Der Senfhund. 15
Wie die Anderen nun genug gelacht hatten, fiel es j
dem Einen der Gäste, ein Seifensieder und ein gar drol-
liger Kauz, auf, daß der Handiverksbursch immer die Katze
so aufmerksam betrachtete, und kein Auge non ihr ver-
wandte. Er wurde zuletzt neugierig und rief:
„Nun, Handwerksbursch, was hast Du mit der Katz',
ist denn da was Besonderes dran?"
„Ei gewiß, lieber Herr," sagte der Handwerksbursch,
mit dem Kopf nickend, „das ist eine Senf katz."
„Eine Senfkatz?" riefen die Anderen lachend aus,
„was ist das? davon Hab'ich mein Lebtag Nichts gehört."
„Ei," sagte der Handwerksbursch, „wer's versteht, der
kann machen, daß die Katz' da weit eher Senf als Milch leckt."
„Ei, Du Tausendsappermenter!" rief der Seifensieder
vergnügt aus, „wenn Tu das zu Wege bringst,, zahl ich Dir
Abendbrod und Schlafstelle und Bier, >vas Du trinken magst,
j Wenn Du's aber nicht kannst, mußt Tu selber Senf lecken."
Nickte der Handwerksbursch vergnügt vor sich hin und
I Einer war schon aufgesprungen und hatte eine Schale mit
Milch geholt, die das Kätzlein kaum roch, als es wacker zu
schnurren, anfing. Der Handwerksbursch aber nahm das Sens-
krügleiu vom Tisch und einen Spahnfidibus dazu, mit dem
er sich einen Theil Senf herauslangte und wie jetzt die Katze
mit gebogenem Rücken und hoch gehobenem Schweif auf die
Milch zugehen wollte, strich ihr der Handwerksbursch geschwind
mit dem Spahn den Senf unter den Schweis, ivas nicht
wenig beißen mochte. Drehte sich die Katze rasch herum und
fing an den Lens abzulecken und zu prusten und lvieder zu
lecken und dachte gar nicht an die Milch. Die Gäste im
Zimmer aber erhoben ein unbändiges Gelächter und riefen,
daß der Handwerksbursch die Wette gewonnen hätte.
Der Seifensieder wollte die Strafe aber nicht umsonst
gezahlt haben, und wie er nach drei oder vier Tagen ein-
mal in die benachbarte Stadt hinüberkam, sah er sich dort ini
Wirthshans geschwind nach einer Katze um, damit er bei der
seinen Spaß anbringen könnte. War aber keine Katze da
und nur Einer der Gäste hatte einen kleinen schlvarzen Hund
bei sich, der an ihm heraufsprang und gern von der Wurst
haben wollte, die jener gerade verzehrte.
„Wetter noch einmal," sagte da der Seifensieder, indem
er neben dem Tisch stehen blieb und den Hund aufmerksam
betrachtete, „was habt Ihr da für einen sonderbaren Hund,
Kamerad!"
„Ich?" frag der Mann erstaunt, das ist doch kein sonder- j
barer; das ist ein Pintscher."
„Ein Pintscher?" rief der Seifensieder — „bewahre,
das ist ein Senfhund."
„Ein Senfhund?" lachte der Gast, „Hab in meinem
Leben von keinem Seufhund gehört."
„Ei, der frißt lieber Senf als Wurst!" rief aber der
Seifensieder, jetzt fest entschlossen, seinen Bortheil zu verfolgen.
„Ob er wohl?" lächelte der Fremde, und hielt dem i
Hund die Senfbüchse hin. Der aber roch daran und prustete
und nieste nachher in einem fort, daß die llmstehenden zu
lachen anfingeu. Da sagte der Seifensieder: „Ja man muß
es eben können; ich lvctt Euch aber zehn Seidel Bier, daß
ich den Hund eher den Senf als die Wurst will fressen
machen."
„Topp, es gilt!" riefen Andere, die dabei standen und
den Spaß auch mit sehen wollten.
Ließ sich der Seifensieder eine Wurst geben, nahm dann
einen Holzspahn, lvie er's vom Handwerksburschen gesehen
hatte und drehte ihn im Senf herum, daun lockte er den
Hund mit der Wurst und strich ihm dabei, ehe er's sich ver- .
sah, den Senf unter das kurze, aufrecht stehende Schwänzchen.
