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Menschen auf leichte Weise glücklich machen. Wenn dieser Brief
nicht in einer halben Stunde zur Stadt kommt, bin ich ver-
loren. O reiten Sie hin zur Post!"

Erstaunt sah der Prinz den Burschen an; da dieser aber
so erbärmlich dastand, dachte er: „So spricht nicht die Unver-
schämtheit, sondern die höchste Verzweiflung." Und so sagte
er zum Burschen: „Ich will es thun, — aber gesteht mir
nur, ob ich richtig gerathen! Der Inhalt dieses Briefes ist
geeignet und bestimmt. Jemanden vom Selbstmorde abzuhalten."

Da liefen dem Fritz die Hellen Thränen über die Backen,
und er schrie: „So ist es, Durchlaucht! Es handelt sich um
ein Mädchen, das ich mehr liebe, wie mein Leben."

Die Scene rührte den Prinzen. Er griff in seine Tasche,
gab dem Burschen eine Handvoll Goldstücke — denn er fühlte
sich auch geschmeichelt über seine „Menschenkenntniß" — und
sagte: „Braver Junge, Hab' keine Sorgen. Im Augenblicke
ist der Brief besorgt." Sprach's, wandte das Pferd um, und
ritt in sausendem Galopp der Stadt zu.

Der Fritz wankte halb bewußtlos in das Wirthshaus
zurück. Er hatte ein böses Gewissen und war doch voll unnenn-
barer Freude. Am Fenster aber stand der Wirth, und bei
ihm die Leni, welcher der Wirth schon Alles erzählt hatte, und
den Beiden klopfte das Herz fast ebenso sehr >vie dem Fritz.
Als dieser aber wieder in's Zimmer trat, sprang die Leni
auf ihn zu, schlang ihre weißen Arme uni seinen Hals, kiißte
ihn über und über, und rief mit von Thränen erstickter Stimme:
„O mein süßer Fritz, jetzt bin ich Dein für's ganze Leben!"

So hatte es der Wirth zwar nicht gemeint, aber er war
ein Mann, der seinen Stolz darein setzte, immer sein Wort
zu halten, und als er die Beiden da so glücklich sah, that
das Vaterherz das Uebrige, und er sagte: „Ja, Fritz, Du
sollst sie haben, aber nicht eher, als bis Du ein Weib
ernähren kannst." -
Da umschlangen ihn
Fritz und Leni, denn
die Hauptschwierigkeit
war gehoben, und an
Weiteres dachten sie
heut' noch nicht.

Am Abend ging
die Leni nicht zum
Tanz, und der Fritz
hatte auch keine Lust,
obwohl er jetzt ja Geld
genug hatte; aber ein
Faß Bier wurde geholt
und die Verlobung mit
Freunden fröhlich ge-
feiert. —

Nun wollte aber das
Unglück, daß die Ge-
schichte auch der prinz-
liche Kammerdiener An-
ton vernommen; dieser

erzählte am andern Morgen seinem durchlauchtigsten Herrn,
welch' schändlichen Streich man ihm zu spielen gewagt.

Prinz Rollendorf brauste Anfangs zwar heftig auf, aber
als er gehört hatte, Ivclches Ende das Drama genommen,
verbiß er den Aerger und ein menschliches Riihren bemächtigte
sich seiner.

Er ließ sich aber dieses nicht anmerken, befahl vielmehr
seinem Kammerdiener, anscheinend im höchsten Zorn, er solle
augenblicklich den frechen Schneider und seine Braut ans das
Schloß kommen heißen, damit er ihn gebührend strafe.

Der Kammerdiener that nach seines Herrn Befehl und ent-
bot die Beiden auf das
Schloß.

Dem Fritz blieb bei
dieser Botschaft das Herz
schier vor Schrecken stille
stehen und Leni brach
in lautes Weinen aus;
cs half aber nichts, sic
mußten auf's Schloß.

Eine Zeitlang ließ
der Prinz die Beiden
im Empfangs - Zimmer
warten, dann trat er
ein und rief dem Fritz,
der an Händen und
Füßen zitterte, in zor-
nigem Tone zu: „Er
hat mich also angelogen!
Er hat sich mit mir
einen Scherz erlaubt und
mich zu seinem Brjef-
boten gemacht!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Prinz als postillon d'amour"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wagner, Erdmann
Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 82.1885, Nr. 2065, S. 58
 
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