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130

Boli o.

I


„Der, den ich meine", sagte der Alte leise, „nntersteht
keinem Könige der Welt, nur dem im Himmel oben."

„Wer soll das sein?"

„Ein Spukgeist, Bovo genannt", flüsterte der würdige
Pepin, „der hier seit undenklichen Zeiten zu Hause ist und
den Mitbewohnern in früheren Tagen allerhand böse Possen
gespielt hat."

„Was Euch nur einfällt, wackerer Castellan", rief Ben-
venuto lachend, „heutzutage, wo wir an die Wunder der Kirche
nicht mehr glauben wollen und nicht einmal den Satan in
eigener Person fürchten, laßt Ihr Euch durch solche Altweiber-
Geschichten zum Narren halten!"

„Ich spreche von Thatsachen —"

„Habt Ihr etwa diesen sehr ehrenwerthen Signor Bovo
mit eigenen Äugen gesehen?"

„Gesehen nicht", seufzte Pepin, „aber mehr als einmal
mit eigenen Ohren gehört, wenn er Nachts in den damals
leeren Zimmern über meinem Kopfe rumorte oder auf einer !
Windfahne saß und jämmerlich schrie. Uebrigens haben ihn
Andere nur zu gut gesehen."

Die Schüler waren indeß näher getreten und Ascanio
erkundigte sich mit einem feinen Lächeln um die Lippen nach
dem Aussehen des unheimlichen Einwohners.

„Er wechselt seine Gestalt, so wie es ihm eben gut dünkt,"
berichtete der Alte, „Einige haben ihn als schwarzen Kater
mit feurigen Augen über die Dächer steigen sehen, Andere als
ein schönes Weib, reich geschmückt, die Jugend zu verführen,
der Eine behauptet, er sei groß wie eine Pappel vor ihm
gestanden, dem Anderen ist er als garstiger Zwerg erschienen
mit einem Kopfe wie ein Kürbis.

„Nun, ich wünsche dem braven Bovo nicht, daß er meinen
, Jungen in die Hände füllt", sprach Cellini, „die würden ihm
sein Geschäft sehr verleiden. Ich kenne sie, ihnen kommt es
ebensowenig darauf an, ein Gespenst durchzubläuen, wie einen
Cardinal oder einen Herzog, — sind wackere muthige Burschen,
echte Künstlerseelen."

„Jawohl, Meister, wehe dem Spukgeist, wenn er uns
in den Weg läuft!" rief Ascanio und die Anderen stimmten
fröhlich bei.

„Was sehe ich", sagte plötzlich Monsieur Pepiu, „da
kömmt mein Vetter Meister Barrot mit seiner Frau und
Tochter durch den Hof geschritten. Nun sollen Eure Burschen
einmal ein Mädchen sehen, wie ihnen gewiß in ganz Italien
keines zu Gesicht gekommen ist und Ihr, Meister Cellini, könnt
mit Eueren thöneruen Damen auch gleich einpacken, so kunst-
voll sic auch sein mögen, alle Göttinnen des Olympes sind nicht
werth, Marguerite Barrot den Schuhriemen aufzulösen!"

„Das ist stark, guter Pepiu", lachte Bcuvenuto, der sein
Leben lang ein großer Freund der Frauen war, „kommt, meine
Jungen, wir wollen das achte Weltwunder in Augenschein
nehmen."

Sie eilten nun alle hinter dem alten Castellan aus dein
Ballspiel in den großen Hof des Schlosses und musterten die
Ankömmlinge, während Pepin sie begrüßte und nach ihrem
Begehren fragte. Meister Barrot, seines Zeichens Buchhändler,
ein großer Mann mit feinen Zügen, schneeweißem Haare und
dunklen Feueraugen, genoß in Paris ein nicht geringes Ansehen
als Kenner der Literatur und der Künste. Die Würde, mit
welcher er sich bewegte und sprach, gab dies deutlich zu erkennen.
Seine Frau war eine kleine derbe Gestalt, deren Gesicht cs

l
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Bovo"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Barth, Ferdinand
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Eltern <Motiv>
Mode <Motiv>
Unglaube
Begegnung <Motiv>
Erzählung
Schüler
Künstler <Motiv>
Schöner Mensch <Motiv>
Älterer Mann
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Lehrer
Gespenst
Hund <Motiv>
Schloss <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 60.1874, Nr. 1501, S. 130

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Rechteinhaber
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