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Zeitungserveditionen angenommen.

ad. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. ad. 2'/? Sgr.

Die weibliche Schildwachc.

(Fortsetzung.)

„Ta muß ich gleich selbst zur Kaiserin," rief die Mutter.

„Sie wird Sie nicht empfangen," sagte der Adjutant.

„Also ist diese Ordre unwiderruflich?" rief der Vater.

„Unwiderruflich," antwortete der Adjutant.

„Meine Tochter ein Soldat, ein Gemeiner!" jammerte
die Mutter.

„Sei ruhig, Mutter," sprach Jadwiga, „der Kaiserin muß
man ohne Widerrede gehorchen; das wollen wir auch thun
und ich will der großen genialen Frau gerne, ja mit Enthusiasmus,
dienen."

„Erlauben Sie, daß ich mich setze," seufzte Herr Nicwe-
liuski, „und diese Kosten; muß cs wirklich Zobel sein, thäte
es nicht Marder- oder Fehpelz."

„Wenn in der kaiserlichen Ordre Zobel steht," entgegncte
der Offizier lächelnd, „so thut es nichts als Zobelpelz und die
Damen, welche in der Armee dienen, tragen alle dieses Pelz-
werk. "

„Und diese Zulage," seufzte wieder der Alte, „aber da
hilft nichts, Sibirien ist auch nicht geheizt, da heißt es lieber
den Zobel zahlen und die fünfzig Rubel."

„Gewiß, Herr Niewelinski," sprach der Adjutant, „und
ich werde mich beeilen, Ihrer Majestät Ihre Bereitwilligkeit,
sowie Ihren begeisterten Dank zu melden."

Damit ging er und ließ die Familie Niewelinski mit
ihre» sehr gemischten Empstndnngen allein, den Vater fluchend,
die Mutter schluchzend, die Tochter im vollsten Jubel.

Jadwiga ließ indcß ihren Eltern nicht merken, wie viel
Anlaß sic zu dieser seltsamen kaiserlichen Entschließung gegeben
und wie selig sie über dieselbe war, sie machte ein möglichst
schwermüthiges Gesicht, beeilte sich aber Toilette zu machen und
stieg dann in eine Sänfte, welche sie rasch zu Frau von Mellin

brachte, der schönen, kühnen und durch ihre galanten Abenteuer
berühmten Frau, welche damals das Regiment Tobolsk commandirte.

Frau von Mcllin empfing das schöne Mädchen in ihrem
Boudoir in einem offenen Spitzenschlafrock und nöthigtc sie
sofort auf den Divan zu sich.

„Ich bin durch die Kaiserin in Alles cingeweiht," sprach
sie. „Auf mich können Sie unbedingt zählen."

Dann klingelte sie und bcschied durch eine Ordonnanz den
Lieutenant Samarin zu sich. Er erschien in wenigen Minuten,
salutirte und blickte in militärischer Haltung an der Thürc
stehend mit Erstaunen und einiger Verlegenheit auf die beiden
schönen Damen, welche in lautes Lachen ausbrachcn.

Frau von Mellin indes; faßte sich rasch, zog zwei Docu-
: mente aus der Tasche und begann: „ Ordre der Kaiserin an den
Lieutenant Samarin. Mein lieber Samarin! Ich finde cs, Sic
zum Capitän in Ihrem Rcgimente zu ernennen. Katharina II."

„Zum Capitän!" rief der überraschte Samarin, „wie wäre
das möglich!"

„Es ist doch so," erwiderte sein schöner Oberst, „hören
Sic nun iveiter." „Ordre der Kaiserin an die Obcrstcom-
mandantiu des Regiments Tobolsk. Das Fräulein Jadwiga
Alexandrowna Niewelinski ist mit heutigem Tage als Gemeiner
in das Regiment Tobolsk zu assentiren und sofort einzureihen.
Sie ist in die Compagnie des Capitüns Samarin zu rangiren
und es hat der genannte Capitän auf die Abrichtung dieses
j Rekruten seine ganz besondere persönliche Sorgfalt zu verwenden.

! — Hören Sic, Herr Capitän, — Seine ganz besondere per-
: sönliche Sorgfalt —"

„Werde nicht ermangeln." —

„Das setze ich von Ihrem Eifer für den Dienst Ihrer
i Majestät voraus. Dem Soldaten Jadwiga Niwelinski ist in

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