl Jedermann die merkwürdige Kürze des Grund-
pfahles auf; cs wurde eine genaue Untersuchung angestellt,
woraus sich ergab, daß die Rammcr, um dem Zorn des Herrn
Amtmann zu entgehen und die ausgesetzten Prämien zu ver-
dienen, jeden Abend ein Stück in erforderlicher Länge
vom Pfahle herunter gesägt hatten.
Unten am Fuße des Pfahles aber hatte der Schwanz-
meistcr die prophetischen Worte cingeschnitten:
„Noth bricht Eisen,
Das werd. sich
a n d i s s e n F a h l
beweissen."
Die schönsten Tage.
i
Mann: „Ach, wie langweilig doch die Ehe ist, beion-
ders an einem so regnerischen Tage, wie heute, wo man
Ein schriftgclchrtcr Dieb.
keinen Fuß aus dem Hause setzen kann; — cs gibt eigentlich
nur zwei schöne Tage in der Ehe, ncmlich den Tag der
Trauung, und den Tag, wo man in den Wittibsrand tritt."
Frau: „Du irrst, Herr Gemahl, cs gibt solcher Tage
drei; Du hast nur den ersten und letzten Tag der Ehe ge-
nannt, aber cs gibt noch einen mittleren, nemlich den, an
welchem eine geistreiche Frau von ihrem albernen Manne ge-
schieden wird."
Ein schriftgelehrter Dieb.
Richter: „Janos Zygan, Du hast also dem Juden
Aron Ujwas ein Pferd gestohlen! Warum?"
Janos: „Hab' ich, weil hob ich nir zu essen g'habt
und kan Wein."
Richter: „Das ist doch keine Ursache, um einem armen
Menschen sein einziges Pferd zu stehlen. Kennst Du denn
die zehn Gebote Gottes?"
Janos: „Kenn' ich."
Richter: „Nun, und warum hast D» sic übertreten?"
Janos: „Jsten, hob'ich nit übertret'; haßt nur: Sollst
nit begehren deines nächsten Hausweib, nit Ocks, nit Esel,
aber von Ferd is kan' Red'."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein schriftgelehrter Dieb" "Die schönsten Tage"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Bibel
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 33.1860, Nr. 787, S. 36
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg