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Ein Mustcrsöhnchcn.

Das würdige Ehepaar Zwetschcnbrummer war leider
mit einem ziemlich unwürdigen Sohne gesegnet. Obgleich
nun dieser soweit ein wohlerzogener Sohn seiner Eltern
war, daß er keine Schuhnägel aß und seine Nebenmenschen
nicht tvdt schlug, so hatte er doch die geniale Unart, allerlei
Schulden zu contrahiren, die bei seinem Stande als biederer
Kaufmannseleve und Volontair in einem größeren Schnitt-
waarengeschäfte — wo junge Leute sehr leicht zu abnormen
Ausgaben für Toilette verführt werden — nicht ganz passend
war. Dahingegen hatte ihm der liebe Gott Eltern mit
einem großen Geldbeutel und kleinem Verstände geschenkt,
wie man das häufig in der Welt verpaart findet.

Als nun der Sohn in der kleinen Vaterstadt als
mauvais sujet verschrien war, beschlossen die lieben Eltern,
ihren Sohn zur Besserung und weiteren Ausbildung nach
Paris zu schicken.

War der Ort Paris für das leichtsinnige Temperament
des jungen Taugenichts eigentlich nicht klug gewählt, so
wird man doch gestehen müssen, daß der Herr Sohn dort
Lebensart oder modernen Styl profitirte.

„In Paris, in Paris, wo ich meine Stiefeln flicken
ließ," singt schon der Handwerksbursche sehnsuchtsvoll seiner
schön verlebten Tage dort gedenkend. Und in Paris gefiel
es dem Herrn Sohn auch ganz famos.

Als man ihm schon unterschiedliche Geldsendungen ge-
macht hatte, die bereits das Doppelte der dazu ausgesetzten

Ein Mustersöhnchen. 167

Summe verschlungen hatten, und noch immer geschriebene
Schrcibebriefe von Paris kamen, die nur drei Worte in-
haltsschwer enthielten, nämlich: Geld, Geld, und nochmals
Geld; da ermannte sich der Papa und schrieb seinem Sohne,
daß man ihm nichts mehr senden würde.

Hierauf schrieb aber dieser von Paris einen sehr lako-
nischen Brief, wie er gemeinhin großen Männern in der
Geschichte eigen ist:

„Wenn Ihr nicht umgehend 5000 Franks sendet, bin
ich geztvungcn zu thun, was ich nicht gern thue!"

Dieses wirkte — und die ängstlichen Eltern beschlossen
endlich, ihren entarteten Sohn aus diesem modernen Babel
zu ziehen. Ein Freund in Paris wurde beauftragt, dem
Sohne das betreffende Geld zu insinuiren, aber gleichzeitig I
gebeten, diesen per Courierzng in die Heimath zu dirigiren,
was auch geschah.

Nachdem sich die erste Freude des Wiedersehens gelegt
hatte und allmählich die Vorwürfe auftauchten, erlaubten
sich die neugierigen Eltern auch die Frage: „Aber, guter
Junge, tvas gedachtest Du denn zu thun, wenn tvir Dir
kein Geld geschickt hätten?"

„Oh!" antwortete nun der gebildete Sohn den ver-
blüfften Eltern: „Ich würde angefangen haben zu arbeiten."

Auflösung

der räthsclhaftcn Inschrift in Nummer 1088:

„Da Mates ist af amal zwa Portion'«.",
(Der Mathes ißt auf einmal zwei Portionen.)
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Mustersöhnchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Wohlstand
Eltern <Motiv>
Drohung
Faulheit
Sohn <Motiv>
Kutsche <Motiv>
Missverständnis
Übellaunigkeit
Finanzielle Hilfe
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 44.1866, Nr. 1089, S. 167

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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