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14 «cßcUunflcn werden in allen Buch- und Kunst. M Erscheinen wöchentlich c.nMal. Snb,erlplwns^, ^

U- Handlungen, sowie von allen Postämtern und KKAH. preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. '

Zeitungserpeditivncn angenommen. _ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummcn, 9 kr. od- 2'/, Sgr.

In Minncdienstcn.

(Fortsetzung.)

„Ach!" seufzte endlich Koloman nach langem, dumpfen
Brüten auf, „da wäre ich — die Freuden, die nicht einmal so
freudevoll waren, sind alle dahin und ich bin mehr als sechs
Meilen vom Haufe entfernt, ohne Aussicht zu haben, zur
rechten Zeit zurückkchrcn zu können. Es ist ein Elend, sich
wegen zwei schwarzen Augen so um seine Vernunft bringen
zu lassen, daß man keinen geschcidtcn Gedanken mehr fassen kann!
Wie ich auöschc! Ich werde selbst darüber verlegen! Meine
armseligen Stiefel haben bei der wüthcnden Tanzerei den
letzten Rest bekommen — ein Glück noch, daß eS dort so
ohne weiteren Schaden abgclaufcn ist. Ah, der Teufel!^ Mein
Rockärmel ist wieder aufgegangen — meiner -vrcu! Malchen
hat in ihren LiebcSgcdanken eine Hauptsache außer Acht ge-
lassen, die schon Eulenspicgel auf seinem Todtcnbctte den um
ihn versammelten Schneidern dringend ancmpfahl Malchen
hat am Faden keinen Knoten gemacht — so ist daö ganze
Loch wieder angelweit offen!

Schön sehe ich also aus, das ist wahr — ach, wohin
den Menschen die Liebe führt — man kommt ganz auf den
Hund! Das Haar klebt mir vor Schweiß ui»d Straßenstaub
wie mit Schusterkleister pomadistrt, zusammen, das Weiße
meines Hemdes hat sich auö gleicher Ursache in daS schönste
Kaminfcgerschwarz verwandelt. Und die Handschuhe! Die
haben außer einer äußerst salonwidrigcn Untadelhaftigkcit
ordentlich klaffende Mäuler an den Fingerspitzen bekommen!
Ach, jst's hoch ein wahres Elend um die Bebe! Und meine
Kasse, die ist erst recht schwindsüchtig geworden; die Musik
in jenem Räubcrnest hat mich total ruinirt! Alle Teufel!
Wie soll ich mit nicht ganz einem Gulden nach Hause kom-
men — und gar keine Eisenbahn hier! Ach, Koloman,
daran wirst Du Dein Lebtag zu denken haben!"

Koloman wurde hier in seinem Monolog durch einen
uniformirten Amtsdicncr gestört, der an ihm vorübcrgchcn
wollte.

„Heda, guter Freund! Wollt' Ihr Euch ein gutes
Trinkgeld verdienen?"

Der Angcrufene blieb, seine Kappe berührend, stehen. !
„Gewiß, Herr Obcrlieutcnant! WaS befehlen Sie? Bin auch
einmal Soldat gewesen!"

„So, lieber Freund? Nun, so werdet Ihr meine Eile
begreifen, wenn ich Euch sage, daß ich vor vier Uhr Morgens
in Eschcnthal sein muß!"

„Ich begreife, Herr Oberlieutenant!"

„Lieutenant, mein lieber Freund, Lieutenant bin ich!"

„Bitt' gchorsamst um Vergebung, Herr Lieutenant, wenn
ich Sic beleidigt habe, ich habe es nicht so böse gemeint!"

„Gut, gut, Freund; lasten wir das! Ich brauche eine
Gelegenheit nach Eschenthal!"

„Eine Gelegenheit?"

„Ja — aber gleich!"

„Einen Vorspann?"

„Alles cinö!"

„Gleich?"

„Auf der Stelle!"

„Aber heute noch?"

„Herrgott im Himmel, ja, ja, jetzt, gleich!"

„Können nicht bis morgen warten?"

„Mensch! Bring' mich nicht in Wnth! Will Soldat
gewesen sein und begreift nicht, was cs heißt, auf der
Stelle!"

„Ich begreife schon, bitte gchorsamst, Herr Obcrlieute-
nant, aber —"

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