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Schauderhafter Eisenbahnunfall.

Unblutig aber schauerlich ;u lcscn. Verfaßt vom Bänkelsänger Lcicrmcier.

Komm, Du mordgewohnte Leier,

Die besang oft Blutverguß,

Nicht zum Mord sollst heut' du klingen,

Nur zum Eisenbahnverdruß;

Die Romantik unsrer Zeit
Ist doch ganz vom Dampf gefeit.

Schaurig süße Mordgcschichtcn,

Wie zur Zeit des SchinderhannS
Und noch and'rer braver Räuber,

Oh, sie sind verschwunden ganz;

Bänkelsänger's Kunst — a<b Gott! _

Ward dadurch schon fast bankrott.

Und so muß als Mensch man freuen
Sich entsetzlich schon einmal.

Wenn die Zeitungen berichten
Eine Kleinigkeit Skandal.

D'rum sollt durch dies Lied Ihr seh'n,

Was jüngst ist in Bonn gescheh'n.

Jenseits über'm salz'gcn Meere,

Welches man die Nordsee heißt,

Liegt die feuchte Wafferinsel,

Engeland genannt zumeist;

Doch auch Großbritanium
Nennet sie das Publikum.

Und die großbritan'schen Enge-
Länder heißt man dort die Leut,

Manche haben milz'gc Grillen,

Sehr viel Geld und noch mehr Zeit;

Beides todtzuschlagen bald
Trachten stets sie mit Gewalt.

Weil cS nun in ihrem Lande
Wohl an Platz zum Reisen fehlt,

Wird von Lordsen und Gemeinen
Unser Festland viel gewählt,

Finden an dem Rhein zumal
Stets sich ein in großer Zahl.

Und selbst des vergang'nen Somniers
Traurig kalte Feuchtigkeit,

Wurde von der Engcländer
Reiselust dock nicht gescheut,

Mister, Master, Mistreß, Miß
Fanden d'rin kein Hinderniß.

Oh, cs ist ein Regenschauer
Für ein engeländisch Herz

Mit dem Regenschirm bekleidet
BloS ein atmosphär'scher Scherz;

Albion, wie dies bewcißt,

Doch nur um zu reisen reist.

Auch bei Regenwcttcr schmecken
Thee und weiche Eier gut,

Nicht aus Lieb zu schöner Gegend
Mancher eine Reise thut.

In dem rothcn Rcisebuch
Liest man'S — und das ist genug.
Mehr von der Naturgeschichte
Dieses Volks erfährt man wohl,

Wenn man liefet die drei Bände,

Die geschrieben I. G. Kohl.

Auf daS Factum unverweilt
Wird nun von uns losgceilt.

Macdonald, so war sein Name,

Sein Metier — ein Kapitain,

Mit der Tochter seines Vaters
Halt' den Rhein sich angeseh'n,

Auf der Eisenbahn davon,

Fuhren sic jetzt über Bonn.

Breit zu sitzen ist ei» Schönes
Auch im Eifcnbahncoupe,

Keines Nachbars Ellenbogen
Thun da unfern Rippen weh;

Auch kann inan der Länge lang
Sich dann legen auf die Bank.

So hat Macdonald auf englisch
Sammt der Schwester auch gedacht
Und auS nationalen Gründen
Sich d'rum möglichst breit gemacht;

And'rc hat er fortgehctzt

Mit dem Ruf: „hier sein besetzt!"

Da in Bonn — man sollt'S nicht glauben,
Schrecklich ist es, aber wahr! —

Setzt' auf zwei der leeren Plätze
Sich ein Herr nebst Gattin gar.

Da dies so unglaublich frech,

Stieß ihn Macdonald grob weg.

Faßt' den Herrn sogar am Kragen
Seines RciseüberrockS,

Stieß ihn von sich, englisch deutlich
Grüßend ibn bloß: „Will you box?“

Der erschrock'ne deutsche Mann
Ruft den Schaffner drauf heran.
Bildbeschreibung

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Titel/Objekt
"Schauderhafter Eisenbahnunfall"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

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Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

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Thema/Bildinhalt (GND)
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Karikatur
Reisender <Motiv>
Eisenbahnreise <Motiv>
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Engländerin
Engländer <Motiv>

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 33.1860, Nr. 808, S. 207
 
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