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Wunderbare Todcsarten.

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3roar wunderbar, aber wahr ist die Geschichte von dem
unglücklichen Manne, der in seiner Rasirschüssel ertrunken.
Derselbige wollte nämlich, nachdem er sich eines schönen Mor-.
gens fein säuberlich rasirt hatte, das Wasser, womit er die
Rasirschüssel wieder rein gewaschen, durch das Fenster auf die
Straße ausleeren. Sein Fenster war der Art, daß es beim
Oeffnen in die Höhe geschoben werden mußte, wo es dann
durch eine Feder festgehalten wurde. Gut, er schob also das
Fenster hinauf, und hätte bei einem Haare ein paar unten-
stehende Damen begossen. Doch noch zu rechter Zeit zog er
die verhängnißvolle Schüssel zurück, und stellte sie auf dem
äußern Gesimse vor sich nieder. Neugierig, zu vernehmen,
welche Herzensgeheimnisse die Schönen sich gegenseitig anver-
trauten, streckte er den Hals weit hinaus, während er beide
Arme drinnen am Leibe hinunterhängen ließ. Plötzlich fällt
das Fenster, das nicht in die Feder eingeschnappt war, herab,
und ihm gerade in den Nacken, so daß Nas' und Mund unter
das Wasser getunkt wurden. Ta es dem aus diese Weise
Verunglückten im ersten Augenblicke nicht gelang, mit den
rudernden Armen das Fenster in die Höhe zu bringen, kam es,
daß er in der eigenen Rasirschüssel elendiglich ersaufen mußte.

Das Selbstrastren Freund mißrath ich dir,

Es will sein täglich Brod auch der Barbier.

nur noch an der tiefsten Stelle der Wiese eine unansehnliche
Pfütze. Als nun der emsige Mäher das hohe und safttge
Gras rings um den Rand der Pfütze in weitausgeholten Sen-
senzügen gleichmäßig Schicht' um Schichte zu Boden streckte,
erblickte er mit einem Mal einen stattlichen Hecht in dem kla-
ren Wasser. Sogleich watete er hinein, denselben mit den
Händen zu fangen. Allein vergebliche Mühe; der verfolgte
Hecht schoß unaufhaltsam wie ein Pfeil hin und her. „Daß
dich!" fluchte da der Ungeduldige, und die weggeworfene
Sense wieder erfgreifend, setzte er hinzu: „Wart' nur, willst
du dich nicht im Guten ergeben, so will ich dir Eines aus
einem andern Tone pfeifen!" Damit hob er die Sense hoch
über sich empor, und blieb wie angewurzelt auf einem Flecke
stehen, bis auch der Hecht nach und nach wieder ruhiger ward,
und endlich kaum einen Schritt vor seinem gefährlichen Feinde
sich arglos vor Anker legte. — „Nun Hab' ich dich!" denkt
da der Tagwerker, und mit verhaltenem Athem seinen sonncn-
gebräunten Hals gerade unter der drohenden Handguillotine
unachtsam weiter und weiter vorstreckend, führt er auf ein-
mal einen so gewaltigen Hieb mit der Sense von oben nach ;
unten, daß er im Ru den eignen, seinen Rumpf ganz verdutzt !
anglotzenden Kopf, eigenhändig sich zu Füßen legt.

Erfind kein Pulver und kein Guillotin'

Schon Mancher war durch eigene Erfindung bin.

-Last noch merkwürdiger ist das blutige Ende jenes Tag-
werkers, der sich selbst geköpft. Dieser mähte nämlich eines
heitern Tages auf einer Wiese, die kurz zuvor von einer Ueber-
schwemmung des vorüberfließenden Baches heimgesucht worden
war. Das Wasser hatte sich wieder verlaufen, und bildete

(Fortsetzung folgt.)
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Wunderbare Todesarten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Ertrinken
Fenster <Motiv>
Sense
Rasur
Enthauptung <Motiv>
Karikatur
Tod <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 4.1846, Nr. 85, S. 103

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