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„Dahinter steckt etwas!" war die Ansicht Aller, wenngleich
Niemand sich Rechenschaft darüber geben konnte, worin dieses
„Etwas" bestehen könne.

in». Mit Scheu wurde das „verwunschene Haus" von den
Vorübergehenden betrachtet.

„Das kommt davon," sagte Dr. Winter mit tiefem Seufzer,
„wenn man die Menschen gegen ihren Willen beglücken will.
Fatale Idee, die Micthcn zu ermäßigen!"

A. L.

Das vcrwnn

Tochter sahen ihm sogleich an, dag etwas ganz Ungewöhnliches
sich ereignet haben müsse.

„Um Gotteswillen, Papa, was ist geschehen?"

„Es ist entsetzlich!" Mehr vermochte Schnitze nicht hervor
zu bringen.

„Hat man Dir gekündigt? Müssen wir zum Hause hinaus?"

„Nichts von alledem," entgegnetc der Gatte und Vater,
nachdem er mühsam einige Fassung gewonnen hatte. „Denkt Euch
Kinder, unser neuer Wirth ist plötzlich — übergeschnappt!"

Aber Schnitze fand für seine Erzählung nur ungläubige
Ohren; in Mutter und Tochter stieg vielmehr der grausame
Verdacht ans, Papa müsse in schlechte Gesellschaft gerathcn sein
und weit über den Durst hinaus getrunken haben. Am nächsten
! Morgen konnten sic freisich nicht mehr daran zweifeln, daß die
! Anordnungen Winters wirklich getroffen seien. Mit schwerem
j Herzen entledigte sich Schnitze seines ^Auftrages und ging von
Wohnung zu Wohnung, um die Miethermäßigung zu verkünden.

Hätte Dr. Winter die unmittelbaren Folgen seines hoch-
herzigen Entschlusses, mit eigenen Angen sehen können, viel-
leicht wäre das Unheil noch zu bannen gewesen, das von nun
an seinen verderbenschweren Verlauf nahm.

Die Furcht vor einem unbekannten aber unabwendbaren
Unglück hatte alle Miether ergriffen. Nachbarn, die sonst kaum
Notiz von einander genommen hatten, suchten sich auf. Um zu er-
fahren, ob auch sie von der unheimlichen Maßregel betroffen seien.

scheue Hans. lU

„Sie sollen sehen!" äußerte der Eine, „der rothe Hahn
wird nächstens ans unserem Dache sitzen; was macht sich so ein
Wirth daraus, wenn wir Alle dabei zu Grunde gehen!"

„Nein!" sagte ein Anderer, „ich habe es längst bemerkt,
daß das ganze Hans baufällig ist und uns nächstens über den
Kopf zusammenstürzen wird. Natürlich ist dem Dr. Winter
daran gelegen, daß Niemand auszieht. Jetzt will er uns ködern,
damit wir nur nicht die Augen anfmachcn und ein so gefährliches
Haus verlassen!"

Auch die Dienstboten waren bald von Furcht und Zagen
ergriffen. Die alte Katharina hatte längst beobachtet, daß der
Geist des verstorbenen Pietzker umgehe und Nachts im Keller
mit den Ketten raffle. Ans dem Boden ließ sich ein gräulicher
Spectakcl hören, Thüren wurden ans- und zngeworfen und un-
heimliches Acchzcn und Stöhnen war deutlich vernehmbar.

„Es ist ein verwunschenes Hans, in dem ein ehrlicher
Dienstbote nicht länger bleiben kann!" war die allgemeine Parole
in den Gcsindestnben.

Die Wirkungen der allgemeinen Furcht sollten sich bald
zeigen. Einige Miether, deren Cvntract abgelanfen war, zogen
Hals über Kopf ans; andere blieben nicht eine Stunde länger,
als ihre Zeit war und die Letzten ließen lieber ein Vierteljahr
Miethe in Stich, als noch länger in dcni Unglückshause zu bleiben.

Oede und verlassen standen Wohnungen und Läden, und
selbst der biedere Schültzc sah sich nach einer neuen Porticrstelle

3*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das verwunschene Haus"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Spitzer, Emanuel
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mieter <Motiv>
Haus <Motiv>
Miete
Auszug
Fluch
Kürzung
Gerücht <Motiv>
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 68.1878, Nr. 1695, S. 19
 
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