Der Pintscher war aber kein Senfhund. Er erschnappte
Wie die Anderen nun genug gelacht hatten, fiel es j
dem Einen der Gäste, ein Seifensieder und ein gar drol-
liger Kauz, auf, daß der Handiverksbursch immer die Katze
so aufmerksam betrachtete, und kein Auge non ihr ver-
wandte. Er wurde zuletzt neugierig und rief:
„Nun, Handwerksbursch, was hast Du mit der Katz',
ist denn da was Besonderes dran?"
„Ei gewiß, lieber Herr," sagte der Handwerksbursch,
mit dem Kopf nickend, „das ist eine Senf katz."
„Eine Senfkatz?" riefen die Anderen lachend aus,
„was ist das? davon Hab'ich mein Lebtag Nichts gehört."
„Ei," sagte der Handwerksbursch, „wer's versteht, der
kann machen, daß die Katz' da weit eher Senf als Milch leckt."
„Ei, Du Tausendsappermenter!" rief der Seifensieder
vergnügt aus, „wenn Tu das zu Wege bringst,, zahl ich Dir
Abendbrod und Schlafstelle und Bier, >vas Du trinken magst,
j Wenn Du's aber nicht kannst, mußt Tu selber Senf lecken."
Nickte der Handwerksbursch vergnügt vor sich hin und
I Einer war schon aufgesprungen und hatte eine Schale mit
Milch geholt, die das Kätzlein kaum roch, als es wacker zu
schnurren, anfing. Der Handwerksbursch aber nahm das Sens-
krügleiu vom Tisch und einen Spahnfidibus dazu, mit dem
er sich einen Theil Senf herauslangte und wie jetzt die Katze
mit gebogenem Rücken und hoch gehobenem Schweif auf die
Milch zugehen wollte, strich ihr der Handwerksbursch geschwind
mit dem Spahn den Senf unter den Schweis, ivas nicht
wenig beißen mochte. Drehte sich die Katze rasch herum und
fing an den Lens abzulecken und zu prusten und lvieder zu
lecken und dachte gar nicht an die Milch. Die Gäste im
Zimmer aber erhoben ein unbändiges Gelächter und riefen,
daß der Handwerksbursch die Wette gewonnen hätte.
Der Seifensieder wollte die Strafe aber nicht umsonst
gezahlt haben, und wie er nach drei oder vier Tagen ein-
mal in die benachbarte Stadt hinüberkam, sah er sich dort ini
Wirthshans geschwind nach einer Katze um, damit er bei der
seinen Spaß anbringen könnte. War aber keine Katze da
und nur Einer der Gäste hatte einen kleinen schlvarzen Hund
bei sich, der an ihm heraufsprang und gern von der Wurst
haben wollte, die jener gerade verzehrte.
„Wetter noch einmal," sagte da der Seifensieder, indem
er neben dem Tisch stehen blieb und den Hund aufmerksam
betrachtete, „was habt Ihr da für einen sonderbaren Hund,
Kamerad!"
„Ich?" frag der Mann erstaunt, das ist doch kein sonder- j
barer; das ist ein Pintscher."
„Ein Pintscher?" rief der Seifensieder — „bewahre,
das ist ein Senfhund."
„Ein Senfhund?" lachte der Gast, „Hab in meinem
Leben von keinem Seufhund gehört."
„Ei, der frißt lieber Senf als Wurst!" rief aber der
Seifensieder, jetzt fest entschlossen, seinen Bortheil zu verfolgen.
„Ob er wohl?" lächelte der Fremde, und hielt dem i
Hund die Senfbüchse hin. Der aber roch daran und prustete
und nieste nachher in einem fort, daß die llmstehenden zu
lachen anfingeu. Da sagte der Seifensieder: „Ja man muß
es eben können; ich lvctt Euch aber zehn Seidel Bier, daß
ich den Hund eher den Senf als die Wurst will fressen
machen."
„Topp, es gilt!" riefen Andere, die dabei standen und
den Spaß auch mit sehen wollten.
Ließ sich der Seifensieder eine Wurst geben, nahm dann
einen Holzspahn, lvie er's vom Handwerksburschen gesehen
hatte und drehte ihn im Senf herum, daun lockte er den
Hund mit der Wurst und strich ihm dabei, ehe er's sich ver- .
sah, den Senf unter das kurze, aufrecht stehende Schwänzchen.
Der Pintscher war aber kein Senfhund. Er erschnappte
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Senfhund"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 44.1866, Nr. 1070, S. 15
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg