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, Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- __ ^ — _ Erscheinen wöchentlich cmTOal. ®ubfcrij)ti0n«=XLy1II^ö_

b‘ Handlungen, sowie von allen Postämtern und WL Hf§. preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr.

Zeitung«expeditionen angenommen. °d. 2 Rthlr. 5 Sgr. Emzelne Nummern9kr. °d 2'/.Sgr.

Praktisch und Ideal.

(Fortsetzung.)

Louise versank in ticfeö Nachdenken, ging einigemal in
dem Saale auf und nieder, ohne der Schwester einen Blick
zu gönnen, trat aber dann nahe vor dieselbe hin und sagte:

„Marie, cs war ein glücklicher Gedanke, der vorhin
plötzlich durch meine Seele fuhr. Wir dürfen nicht zu unseren
Eltern gehen; aber Du mußt meinen Gatten und ich den
Deinen auf eine kurze Zeit besuchen."

Marie sah die Schwester fragend an.

„Als ich heute Morgen," fuhr Louise fort, „hier-
hcrfuhr, sann ich während des ganzen WegeS darüber nach,
worin der Grund der Unzufriedenheit meines Mannes zu
suchen sei und ich glaube ihn bei mir, wie bei Dir ge-
funden zu haben. Wir sind in den ersten Tagen nach

unserer Vermählung zu gut gegen unsere Männer gewesen,
wir haben uns Mühe angcthan, unser innerstes Wesen, unsere
entschiedensten Neigungen zu verläugncn und nun, da sich
dieselben wieder geltend machen, erkennen unsere Männer darin
Fehler, von denen sic glauben, daß wir sic damit zu den un-
glücklichsten Geschöpfen machen. Das ist aber nur eine ein-
fältige Einbildung von ihnen. Unsere Männer müßten unö
gerade um unserer Neigungen willen, die bei keiner von uns
so stark hervortreten um lästig zu fallen, um so mehr ehren.
Unsere Männer müssen von ihrem eingebildeten Unglück durch
unö selbst geheilt werden."

„Aber, wie ist das möglich?" fragte Marie, die der
Schwester mit steigender Aufmerksamkeit zugchört hatte.

„Es ist möglich, wenn Du mir folgst," erwiderte Louise.
„Unseren Männern muß das, worauf sie bei dem Weibe den
meisten Werth legen, widerwärtig, lächerlich, unerträglich ge-
macht werden. Wenn wir sic dahin bringen, sind sie für
immer von ihren Grillen geheilt."

„Wenn wir daö könnten," sagte Marie nachdenklich.

„Wir können cs bei gutem Willen und ein wenig Der- 1
stellungsgabc. Wir bleiben heute hier. Morgen fährst Du
zu meinem und ich zu Deinem Gatten; dann ist cs unsere Auf- i
gäbe, unö den Männern so widerwärtig, wie möglich zu machen."

„Ich kann keine falsche Rolle spielen," sagte Marie.

„Du kannst es bester alö ich," entgegncteLouise, „wenn
Du daran denkst, daß Du Deiner Schwester einen Dienst
damit leistest, der zu ihrem künftigen Glück dienen kann."

Was auch Marie gegen den cigenthümlichcn Vorschlag
der Schwester einzuwenden hatte, diese ließ mit Bitten nicht
nach, bis sic die Einwilligung dazu gab. Den ganzen Tag
über wurde nun der Plan noch lebhaft besprochen, selbst ein
Thcil der Nacht dazu verwendet.

Am folgenden Morgen um zehn Uhr, alö die Post- :
wagen vor der Fortnna hielten, nahmen die beiden Schwe-
stern in einer herzlichen Umarmung Abschied, und Louise
flüsterte dabei der Schwester noch einmal zu:

„Also vergiß eö nicht, wir haben unö unterwegs nicht
gesehen, und Keines weiß von der Reise dcö Anderen etwas."

Die Wagen rollten dahin. Abends fünf Uhr langte
Marie glücklich an.

3. Heilvcrsuche.

Dem Asscstor Eduard Guthcim war es heute doch etwas
unheimlich und leer in dem von seiner jungen Gattin ver-
lassenen Hause vorgekommen. Den ganzen Tag über hatte
ihn der Gedanke nicht verlassen, ob er in seinen Vorwürfen
nicht zu weit gegangen sei, und cs ist sicher, er würde jetzt
viel geneigter gewesen sein, eine Abbitte bei der schönen,
so sehr beleidigten Gattin zu thun, alö er eö Tagö zu-
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