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Das Gespenst.
Ich ging einst nach Mitter-
nacht,
Vom Wirthshaus aus nach
Haus,
Da folgte mir ein Schatten
nach,
Schritt nm Schritt, O!
Graus.
Ich macht' bei meiner Woh-
nung Halt,
Da wnrd' es mir erst klar,
An dem Wort: „Sie zahl'n
inich bald!"
Daß es mein Schneider ivar.
Tante und Nichte.
Nichte: „Das war ein liebenswürdiger Herr; nicht
wahr, liebe Tante? Und bemerktest Du nicht, wie aufmerk-
sam er mich betrachtete? Der wäre nach meinem Geschmack."
— Tante: „Wenn Du Dich dereinst verheirathest, liebe
Nichte, mußt Du nicht nur auf ein hübsches Gesicht,
sondern auch besonders ans Vermögen sehen. Ich habe es
auch so gemacht. Dieser junge Mann ist so arm wie eine
Kirchenmaus, während sein alter Onkel, der bei ihm sitzt,
einer der reichsten Grundbesitzer ist." — Nichte: „Denkst
Du denn, liebe Tante, ich meine den jungen Modegecken?
Der ist doch nicht liebenswürdig. Er hat ja einige Sommer-
sprossen, und zweifle auch, daß seine Locken von Natur so
gekräuselt sind. Ich meine den Onkel, der übrigens nicht
verdient, daß Du ihn alt nennst. Er sieht noch sehr gut
aus, besser als mancher junger Herr."
Onkel und Neffe.
Neffe: „Hast Du dort die reizende Dame bemerkt,
lieber Onkel! Die wäre nach meinem Geschmack." — Onkel:
„Wenn Du Dich dereinst verheirathest, lieber Neffe, mußt
Du nicht nur ans ein hübsches Gesicht, sondern auch beson-
ders ans Vermögen sehen. Ich habe es auch so gemacht.
Dieses junge Mädchen ist so arni >vie eine Kirchenmaus." —
Neffe: „Arm ist sie? Das ist freilich schlimm! Wenn man
sie übrigens genauer betrachtet, ist sic doch nicht so schön,
wie es ans den ersten flüchtigen Blick scheint. Sie hat
einige Sommersprossen, und ich zweifle auch, daß ihre blonde
Lockenfülle Natur ist." — Onkel: „Ihre alte Tante,
die da neben ihr sitzt, gehört indeß zu den reichsten
Wittwen der Stadt." — Nesse: „A l t nennst Du die?
— Sie sieht noch sehr gut ans, besser als manches junge
Mädchen."
Das Gespenst.
Ich ging einst nach Mitter-
nacht,
Vom Wirthshaus aus nach
Haus,
Da folgte mir ein Schatten
nach,
Schritt nm Schritt, O!
Graus.
Ich macht' bei meiner Woh-
nung Halt,
Da wnrd' es mir erst klar,
An dem Wort: „Sie zahl'n
inich bald!"
Daß es mein Schneider ivar.
Tante und Nichte.
Nichte: „Das war ein liebenswürdiger Herr; nicht
wahr, liebe Tante? Und bemerktest Du nicht, wie aufmerk-
sam er mich betrachtete? Der wäre nach meinem Geschmack."
— Tante: „Wenn Du Dich dereinst verheirathest, liebe
Nichte, mußt Du nicht nur auf ein hübsches Gesicht,
sondern auch besonders ans Vermögen sehen. Ich habe es
auch so gemacht. Dieser junge Mann ist so arm wie eine
Kirchenmaus, während sein alter Onkel, der bei ihm sitzt,
einer der reichsten Grundbesitzer ist." — Nichte: „Denkst
Du denn, liebe Tante, ich meine den jungen Modegecken?
Der ist doch nicht liebenswürdig. Er hat ja einige Sommer-
sprossen, und zweifle auch, daß seine Locken von Natur so
gekräuselt sind. Ich meine den Onkel, der übrigens nicht
verdient, daß Du ihn alt nennst. Er sieht noch sehr gut
aus, besser als mancher junger Herr."
Onkel und Neffe.
Neffe: „Hast Du dort die reizende Dame bemerkt,
lieber Onkel! Die wäre nach meinem Geschmack." — Onkel:
„Wenn Du Dich dereinst verheirathest, lieber Neffe, mußt
Du nicht nur ans ein hübsches Gesicht, sondern auch beson-
ders ans Vermögen sehen. Ich habe es auch so gemacht.
Dieses junge Mädchen ist so arni >vie eine Kirchenmaus." —
Neffe: „Arm ist sie? Das ist freilich schlimm! Wenn man
sie übrigens genauer betrachtet, ist sic doch nicht so schön,
wie es ans den ersten flüchtigen Blick scheint. Sie hat
einige Sommersprossen, und ich zweifle auch, daß ihre blonde
Lockenfülle Natur ist." — Onkel: „Ihre alte Tante,
die da neben ihr sitzt, gehört indeß zu den reichsten
Wittwen der Stadt." — Nesse: „A l t nennst Du die?
— Sie sieht noch sehr gut ans, besser als manches junge
Mädchen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Gespenst" "Ein Zeitbild"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Heimweg
Vernunftehe
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 44.1866, Nr. 1092, S. 188
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg