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Altes Nebel — neue Form.

lichcn Existenz gehören; warum sollten sie nicht eben so gut
zu den Lebenöbedingungen eines Einzelnen gehören? Aber
bei den Staaten spricht man vielleicht manchmal von „über-
flüssig, schädlich, Nimmerwiederbezahlenkönnen" und dergleichen;
ein Jeder nimmt sich aber gar wohl in Acht, von „unmo-
ralisch" zu reden. Ueberhaupt vor dem großen Schulden-
macher zieht Jedermann ehrcrbietigst den Hut ab und hält
ihn für „nobel"; nur den kleinen sieht er über die Achsel
an und nennt ihn einen „Lump". Es liegt das auch in
der Natur der Sache. Schon Lichtenberg bemerkt es ja,
daß die Erfinder der Sprachen gewöhnlich einen geringen
Grad von einer sonst guten Eigenschaft mit einem besondern
Worte bezeichnen, auf welches sie gleichsam den Accent der
Unehrlichkeit gelegt haben. So nennen wir einen kleinen
Poeten einen „Reimschmied" oder „Schmierer", einen geringen
Grad von Courage nennen wir „Feigheit", von Advokatie
„Winkelschreiberei", von Malerkunst „Weißbinderei", und von
Reinlichkeit „Schweinerei". Wenn ein Armer seinem an-
geborenen Triebe, sich durch Reisen zu Fuß zu unterrichten,
ein Genüge thun will, so heißt er ein „Vagabund", und
wenn ein ehrlicher Kerl, der seinen Fingern nicht Einhalt
thun kann, irgend eine Kleinigkeit mitgehen heißt, so nennt
man ihn gleich einen „Spitzbuben". Würde er aber Armeen
oder ganze Staaten bestehlen oder mit Hunderttausenden
Bankerott machen, so würde er vielleicht nur ein „Speculant"
heißen. Darum merkt es Euch, Ihr Brüder, Ihr müßt
immer suchen, Euer.Geschäft en gros zu betreiben, womöglich
auch Eure Schulden auf Einen oder wenige Gläubiger zu
concentriren, anstatt sic auf eine große Menge ewig mahnen-
der, Rechnungen schickender, mit Klage drohender, murrender
und knurrender Subjecte zu vcrtheilen und zu verzetteln; denn
mit Einem großen Bullenbeißer, und wenn er auch der bisiigste
wäre, wird man viel leichter fertig, als mit einer unzähligen
Menge winziger Kläffer.

Doch soeben erhalte ich die Weisung, das Gcfängniß
zu verlassen, vermuthlich weil mein Gläubiger die Lust ver-
loren hat, mich länger auf seine Kosten zu ernähren. Deshalb
schließe ich mit dem Wunsche, daß Ihr meine zwischen vier
kahlen, trauten Wänden entwickelten Gedanken beherzigen
möget, und eile, um aus der Theorie wieder in die Praris
zu kommen.

Arithmetisches Sonnctt 55

eines unglücklich liebenden Jägers.

Wild heulen in der Brust des Jammers W11,
Verschwunden ist des Friedens süße Pr8;

Statt Liebcsglanz umgibt mich dunkle N8;

Rathlos verzweifl' ich, daß mir noch was H11.

Die Liebste ist wie eine tückische 11,

Besiegt hat sie mein Herz mit starker M8;

Und als ich ihr'ö gesagt, hat sie gel8! —

Ich meint' zu hör'n des Höllenhunds Gebll.

Mit meiner Hand faßt' ich gcmüthstiel
Und schrie: „Ihr Nymphen, Feen und Ze4,
Erweichet dieser Holden Herz von Stl!"

Sie sprach: „Aus einem anderen Nc4,

Ein junges, schmuckes Bräutchen heim Dir 4;

Von mir holst' immer Dir ein höflich: 9!"

Aus Schwaben.

Auch in Schwaben sind neuere Nachforschungen durch
lückliche Auffindung mehrerer antiker Monumente gekrönt
wrden. Wir übergeben einige davon in getreuer Abbildung
rennt der Oefsentlichkcit, in der Hoffnung, eine glückliche
lösung derselben werde vielleicht auf frühere Culturzustände
reses Landes ein helleres Licht werfen oder wenigstens den
öcwcis liefern, daß die schwäbische Mundart in ihrer licbcns-
oürdigen Breite und ihrem derben Wohlklang selbst der

Ees Nebel — neue Form.

Dr‘ „Mein Gott, Frau Professorin,

nan bekommt Sic ja gar nicht mehr zu Gesicht! — Was
macht denn Ihr lieber Mann?"

Frau Professor Rindsmaul: „Ach, du meine Zeit,

mn dem ist'ö nimmer zum auShaltcn: jetzt hat er bald
wieder ein neues Trauerspiel fertig!"

, lU'au Dr. Quappe: Jst's möglich — und erst vor
orei Wochen das letzte! Da müssen Sic doch mit dem Arzt
"den: das ist ja eine förmliche Dramen-Ruhr!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Aus Schwaben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Bierkrug
Fund
Schale <Gefäß>
Karikatur
Mundart <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Schwaben

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 40.1864, Nr. 971, S. 55
 
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