Fliegende Blätter (4.1846 (Nr. 73-96))

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Antichambre-Dialoge.

lFortsetzung.)

Goncurrent. Excellenz erlauben mir noch die Bemerk-
ung, daß ich seit Jahren ausschließlich jenem Geschäftszweige
mich hingegeben habe, in welcher sich besagte Vakatur er-
öffnet hat. —

Präsident. Glauben Sie ja nicht, daß Sie der Ein-
zige sind, dem die zu fraglicher Stelle uöthige Qualifikation
zur Seite steht. Außerdem erscheint es überhaupt nicht em-
pfehlend, wenn die Herren sich allzusehr spezialisiren. Im
Uebrigen seien Sie überzeugt, daß ich Ihre erworbenen Kennt-
niffe zu berücksichtigen wissen werde.

Präsident. Sind Sie verheirathet?

Goncurrent. Nein, Excellenz.

Präsident. So werden Sie am besten thun, Ihre
Meldung gleich zurückzunehmen; denn um die Stelle, die Sie
ambiren, haben sich bereits 20 Familienväter mit 10 und
noch mehr Kindern gemeldet. Im Uebrigen seien Sie über-
zeugt, daß ich zu gelegener Zeit mich Ihrer erinnern werde.

Präsident. Wie kann es Ihnen einfallen, sich um eine
Stelle zu bewerben, welche nur durch jahrelange, specielle
Praxis in dem angewiesenen Reffort bewilligt werden kann?

Goncurrent. Excellenz verzeihen meine Kühnheit, allein
ich glaube voraussetzen zu dürfen, daß es bei meiner errun-
genen vielseitigen Bildung mir leicht werden dürfte, auch im
fraglichen Geschäftszweig mich heimisch zu machen.

Präsident. Da Sie ein Mann von Welt sind, so
werden Sie auch nicht zweifeln, daß ich das Meinige für
Sie thun werde.

Eoneurrent. Außer meinen Dienstjahren im Militär
und Eivil möge das mich gnädigster Berücksichtigung empfehlen,
daß durch meine etwaige Beförderung 10 Kinder nebst Ehe-
frau und Schwiegermutter und Schwägerin der bittersten Noth
entrisien würden. —

Präsident. Ich bedaure Ihre arme Familie von Herzen,
aber der Staat ist nun einmal keine Kinderversorgungs-An-
stalt. Uebrigens seien Sie überzeugt, daß ich mich Ihrer be-
drängten Lage, so gut als mir möglich, annehmen werde.

(Schluß folgt.)