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Ein fromm
während der Kutscher ein Schelmcnliedchen pfiff und Lady Wells
betete. Arabella, welche gespannt zuhörte, kam fedoch um den
Schluß der bluttriefenden Geschichte, denn in dem Momente,
als die Zofe den grausamen Räuber durch den Verrath seiner
Geliebten gefangen nehmen ließ, erschütterte ein gewaltiger
Stoß die ganze riesige Kutsche; Stimmen wurden laut und ehe
die drei Frauen sich noch über das, was vorging, klar waren,
wurde der Wagenschlag von Außen geöffnet und ein Mann zu
Pferde, welcher in einen dunkeln Mantel gehüllt war und eine
schwarze Snmmtmaske vor dem Gesichte trug, richtete seine
Pistole auf sie.
er Tobias.
„Ich sage Euch ja," hörte man den Kutscher jetzt brummen,
„cs sind friedliche Reisende, eine Lady mit ihrer Tochter und
Kammerzofe — laßt uns ruhig fahren!"
„Schweig, altes Bierfaß!" rief eine andere Stimme.
Man hörte das Getrappel mehrerer Pferde und das un-
heimliche Klirren von Waffen.
„Meine Damen," begann der.Mann mit der Maske, „ich
bedaure lebhaft, wenn wir Sie erschreckt haben; aber leider
ist es uns nicht möglich, in anderer Weise zu unserm Ziele zu
gelangen. Ich muß Sie sogar noch weiter bemühen und Sie
bitten, auszusteigcn!"
Die drei Frauen verließen schweigend, in ihr Schicksal
ergeben, die Kutsche und standen nun zitternd, vom Winde zer-
zaust, zwischen vier bis an die Zähne bewaffneten und ver-
mummten Reitern, welche sie bewachten. Zwei andere Stranch-
ritter bedrohten den Kutscher mit ihren Pistolen, während ein
halbes Dutzend ihrer Genossen mit einer Geschwindigkeit, welche
langjährige Hebung vcrrieth, den Wagen ausräumten.
„Eine Laterne her!" befahl Jener, welcher mit den Damen
gesprochen hatte, offenbar der Führer der Bande, dem Alle rasch
und demiithig gehorchten.
Einer der Räuber hob die nächste Wagenlaterne heraus
und reichte sie dem Befehlshaber, welcher zunächst Lady Wells,
dann der Zofe und zuletzt Lady Arabella in das Gesicht leuchtete.
Nachdem er die Letztere ausfallend lange betrachtet, gab er die
Laterne zurück und wechselte einige Worte mit seinen Leuten.
„Ich bedaure aufrichtig die Unbequemlichkeiten, welche wir
Ihnen bereiten," sprach er hierauf zu den Frauen, „aber ich
kann es Ihnen nicht ersparen, daß Sie bei Nacht und Nebel
einen kurzen Ritt machen. Sie bleiben als Geiseln in unfern
Händen."
Vergebens flehten die Damen, man möge sie, nachdem sie
ohnehin ihr Hab und Gut verloren, ruhig ziehen lassen. Der
Anführer schüttelte hartnäckig den Kopf und sic mußten es
dulden, daß man sie band und knebelte, ihnen eine Art
dunkler Säcke über den Kopf zog und so, vollkommen wehr-
los, auf die Pferde hob. Sie hörten noch, wie eine starke,
gebieterische Stimme den Kutscher weitcrfahren hieß, dann setzte
sich die berittene Bande in Bewegung und führte sie gefangen
mit sich fort. _ (Fortsetzung folgt.)
Aus der Schule.
Lehrer: „Hans, sag' Du mir, welcher Fluß ist der
schönste in Deutschland?" — Hans: „Das läßt sich nicht
so sagen, dem Einen gefällt Der, dem Andern Der!"
Am 30. Dezember.
A: „Hast Du heuer schon Deinen Geburtstag gehabt?" —
B: „Ja; aber wozu diese Frage?" — A: „Ich wollte Dich
nur darauf aufmerksam machen, daß, wenn Du ihn noch nicht
gehabt hättest, es mokgen die höchste Zeit wäre!"
