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Zn Minncdicnstcn.

„Mein geliebter Koloman!

Dein thcueres Briefchen vom 18. August gestatte mir,
Dir erst bei nächster Gelegenheit ausführlich zu beantworten,
denn ich habe heute große Eile, Dich in Kcnntniß zu sehen,
daß ich den nächsten Sonntag Morgens von hier aus-
fahren und um etwa 7 Uhr Früh durch Eschenthal kommen
werde. Du wirst mich wohl am Fenster Deiner Wohnung
erwarten? ES ist zwar noch sehr früh und Du pflegst
sonst an Sonntagen, wenn Ihr keine Kirchparadcn habt, den
ganzen Vormittag zu verschlafen. Diesmal mache aber, mein
geliebter Koloman, mir zu Liebe eine Ausnahme. Mich be-
gleitet meine Schwester Wilhclmine und wir fahren nach
L>terndorf zu einer Tante, die uns in einer Familienange-
legenheit dringend erwartet. Du liebst mich doch noch, mein
einziger Koloman? Bei Euch Herren Militärs ist man nie

sicher, ob Ihr seit dem Sturme auf unser Herz nicht in-
zwischen wieder neue Eroberungen unternommen habt! Aber
ich habe mich zu weit verplauscht, ich wollte nur kurzweg
schreiben, daß wir uns flüchtig sehen werden. Also nicht
vergessen, d. h. nicht verschlafen, mein lieber Koloman!
Nächsten Sonntag 7 Uhr in der Früh!

Ewig nur Deine

Amalie.

P. 8. Ich denke, Du könntest Dich dieömal auch com-
plct in Uniform werfen und den Schlafrock bei Seite lassen.
Du weißt, ich stnde Dich immer in Deiner Uniform so recht
verwegen!"

„Der Schalk!" rief Lieutenant Koloman von Geron
nach Lesung dieses Briefes mit einem herzlichen Lachen, indem
er mit seiner Rechten den wohlgcpflegtcn blonden Schnurr- 1

[ bart durch die Finger strich, während die Linke den Brief so
i umfaßt hielt, wie den Korb dcö versorgten Säbels — leicht
i und lose.

„Der Schalk! Auf rein Deutsch heißt es eigentlich, daß
ich sie begleiten soll, denn das ist ja allbekannt, daß die
Frauen gerade in der Nachschrift das Meiste und Eigent-
lichste sagen. Gut, mein liebes Kind, Du sollst mich schon
in Uniform finden und so verwegen, wie — daß Du Dich
sogar fürchten sollst! Ein neckisches Mädchen das, diese
Amalie, aber übrigens ein recht herziges Ding! Verliebt wie
eine Turteltaube — aber bei Weitem noch nicht so zahm
— übrigens doch fügsam. Also morgen gcht's los, denn
heute ist Samstag. Morgen gehen wir in'S Feld. Kirch-
parade ist keine — Jnspektionsdicnst trifft mich auch nicht,
das kömmt mir gerade recht — ich brauche mich beim
StativnScommandantcn gar nicht zu melden; übrigens werde
ich Malchcn nicht weiter als eine Stunde WegcS begleiten,
denn dann muß ich ohnedies auf Jnfantericart zurück und
ich muß mich schonen — die verfluchten Beine wollen mir
seit einiger Zeit nicht so recht vorwärts! Diese ewigen Feld-
Übungen machen den Menschen ganz caput! Uebrigcnö muß
ich morgen in die große Mcste, ich hoffe dort die fesche Mili
zu sehen, denn sie sehnt sich schon gar so sehr nach mir, so
sehr, wie ich mich nach dem Stabsoffizierskragen. Aber sic wird
mich doch nicht erhalten, so wie ich den Blcchkragen gar nicht
erleben werde, ausgenommen, wenn cö Jenseits bei der gro-
ßen Armee ein Avancement gibt, wo die Verdienste doch bester
gewürdigt werden, denn im Himmel muß cs doch eine himm-
lische Gerechtigkeit geben!"

Koloman ließ sich mit einem tiefen Seufzer in seine


Lr
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