Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
i> Handlungen, sowie von allen Postämtern und
O- Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich einmal.
MO 1747.
Preis des Bandes (26 Nummern) A 6.70. Bei directem
Bezüge per K r e u z b a n d: für Deutschland und Oesterreich
R.7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins A. 8—.
Einzelne Nummer 30 /%,.
LXX. SK.
schreiben: „Kommentar zu den Systemen der Philosophie", und
jetzt schrieb er eben am dritten Bande. Die beiden ersten Bände
waren längst vergessen, nur der Verfasser nahm noch manchmal
Bezug darauf. Es war ihrer eigentlich auch nie gedacht worden.
^ In einer wenig gelesenen Fachzeitung waren sic einmal von
einem Kritiker heftig angegriffen worden, vr. Solms hatte sie
noch heftiger und sehr weitschweifig vertheidigt, dann war keine
Rede mehr davon, vr. Solms schrieb mit ungeheurer Emsigkeit
am dritten Bande weiter. Es war eine bewundernswürdige,
eine beklagenswerthe Riesenarbeit, vr. Solms nahm einen jeden
Satz eines jeden irgendwie bekannten Philosophen und wendete
ihn hin und her nach allen Seiten und riß ihn aus einander
und wendete wieder die einzelnen Stücke hin und her und setzte
sie wieder mit anderen Stücken aus anderen Sätzen zusammen.
Was ihm irgendwie nicht klar schien, das machte er durch end-
lose Erläuterungen für Andere ganz dunkel. Und dann erst die
Auseinandersetzungen über das Verhältniß der verschiedenen ein-
zelnen Philosophen zu einander!
Während seiner Arbeit waren noch neue Philosophen mit
neuen Systemen aufgetreten, die mit unmenschlicher Grübelei und
Sophistik in die Eonsequenzen der ersten Bünde des l)r. Solms'schen
Kommentars hineingezwängt werden mußten. — Und so saß er
und schrieb und crgrübeltc Unverständliches aus Halbverständlichem
— ein vertrocknetes, verzaubertes Männlein, dem schon seit vielen
Jahren die lebendige Welt unwiederbringlich verloren gegangen
war. So emsig wie vr. Solms schrieb, so emsig nähte seine Gattin
Johanna; er war dabei unaufhörlich in Gedanken versunken —
s i c dachte gar Nichts mehr. Ja, als die hübsche Braut damals den
schmucken Theologen gcheirathet, da dachte sie an ein Leben voll
Seligkeit und Glück, und das hatten die Beiden auch eine kurze
Zeit. Da kam die Idee des Kommentars, und immer weiter
trieb sie ihn in den verzauberten Wald. Johanna rief ihn zu-
Ur. Solms saß an seinem Tische und schrieb, und seine
Gattin Johanna saß ihm gegenüber und nähte. So hatten die
i beiden wohl schon ungefähr dreißig Jahre gesessen — jeden
^-ag dieselben Stunden, und immer genau zur selben Zeit hatten
fic sich zum Essen, zum Schlafen, zum Ausgehen erhoben.
^r. Solms hatte in seinem dreiunddreißigsten Jahre, kurz
Uach seiner Verheirathung, einen Gedanken gefaßt, der ihn nie
niehr verlassen hat. Er hatte damals begonnen, ein Buch zu
i
i> Handlungen, sowie von allen Postämtern und
O- Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich einmal.
MO 1747.
Preis des Bandes (26 Nummern) A 6.70. Bei directem
Bezüge per K r e u z b a n d: für Deutschland und Oesterreich
R.7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins A. 8—.
Einzelne Nummer 30 /%,.
LXX. SK.
schreiben: „Kommentar zu den Systemen der Philosophie", und
jetzt schrieb er eben am dritten Bande. Die beiden ersten Bände
waren längst vergessen, nur der Verfasser nahm noch manchmal
Bezug darauf. Es war ihrer eigentlich auch nie gedacht worden.
^ In einer wenig gelesenen Fachzeitung waren sic einmal von
einem Kritiker heftig angegriffen worden, vr. Solms hatte sie
noch heftiger und sehr weitschweifig vertheidigt, dann war keine
Rede mehr davon, vr. Solms schrieb mit ungeheurer Emsigkeit
am dritten Bande weiter. Es war eine bewundernswürdige,
eine beklagenswerthe Riesenarbeit, vr. Solms nahm einen jeden
Satz eines jeden irgendwie bekannten Philosophen und wendete
ihn hin und her nach allen Seiten und riß ihn aus einander
und wendete wieder die einzelnen Stücke hin und her und setzte
sie wieder mit anderen Stücken aus anderen Sätzen zusammen.
Was ihm irgendwie nicht klar schien, das machte er durch end-
lose Erläuterungen für Andere ganz dunkel. Und dann erst die
Auseinandersetzungen über das Verhältniß der verschiedenen ein-
zelnen Philosophen zu einander!
Während seiner Arbeit waren noch neue Philosophen mit
neuen Systemen aufgetreten, die mit unmenschlicher Grübelei und
Sophistik in die Eonsequenzen der ersten Bünde des l)r. Solms'schen
Kommentars hineingezwängt werden mußten. — Und so saß er
und schrieb und crgrübeltc Unverständliches aus Halbverständlichem
— ein vertrocknetes, verzaubertes Männlein, dem schon seit vielen
Jahren die lebendige Welt unwiederbringlich verloren gegangen
war. So emsig wie vr. Solms schrieb, so emsig nähte seine Gattin
Johanna; er war dabei unaufhörlich in Gedanken versunken —
s i c dachte gar Nichts mehr. Ja, als die hübsche Braut damals den
schmucken Theologen gcheirathet, da dachte sie an ein Leben voll
Seligkeit und Glück, und das hatten die Beiden auch eine kurze
Zeit. Da kam die Idee des Kommentars, und immer weiter
trieb sie ihn in den verzauberten Wald. Johanna rief ihn zu-
Ur. Solms saß an seinem Tische und schrieb, und seine
Gattin Johanna saß ihm gegenüber und nähte. So hatten die
i beiden wohl schon ungefähr dreißig Jahre gesessen — jeden
^-ag dieselben Stunden, und immer genau zur selben Zeit hatten
fic sich zum Essen, zum Schlafen, zum Ausgehen erhoben.
^r. Solms hatte in seinem dreiunddreißigsten Jahre, kurz
Uach seiner Verheirathung, einen Gedanken gefaßt, der ihn nie
niehr verlassen hat. Er hatte damals begonnen, ein Buch zu
i
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein modernes Märchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)