Fliegende Blätter (82.1885 (Nr. 2058-2083))

Jahresgruß.

Rief ich: „Was? Das neue Jahr
Mit all' möglicher Gefahr !

Doch erst sag' mir, wer Du bist.

Der da kommt so spät zur Frist?!"

Und cs sprach: „Bin '§ „alte" Jahr,

Das Dir freundlich sagt Ade!"

Und dazu: „Was da Gefahr,

Was da Furcht vor Leid und Weh?

Aus des „neuen" Jahres Mund
Thu' ich Dir, mein Lieber, kund:

Zarte Blüthen will es schützen —
Frommes Alter will es stützen —

Edle Herrscher vor Gefahren
Will es feien, Willis bewahren —

Treue Liebe will es stärken -
Gold verleihen zu guten Werken —
Wilde Geister mählich zähmen —
Deutschlands Neider neu beschämen!" —
Ich darauf- „Hm, klingt gut und klar.

Fragt sich nur, ob Alles wahr!" —

Und das Männlein: „Nun, nun, nun,
Wetter, glaubst, häb' nichts zu thun.

Als mich her da zu verfügen
Und Dir Etwas vorzulügen?

Nun, will mich legitimiren

Und Dir Etwas extradircu —

Siehst, dies „Blumensträußlein" hier.

Duftend und in Lcnzeszicr,

Schickt durch mich die „neue" Zeit —

Sei's Dir Pfand der Freudigkeit,

Pfand, sie bring' nicht Leid und Weh." — -
Warf mir zu die holde Gab' —

Und dann sprach's: „Ade, Ade —

Scheide nun, leg' mich in's Grab
Ihrer, der v er gang' neu Zeit
In die große Ewigkeit!"

Und die Worte kaum herfür.

Schloß sich wieder rasch die Thür' —

Und durch Flockenweh'u im Sturm

Zwölfe schlug's hoch dort vom Thurm. — —

War's ein Wahn, was da gescheh'n!

Daß das Sträußlein ich geseh'n?

Nein, da blüht's in milder Pracht,

Duftet, wie in jener Nacht,

Und ich Biet' Euch's wieder dar —

Glaubt, das alte Jahr sprach wahr
Und das „neue" bleibt bei'm Wort. —

D'rum mit allem Bangen fort.

Zweifelt ja nicht. Alles macht sich —

Hoch Achtzehnhundert Fünf und Achtzig!

Ira»> Traut»«»»».

Beneidenswerth.

„Mama, hilf mtr die englische Uebersetzung machen." — „Warte, bis das Fräulein kommt, — Ich kann
nicht englisch." — „O, Mama, was für gute Eltern hast Du doch gehabt!"