Fliegende Blätter (70.1879 (Nr. 1745-1770))

48 Offener Brief.

Frommer Wunsch.


Löbliche Redaction!

In Nro. 1743 der „Fliegenden Blätter" brachten Sie
ein Bild unter dem Titel „Strohseucr", welches sich ohne
Zweifel auf mich bezieht. Als Einsender desselben vermuthe
ich meinen Prinzipal, welcher mit Vornamen Albrecht heißt
und sehr dürr ist. Die mir in genannter Nummer unter-
schobene Aeußerung („Das müßt' doch mit dem Teufel zngchcn,
wenn ich's nicht weiter brächte, als so ein Albrecht Dürer")
ist von mir nicht in d e m Sinne gefallen — ich sagte vielmehr
einmal zu meinen Collegcn: „Es müßte doch mit dem Teufel
zugehen, wenn ich es nicht so >veit brächte, wie unser dürrer
Albrecht!" — Ich bitte, dieß in Ihrem geschätzten Blatte
zu berichtigen und das naturgetreue Portrait meines dürren
Prinzipals mit abzudrucken.

Hochachtungsvollst

Hochwürden?" -
gebaut werden!"

„Gewiß, dann müßte Ihnen doch ein neue?

Theurer Spaß.

Gast: „Ich finde Ihre Rechnung sehr hoch; diese Nacht
träumte mir, Ihr Hotel wäre viel billiger." — Ober-
kellner: „Wie, Ew. Gnaden haben g e t r ä u m t? Erlauben
mir Eiv. Gnaden nochmals die Rechnung!" — Gast: „Hier
ist sie, aber wozu?"— Oberkellner: „Oh, nichts — nur
notiren: Ein Traum im Hotelbett 3 Mark!"

Fromm er Wunf ch.

Herr Kirchenrath, wenn nur das Pfarrhaus meiner
neuen Stelle etivas besser wäre!" — „Im Gegcntheil,
ich wünschte Ihnen, es wäre noch etwas schlechter, Herr
Pfarrer!" — „Ist das ein menschenfreundlicher Wunsch,

(Der Rentmeister von Z. sitzt eines Bormittags wohlgemuth in da
Brauerei seines Orts beim Frühschoppen und Gabelfrühstück. Ein Land
jäger höheren Ranges tritt ein und setzt sich bescheiden an das unten
Ende deS Tisches.) „Wie kommen Sie dazu, sich mit mir an einen Tis^
zu setzen? Wissen Sie nicht, wer ich bin?" — „Habe nicht die Ehre !*

— „Ich bin der königliche Rentmeister, der erste Staatsbeamte hier!)

— „Kann's nicht glauben — der hat jetzt Kanzleistnnde!"

Redaction: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München.

Hiezu eine Beilage.