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Warum der Bürgermeister von Ucbelhausen nicht mehr mit dem

Der Herr Landrichter und der Herr Bürgermeister in
Ucbelhausen sind einander in vielfacher Beziehung sehr ähnlich.
Einmal sind beide gleich dick und rund; beide essen und
trinken gern etwas Gutes —- namentlich, wenn es nichts
kostet — und endlich, beide ziehen gleich ungern den Geld-
beutel.

Vor Kurzem sagte der Landrichter Abends im Casino
zum Bürgermeister: „Verehrtester, ich habe morgen eine
Kommission in Tannenheim. Wenn Sie Lust haben, mit-
zufahren, so könnten wir, sobald meine Geschäfte erledigt
sind, nach Rupprcchtsstegen kutschiren und in dem Kurhause
übernachten. Man soll dort gut und billig zehren; überdies
haben wir beide das neue Etablissement noch nicht gesehen."
Der Bürgermeister nimmt die Einladung an und hegt dabei
die stille Hoffnung, der Landrichter werde als Einladender
wo nicht die ganze Zeche, so doch den größten Theil der-
selben bezahlen.

Am folgenden Nachmittage kamen die zwei Reisenden
; hungrig und durstig in Nupprechtsstegcn an und verfügten
! sich sofort in den Speisesaal des Kurhauses.

Der Oberkellner präsentirte ihnen die Wein- und Speisen-
] karte. Der Bürgermeister, dem nachgerade doch einige Zweifel
über die Gastfreundlichkeit seines Reisegefährten aufgestiegen
waren, wählte sich vorsichtigerweise nur Suppe, Rindfleisch
und Braten, ohne Wein. Der Landrichter dagegen ließ sich
zum nicht geringen Erstaunen seines Begleiters noch außer-
dem Forellen und eine Flasche des feinsten Rothweins auf-
tragen. Nach dem Kaffee verlangte er die Rechnung. Der
j Oberkellner überreichte ein beschriebenes Blatt.

„3 Gulden 30 Kreuzer; trifft auf den Mann 1 Gulden
45 Kreuzer. Wir machen ja doch gemeinschaftliche Zeche,
nicht wahr, Herr Bürgermeister?"

Dieser hätte vor Wuth aus der Haut fahren mögen;
j allein er durfte sich nichts merken lassen und zahlte mit inner-
, lichem Seufzen das theure Mittagessen.

Als die Zeit des Abendessens kam, sagte der Land-
; richter: „Ich weiß gar nicht, was heute mit mir ist. Ich
! verspüre nicht den mindesten Appetit, ich muß mich heute
- Mittag etwas übernommen haben."

Der Bürgermeister aber dachte: „Wart' nur, verfluchter
Landrichter, ich will mich schon an Dir rächen!" Er bestellt
sich das Theuerste, was die Speisekarte aufweist und eine
i Flasche St. Julien. Sodann soupirt er mit unendlichem
Behagen. Ein triumphirendes Lächeln spielt um seine Lippen,
als er bemerkt, wie sein Gefährte bei seiner Pfeife und einem
Glas Bier ruhig sitzen bleibt und außer Stand zu sein
scheint, heute ein Abendessen einzunehmen.

Müde von den ungewöhnlichen Anstrengungen des Tages
sucht der Bürgermeister vor seinem Genossen das Bett auf
und schläft den Schlaf des Gerächten. Beim Erwachen
am andern Morgen freut er sich auf's Neue königlich dar-
über, daß es ihm so gut gelungen sei, dem Landrichter
Gleiches mit Gleichem vergolten zu haben.

Landrichter reist. 175

Wer beschreibt aber seinen Schrecken, als ihm vor der
Abreise die gemeinsame Rechnung vor das Gesicht kommt.
Da sind außer seiner Zehrung abermals theure Forellen und
noch zwei weitere Flaschen St. Julien berechnet! Es ist
klar, der Landrichter hat später seinen Appetit wieder gefunden,
und dieser muß allem Anschein nach einen bedeutenden Durst
im Gefolge gehabt haben.

Seit diesem Tage hat sich der Bürgermeister hoch und
theuer verschworen, niemals wieder mit dem Landrichter eine
Reise zu machen.

Moderne Sprichwörter.

Arbeit ist Zeitvertreib für die Dummen.

Wenn die Noth am größesten, ist der Hauswirth am
bösesten.

Sage mir, mit wem Du umgehst, und ich will Dir
sagen, wer es ist.

Wenn dem Rentier zu wohl wird, geht er auf die Börse.

Was dem Einen theuer ist, ist dem Anderen billig.

Einladende Einladung.

„Herr Brnmmler, ich verbitte mir ein für alle Mal,
daß Sie mich auf offener Straße anfordern, wenn Sie was
! wollen, so können Sie zu mir auf mein Zimmer kommen
j und da werde ich Sie — die Treppe hinunter werfen!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Einladende Einladung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
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Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Entstehungsort (GND)
München

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Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Begegnung <Motiv>
Empörung
Geste <Motiv>
Gruß <Motiv>
Abweisung
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 40.1864, Nr. 986, S. 175
 
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