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Entscheidung des juristischen Problems in Nr. 973
dieser Blätter.

Die E mpfind sa men.

95

Der Richter fällte folgendes Urtheil: „Nur die Eigen-
thümer der drei gesunden Beine des Maulesels sind zur
Schadlvshaltung verpflichtet, indem ja nur die drei gesunden
Beine den Brand veranlaßt haben."

„Dös is aber doch a an Ungerechtigkeit, jetzt wollen
die Kriegskosten gar auf d'Simpcl ausschlag'n.
die war'n a so net neid'n."

I' moni

Die Empfindsamen.

Michaeli nahte heran. Die schöngeistige Eugenie und
ihr Gemahl saßen beim Nachtisch; beide saßen Hand in Hand
nebeneinander und hatten die Augen an die Decke gerichtet,
denn sie hatten soeben eine Kritik beendet über den „Zau-
berer von Rom" und schwelgten nun schweigend im Nach-
geschmack der genossenen geistigen Speise.

„O mein Arthur'" begann die Holde und senkte das
Amorettenköpfchen an die glückliche Brust des Gemahls, „ich
habe in der letzten Zeit gelitten. Es wird mir schwer, Du
Solches zu sagen, schwer, Dein fühlendes Herz zu belästigen."
— Sie blickte schamhaft vor sich nieder. „Wer ist es, mein
Herz, der es wagt, Dich zu kränken, ich will ihn fordern,
tobten, ihn —„O Gott," unterbrach ihn die Gattin,
„Niemand ist's, der mich kränkt, geliebtester Arthur."

Zweifelnd sieht der Gemahl seine Gattin an; er fürchte!
eine Plötzliche Geistesstörung, und während ängstlich sein.

bangen Blicke ans dem erblassenden Antlitz Eugeniens umher-
irren, lispelt das gequälte Geschöpf kaum hörbar: „O die

Gans —", und die Kräfte verließen die zarte Hülle des
schönen Geistes.

Der liebende Gemahl war in Verzweiflung. Was konnte
passirt sein, das er nicht wußte; hatte ihn doch Eugenie in
die kleinsten Falten ihres reichen Herzens blicken lassen, und
kein Geheimniß irgend welcher Art existirte zwischen dem
innigen Ehepaar!

Eugenie hatte sich, während Arthur in diese Gedanken
vertieft sich über ihre leblos scheinende Gestalt beugte, lang-
sam wieder erholt, und man sah es deutlich in ihrem ver-
störten lieben Gesichte, daß sie den Entschluß gefaßt hatte,
mit der erschütternden Wahrheit dessen, was ihr starkes Herz
gebeugt hatte, hervorzntreten, als sie mit bebender Stimme
anhob:

„Ich will Dir eine Gans braten, mein Arthur." Arthur
athmetc leicht ans, als er dies vernahm, und er konnte sich
nicht enthalten, einem lustigen Lachen freien Lauf zu lassen,
während er erwiederte:

„Aber ich bitte Dich, Eugenie, wenn das Alles ist, was
Dich schnierzt, so sei getrost; wie Du am besten weißt, liebe
ich ja die Gänse, und sehe ivahrhaftig nicht ein, wo hier das
Unglück liegen soll."

„Ach ja," sprach Eugenie, „aber, — aber — —"

„Nun, was denn aber," scherzte der fröhliche Gemahl,
der noch immer nicht begriff, was er von dem seltsamen Be-
denken der liebenswürdigen Hausfrau denken sollte, „heraus
j damit, liebes Kind, oder ich werde an mir selber irre."

Eugenie verbarg ihr Antlitz, und stammelte tonlos: „Aber
ich — kann sic — nicht — tobte», Arthur, das gute Thier;
wenn sie mich so anschaut mit ihren treuen Augen, so möchte
mir das Herz brechen, wenn ich mir vorstelle, daß das blutige
Messer •— oh! —"

Wieder sank die Gattin ihrem zarten Gefühl in die
Arme, und als der Gemahl ihr rieth, das dem Küchen-
mädchen zu überlassen, rief sie verzweiflungsvoll: „Ach, auch
sie kann es nicht über's Herz bringen, es würde ihr Tod
sein; ich sage Dir's, Arthur."

Der Herr Gemahl stand auf und ivischte sich mit dem
Taschentnche den Schweiß von der gefalteten Stirne. Auf
solche Scenen war sein Herz, das vermeinte, eine Hausfrau
zu besitzen, nicht vorbereitet. Er lief im Zimmer auf und
ab und seufzte tief; doch er faßte sich und fragte mit er-
zwungener Kälte: „Nun, und Ivas wird denn dann eigentlich
aus dieser unseligen Gans, wenn's beliebt?" — Eugenie
nahte sich ihm bittend: „O mein einziger Arthur, Du mußt
sie tobten!" — Als hätte ihn der Schlag gerührt, taumelte
der Angesprochene zurück: „Ich? Ich die Gans tobten, ich

Advokat, und-" „O Arthur, vergib, Du mußt es

thun." „Aber" — „Kein Aber, mein theurer Gemahl,
Dein Jagdgewehr wird die edelste Waffe für das treue
'! Thier sein."
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Zeitung <Motiv>
Empörung
Kriegskosten
Zeitungslektüre <Motiv>
Karikatur
Steuer
Deutsch-Dänischer Krieg <1864>
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 40.1864, Nr. 976, S. 95

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