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Zoraide.

(Fortsetzung.)

Da trat kurz vor der bestimmten Abgangszeit Junker
Eberhard herzu wie um den Schimmel zu bewundern und ließ,
während er schmeichelnd den Hals des Pferdes klopfte, ein
Goldstück in die Hand des Dieners gleiten und sprach zu dem
Erstaunten: „Willst Du mir einen Gefallen thun, Joseph?"

„Warum nicht, gnädiger Herr", antwortete dieser, indem
er das Geldstück rasch in seiner Tasche verschwinden ließ, „tausend
für einen!"

„Wohl, so mache, daß beim Aufsitzen des Fräuleins der
Sattelgurt bricht — Du sollst mich erkenntlich finden!"

Pfiffig lächelnd griff der Bursche in die Tasche, holte un-
bemerkt ein Messer hervor und schnitt den Riemen an der Gurt
zur Hälfte durch, so daß es nur noch eines Rucks bedurfte,
um ihn völlig zu zerreißen. Zufrieden nickte Eberhard mit dem
Kopfe und schritt hinweg, denn eben erschien das fürstliche Paar
mit dem gesammten Hofe, um die Rosse zu besteigen.

Zoraide hatte die türkische Tracht abgelegt; sie trug das
lange knapp anliegende Reitkleid der übrigen Damen, das ihre
schönen Formen nur um so reizender erscheinen ließ, und ein
kleines nüt Federn umwalltes Barett von grünem Sammt, das
sie allerliebst kleidete. Rasch legte sie das Händchen auf Eber-
hards Schulter, der artig herbeieilte, um ihr beim Aufsteigen
behülflich zu sein, setzte den kleinen zierlichen Fuß in den Bügel
»nd schwang sich leicht und graciös in den Sattel. Doch in
diesem Augenblicke riß der durchschnittene Riemen vollends durch
u>'d die schöne Reiterin glitt mit einem halb unterdrückten
schrei mit dem Sattel herab, glücklicher Weise in die Arme
Eberhards, die sie geschickt auffingen, so daß sie sich nicht be-
schädigen konnte.

„Tölpel," fuhr er jetzt den Diener an, „konntest Du das
Riemenzeug nicht besser Nachsehen? Schnell lege dem Pferde einen

I andern Sattel auf, doch beeile Dich, damit das Fräulein nur
so kurz, wie immer möglich aufgehalten ist!"

Eine Entschuldigung murmelnd verbeugte sich Joseph; ein
Zwinkern seines Auges machte jedoch dem Junker begreiflich,
daß ihm hinreichend Zeit für eine Unterredung ohne Zeugen
gegeben würde.

„Erlaubt mir, schöne Dame," sprach nun Eberhard, sich
artig verbeugend, „dem Herrn Markgrafen den stattgehabten
Unfall zu melden und ihn um Erlaubniß zu bitten, Euch so
lange Gesellschaft leisten zu dürfen, bis Euer Pferd frisch ge-
sattelt sein wird." •

Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte der Junker zu dem
Fürsten, der soeben das Zeichen zum Abgang gegeben hatte.
Bestürzt hörte Ludwig die Meldung des Junkers; einen Augen-
blick schwankte er, ob er nicht den bereits gegebenen Befehl
zurücknehmen und den Jagdzug aufhalten solle, bis Zoraide
folgen könne. Doch unmöglich durfte er die Markgräfin und
den ganzen Hof dieses Mädchens wegen warten lassen. Er ge-
nehmigte deßhalb des Junkers Bitte, Zoraiden Gesellschaft zu
leisten, begab sich neben Sibylle und sprengte an der Spitze
des Zuges aus dem Schloßportale.

Eberhard aber schritt vergnügt, daß seine List so wohl
gelungen war, zu Zoraide», die den unglücklichen Zufall ver-
wünschend, der ihr die Gesellschaft des ihr widerwärtigen Junkers
aufnöthigte, sich in das Unvermeidliche fügte und ihn ersuchte,
sie in den Schloßgarten zu geleiten, um dort die Ankunft ihres
PferdeS zu erwarten. Bereitwillig, da dies mit seinen Absichten
sehr übereinstimmtc, bot ihr der Junker die Hand und führte !
sie dahin.

„Welch' ein Glück, Fräulein," begann er dann, nachdem
sich Zoraide ans eine Ruhebank niedergelassen hatte, „daß der

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