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Ein Studentenstrei

„Doch noch nicht heute und auch wohl nicht morgen!"
! Sprach, der dem Freunde das Geleite gab, —

Ein lustiger Student — „Laß Deine Sorgen
Und schwenke nicht so hitzig Deinen Stab,

Der Tag ist schön und Du bist wohlgeborgen,

Denn außer Heidelberg geht Dir nichts ab;

Doch scheint es fast, die theure Doktorwürde,

Die kaum errungene, wird Dir schon zur Bürde."

„Wirf sie heut von Dir! laß uns fröhlich bleiben,
Ich spüre Lust zu einem dummen Streich —

Ich sch' dort einen Bauer Schweine treiben,

I Da bietet die Gelegenheit sich gleich.

I Wir wollen uns an diesem Bauer reiben,

Er sicht konfus aus wie das deutsche Reich —

Wir überreden ihn, bis daß er selber

Fest daranglaubt — die Schweine wären Kälber."

i „Er sieht uns noch nicht. Geh' Du ihm entgegen
Und frag' ihn laut nach seiner Kälber Preise.

Ich schlage mich zu ihm auf andern Wegen
Und treibe dann mein Spiel in gleicher Weise."

Der junge Doktor war leicht zu bewegen:

„Grüß Gott, Gevatter, wohin geht die Reise?

I Welch' schöne Kälber habt Ihr da! Wahrhaftig,
i Ich glaube, daS gibt Braten, zart und saftig."

ch aus alter Zeit. 83

Mit Kennermiene prüft er nun die Heerde,

Betastet einem Schweine Hals und Rücken,

Doch grunzend bohrt's den Rüssel in die Erde
Und springt davon. Er folgt ihm mit den Blicken:
„Welch' prächtig Kalb!" ruft er, ernst von Geberde,

Der Bauer will vor Lachen fast ersticken:

„Kalb, sagt Ihr? Das erzähl' ich Nachbar Kunzen,
Dies sind ja Schweine, hört nur wie sie grunzen! —"

Der junge Doktor rief: „Seid Ihr von Sinnen?
Gevatter, seht mich an: bin ich ein Kind?

Die zehn Pistolen hier sollt Ihr gewinnen,

Wenn Eure Schweine keine Kälber sind,

Doch sind es Kälber, treib' ich Eins' von hinnen,

Denn wer von uns im Recht ist, der gewinnt."

„Topp!" sprach der Bauer, der das Gold gern hätte,
„Hier meine Hand, ich wage diese Wette! —"

Doch zweifelnd fuhr er fort: „Wer soll entscheiden,

Ob ich im Recht bin oder Ihr es seid?"

Der Doktor sprach: „Um Jrrthum zu vermeiden,

Geb' ich Euch und der Heerde das Geleit.

Der erste Mann, der uns begegnet Beiden,

Wird Richter und entscheidet unfern Streit,

Fügt Ihr Euch diesem Vorschlag gern und willig?"
„Ja," sprach der Bauer, „er ist recht und billig."

Und innerlich recht selbstzufrieden lacht' er,

Denn alles Gold hielt er schon für sein eigen,

„Der Herr ist doch ein großer Dummkopf — dacht' er —
Mit seinen Kälbern, doch wir wollen schweigen!"

Und vorwärts spähend große Augen macht' er:

„Dort naht ein Wandrer! Run wird sich's bald zeigen
Wer Recht hat." Richtig dort, im kurzen Rocke,

Naht ein Student mit kühngeschwung'nem Stocke.

„Den kenn' ich," rief der Bauer, „ja, den kenn' ich,

Das ist des Herrn Assessors Sohn vom Amt,

Der jetzt in Heidelberg studirt, Paul Hennig,

Ich kenn' ihn an dem kurzen Rock von Sammt;

War der ein Wildfaug früher! Doch das nenn' ich
Ein Glück, daß er jetzt kommt, denn Hennig stammt
Vom Dorf und unterscheidet deshalb Kälber
Von Schweinen Euch so richtig, wie ich selber."

Der Doktor sprach: „Da seid Ihr gut gebettet,

Denn wenn Ihr den Studenten so gut kennt,

Thut er Euch den Gefallen wohl und rettet
Euch jetzt, indem er Kälber Schweine nennt. —"

Der Bauer rief: „Gewettet bleibt gewettet!

Ein Wort, ein Mann! Da ist der Herr Student —
Grüß Gott Euch, junger Herr! Ihr sollt entscheiden
In unserm Streit, wer recht hat von uns Beiden."

11"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Studentenstreich aus alter Zeit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Kalb
Wette <Motiv>
Doktor
Streich <Scherz>
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Schwein <Motiv>
Bauer <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Heidelberg

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 40.1864, Nr. 975, S. 83
 
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