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Fräulein Dirndl.

„Du magst mich nicht!" sagte vorwurfsvoll Matthies,
ohne das Mädchen frei zu geben.

„Doch, doch!" sagte leise beschwichtigend Hanne. Hierauf
brannte ein glühender Kuß auf ihren Lippen, wobei sich des
Mädchens Arme um den Hals des kecken Jungen schlangen.

„Na, Hab' ich Recht oder nit?" rief jetzt der Steinmiillcr,
der mit Scheffelberg hinter einem Gebüsche hervortrat.

Die Liebenden blieben bestürzt vor ihren Vätern stehen.

„Aber daß Du nie ein Wort sagtest," konnte sich Scheffel-
bcrg nicht enthalten, seine Tochter auzureden, „daß Du nie
etwas von Deiner Liebe gesagt hast!"

„Weil ich bisher selber nichts von ihr wußte!" erwiderte
Hanne leise und mit gesenkten Blicken. — —

Wenn Du, lieber Leser, einmal nach Minnersdorf kommen
solltest, so erkundige Dich nach der Steinmühle; sie liegt in
einem reizenden kleinen Seitcnthale, und es verlohnt sich schon,
dort ein paar Herbsttage zuzubringen, wo cs eben in dieser
Gegend besonders schön ist. Die junge Steiumüllerin ist eine
wahrhaft liebenswürdige Hausfrau, die nichts übersieht, was einem
Gaste angenehm sein kann. An einem Regentage aber findet
sich eine gute, anregende Gesellschaft beisammen: der wackere
alte Steinmüllcr, der wohlwollende und kluge junge Steinmüller,
dessen sorgsame, stets heitere Hausfrau, in welcher wir das
ehemalige „Fräulein Dirndl" vorstellen, ferner der Besitzer des
großen Marienhofs, Herr Scheffelberg, endlich der Bader Specht,
welcher stets voll guter, gesunder Einfälle ist, und von dem
ursprünglich — was wir jetzt wohl vcrrathen können, — seiner
Zeit der Plan ausgiug, um zu erfahren, wie der Matthies
und das „Fräulein Dirndl" zu einander stehen. —

„Der Bader ist ein Fuchs!" ist der gewöhnliche Ausruf
des glücklichen alten Steinmüller.

„Gesunden Menschenverstand hat er!" pflegt dann Herr
Scheffetberg erläuternd beizustimmen.

„Augen muß man nur haben!" schmunzelt zuletzt der
Bader, wobei er nach der erröthcuden Steinmüllerin schielt.

Die alte Rosel aber stimmt ihm mit stillschweigendem
Kopfnicken lächelnd bei.

Die beste Tracht.

(Eine Kostümstudic.)

Welche Tracht für Bauernjungen
Wohl die allerbeste sei.

Jene in den Niederungen,

Die der Berge flott und frei;

Jene, die die Städter tragen,
Lange Hosen, laugen Rock,
Ucberzieher, Mantelkragen,

Spitzes Messer, Knotenstock?

Sind als Tracht empfehlenswerther
Joppen mit und ohne Zug,

Oder wäre die begehrter.

Die einst Vater Adam trug? —

Die beste Tracht. 155

Alle Trachten so erwägend,

Dacht' ich, daß — so schien mir sehr —

Eine Tracht gehöriger Prügel
Manchem wohl die beste wär'!

Frommer Brauch.

Kinder, bet's, der Vater geht stehlen!"

20*
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die beste Tracht" "Frommer Brauch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Spitzer, Emanuel
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Stock
Säugling <Motiv>
Gebet
Karikatur
Kind <Motiv>
Mutter <Motiv>
Vater <Motiv>
Handgeste
Diebstahl <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Prügel <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 68.1878, Nr. 1712, S. 155

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