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Ein fromm
während der Kutscher ein Schelmcnliedchen pfiff und Lady Wells
betete. Arabella, welche gespannt zuhörte, kam fedoch um den
Schluß der bluttriefenden Geschichte, denn in dem Momente,
als die Zofe den grausamen Räuber durch den Verrath seiner
Geliebten gefangen nehmen ließ, erschütterte ein gewaltiger
Stoß die ganze riesige Kutsche; Stimmen wurden laut und ehe
die drei Frauen sich noch über das, was vorging, klar waren,
wurde der Wagenschlag von Außen geöffnet und ein Mann zu
Pferde, welcher in einen dunkeln Mantel gehüllt war und eine
schwarze Snmmtmaske vor dem Gesichte trug, richtete seine
Pistole auf sie.
er Tobias.
„Ich sage Euch ja," hörte man den Kutscher jetzt brummen,
„cs sind friedliche Reisende, eine Lady mit ihrer Tochter und
Kammerzofe — laßt uns ruhig fahren!"
„Schweig, altes Bierfaß!" rief eine andere Stimme.
Man hörte das Getrappel mehrerer Pferde und das un-
heimliche Klirren von Waffen.
„Meine Damen," begann der.Mann mit der Maske, „ich
bedaure lebhaft, wenn wir Sie erschreckt haben; aber leider
ist es uns nicht möglich, in anderer Weise zu unserm Ziele zu
gelangen. Ich muß Sie sogar noch weiter bemühen und Sie
bitten, auszusteigcn!"
Die drei Frauen verließen schweigend, in ihr Schicksal
ergeben, die Kutsche und standen nun zitternd, vom Winde zer-
zaust, zwischen vier bis an die Zähne bewaffneten und ver-
mummten Reitern, welche sie bewachten. Zwei andere Stranch-
ritter bedrohten den Kutscher mit ihren Pistolen, während ein
halbes Dutzend ihrer Genossen mit einer Geschwindigkeit, welche
langjährige Hebung vcrrieth, den Wagen ausräumten.
„Eine Laterne her!" befahl Jener, welcher mit den Damen
gesprochen hatte, offenbar der Führer der Bande, dem Alle rasch
und demiithig gehorchten.
Einer der Räuber hob die nächste Wagenlaterne heraus
und reichte sie dem Befehlshaber, welcher zunächst Lady Wells,
dann der Zofe und zuletzt Lady Arabella in das Gesicht leuchtete.
Nachdem er die Letztere ausfallend lange betrachtet, gab er die
Laterne zurück und wechselte einige Worte mit seinen Leuten.
„Ich bedaure aufrichtig die Unbequemlichkeiten, welche wir
Ihnen bereiten," sprach er hierauf zu den Frauen, „aber ich
kann es Ihnen nicht ersparen, daß Sie bei Nacht und Nebel
einen kurzen Ritt machen. Sie bleiben als Geiseln in unfern
Händen."
Vergebens flehten die Damen, man möge sie, nachdem sie
ohnehin ihr Hab und Gut verloren, ruhig ziehen lassen. Der
Anführer schüttelte hartnäckig den Kopf und sic mußten es
dulden, daß man sie band und knebelte, ihnen eine Art
dunkler Säcke über den Kopf zog und so, vollkommen wehr-
los, auf die Pferde hob. Sie hörten noch, wie eine starke,
gebieterische Stimme den Kutscher weitcrfahren hieß, dann setzte
sich die berittene Bande in Bewegung und führte sie gefangen
mit sich fort. _ (Fortsetzung folgt.)
Aus der Schule.
Lehrer: „Hans, sag' Du mir, welcher Fluß ist der
schönste in Deutschland?" — Hans: „Das läßt sich nicht
so sagen, dem Einen gefällt Der, dem Andern Der!"
Am 30. Dezember.
A: „Hast Du heuer schon Deinen Geburtstag gehabt?" —
B: „Ja; aber wozu diese Frage?" — A: „Ich wollte Dich
nur darauf aufmerksam machen, daß, wenn Du ihn noch nicht
gehabt hättest, es mokgen die höchste Zeit wäre!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein frommer Tobias"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Zofe <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 68.1878, Nr. 1713, S. 163
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg