Die Zwiebel.
Diene Version eines alten Schwankes/
Frau Käthel in der Beichte war
Und legte ihre Sünden dar.
„Herr Pater, cinö noch muß ich sagen,
Ich weiß nicht, ob's mich kann verklagen:
Müßt nämlich wissen, daß mein Mann
Gern Zwiebeln möchte dann und wann,
Bald als Gemüs', bald nebenbei
An Erbsen- oder Linsenbrei;
Ich aber kann sic nit ausstehn,
Sie nit erriechen, nit ersehn;
Und darum, trotz Gebot und Bitt',
Bekommt er eben Zwiebeln nit."
Der Pater sprach: „Ihr aßet nie
Noch Schöpsenfleisch mit Zwiebelbrüh'?
Und mochtet Ihr auch nicht versuchen
Ein Stücklcin warmen Zwiebelkuchen?
Wie ist's denn mit dem Fastentisch?
Ohn' Zwiebel, denk' ich, schmeckt kein Fisch."
Frau Käthel draus: „Nein, nit rühr' an!
Die Zwiebel ich nit leiden kann."
Der Pater wieder: „Ei, der Dau§!
Ist denn da Frieden in dem Haus?
Wenn Euer Mann was haben will
Und Ihr verneint es: schweigt er still?"
„Ja — sprach sic — öfter möcht' uns beiden
Die Zwiebel unsre Eh' verleiden:
Zuerst, wenn ich ihm keine bring';
Dann lvicder ist's ein böses Ding,
Wenn er sich auswärts macht den Schmaus
Und kommt mit dem Geruch nach Haus;
Da setzt es öfter Krieg und Streit . . .
Was hilft's? Mir sind die Zwiebeln leid.
Drum wenn ich dafür büßen muß,
So bitt' ich, macht mir leicht die Buß'."
Der Pater sann ein wenig nach,
Darauf er zu Frau Käthel sprach:
„Nun freilich ist es gar nicht recht,
Daß Ihr dem Manne widersprecht;
Doch da cs nur der Zwiebel wegen,
So will ich Schweres nicht auflegen:
Wer kann denn wider die Natur?
Darum zur Buße setz' ich nur,
Daß Ihr —, beilcib' cs nicht vergeht! —
Vier Wochen lang nicht Zwiebeln eßt."
Frau Käthel dankt, und denkt bei sich:
„Das ist fürwahr doch wunderlich,
Daß er mir etwas untersagt,
Was grad' zu thun mir nicht bchagt.
Na ja, ich werd' nach Zwiebeln laufen! . .
Obzwar — ich könnt' mir ein paar kaufen,
Daß ich der Buße lachen kann.
Damit auch neck' ich meinen Mann
Und sag' ihm, daß ich jetzt zur Buß'
Ein Zwiebelchen betrachten muß."
Sie kauft sich also Zwiebeln ein,
Geht damit in ihr Kämmerlein
Und lacht: „Das also sind die Beeren,
Die ich beileib' nicht darf verzehren!
Wie riecht denn die vcrbot'ne Frucht? —
Hätt' ich sie schon einmal versucht,
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Diene Version eines alten Schwankes/
Frau Käthel in der Beichte war
Und legte ihre Sünden dar.
„Herr Pater, cinö noch muß ich sagen,
Ich weiß nicht, ob's mich kann verklagen:
Müßt nämlich wissen, daß mein Mann
Gern Zwiebeln möchte dann und wann,
Bald als Gemüs', bald nebenbei
An Erbsen- oder Linsenbrei;
Ich aber kann sic nit ausstehn,
Sie nit erriechen, nit ersehn;
Und darum, trotz Gebot und Bitt',
Bekommt er eben Zwiebeln nit."
Der Pater sprach: „Ihr aßet nie
Noch Schöpsenfleisch mit Zwiebelbrüh'?
Und mochtet Ihr auch nicht versuchen
Ein Stücklcin warmen Zwiebelkuchen?
Wie ist's denn mit dem Fastentisch?
Ohn' Zwiebel, denk' ich, schmeckt kein Fisch."
Frau Käthel draus: „Nein, nit rühr' an!
Die Zwiebel ich nit leiden kann."
Der Pater wieder: „Ei, der Dau§!
Ist denn da Frieden in dem Haus?
Wenn Euer Mann was haben will
Und Ihr verneint es: schweigt er still?"
„Ja — sprach sic — öfter möcht' uns beiden
Die Zwiebel unsre Eh' verleiden:
Zuerst, wenn ich ihm keine bring';
Dann lvicder ist's ein böses Ding,
Wenn er sich auswärts macht den Schmaus
Und kommt mit dem Geruch nach Haus;
Da setzt es öfter Krieg und Streit . . .
Was hilft's? Mir sind die Zwiebeln leid.
Drum wenn ich dafür büßen muß,
So bitt' ich, macht mir leicht die Buß'."
Der Pater sann ein wenig nach,
Darauf er zu Frau Käthel sprach:
„Nun freilich ist es gar nicht recht,
Daß Ihr dem Manne widersprecht;
Doch da cs nur der Zwiebel wegen,
So will ich Schweres nicht auflegen:
Wer kann denn wider die Natur?
Darum zur Buße setz' ich nur,
Daß Ihr —, beilcib' cs nicht vergeht! —
Vier Wochen lang nicht Zwiebeln eßt."
Frau Käthel dankt, und denkt bei sich:
„Das ist fürwahr doch wunderlich,
Daß er mir etwas untersagt,
Was grad' zu thun mir nicht bchagt.
Na ja, ich werd' nach Zwiebeln laufen! . .
Obzwar — ich könnt' mir ein paar kaufen,
Daß ich der Buße lachen kann.
Damit auch neck' ich meinen Mann
Und sag' ihm, daß ich jetzt zur Buß'
Ein Zwiebelchen betrachten muß."
Sie kauft sich also Zwiebeln ein,
Geht damit in ihr Kämmerlein
Und lacht: „Das also sind die Beeren,
Die ich beileib' nicht darf verzehren!
Wie riecht denn die vcrbot'ne Frucht? —
Hätt' ich sie schon einmal versucht,
4:
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Zwiebel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 44.1866, Nr. 1072, S. 27
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg