Bestellungen werden in allen Buch- mib K n n st -
Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitnngs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal,
Preis des Bandes <2V Nummern) M.K.10. Bei directem
"ÄTro. Bezüge per Kreuzband! für Deutschland und Oesterreich ,
i-^i= wlfWV • Fkr.SV, für die au deren Länder des Weltpostvereins^ 8.— VXXXII.
Einzelne Nummer SO *$.
(Sitte Rechte für sämmtliche Artikel Vorbehalten,)
ix saß recht trübselig auf seinem Comptoirbock, Herr
_Gotthold Müller, Commis in dem Handelshause Berger
und Co, in Hamburg. Bor einigen Tagen hatte er seine
Kündigung zum Ersten des nächsten Quartals empfangen, und
die Aussichten, wo anders unterzukommen, waren so schlecht als
niöglich. Man konnte es Herrn Berger im Grunde nicht übel
-nehmen, daß er den jungen Mann aus seiner Stelle entließ;
dieser aber zürnte keineswegs seinem Chef, denn er mußte sich
selbst gestehen, daß er seinen Posten ordentlich auszufüllen nicht
im Stande, sei. Er war ein ehrlicher, braver, gutmüthiger und
freundlicher Junge, aber mit Gcistcsgaben war er nicht über-
müßig ausgestattet, und mit dem Satze, daß Arbeit der wahre
Lebensgenuß sei, konnte er sich niemals befreunden; hingegen
>var er von einer ganz unverwüstlichen Gesundheit und Lebenskraft.
Was hals ihm das aber, wenn er die Zeit ganz dicht vor sich
sah, wo er nichts mehr zu beißen und zu brechen haben würde!
Mit seinen sonst so freundlichen und lustigen Augen starrte er
heute recht trüb vor sich hin, als er die Geschäftsbriefe zu be-
antworten und seine sonstigen Comptoir-Obliegenheiten zu er-
füllen sich anschickte. Wer hatte ihn auch geheißen, Kaufmann
zu werden? Er hatte seinen Berus verfehlt, das war ihm sonnen-
klar. Konnte er aber jetzt noch umsatteln und einen andern
Lebensberuf ergreifen, der seinen Anlagen und Neigungen mehr
entsprach? Lieber Gott, über die allerersten Jugendjahre war
er nun auch hinaus, und daß er zu einem andern Beruf ganz
besondere Fähigkeiten und Neigungen gehabt hätte, konnte er
auch von sich selbst nicht behaupten. Was in aller Welt aber
nun anfangen?
Mit solchen Gedanken zermarterte sich der brave Müller seinen
Kopf, aber eine rettende Idee wollte ihm nicht einfallen. Jetzt
ging die Thüre auf und Herr Müller vergrub seinen Kopf noch
tiefer in seine Bücher und Briefe, denn der gestrenge Chef trat
ein. Er schien heute in besonders übler Stimmung zu sein,
setzte sich mürrisch an seinen Tisch und begrüßte kaum seine
Angestellten. Wenn Herr Müller noch gehofft hatte, einen erfolg-
reichen Angriff auf das gute Herz seines Prinzipals machen zu
können, so mußte diese Hoffnung bei solcher Stimmung des
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Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitnngs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal,
Preis des Bandes <2V Nummern) M.K.10. Bei directem
"ÄTro. Bezüge per Kreuzband! für Deutschland und Oesterreich ,
i-^i= wlfWV • Fkr.SV, für die au deren Länder des Weltpostvereins^ 8.— VXXXII.
Einzelne Nummer SO *$.
(Sitte Rechte für sämmtliche Artikel Vorbehalten,)
ix saß recht trübselig auf seinem Comptoirbock, Herr
_Gotthold Müller, Commis in dem Handelshause Berger
und Co, in Hamburg. Bor einigen Tagen hatte er seine
Kündigung zum Ersten des nächsten Quartals empfangen, und
die Aussichten, wo anders unterzukommen, waren so schlecht als
niöglich. Man konnte es Herrn Berger im Grunde nicht übel
-nehmen, daß er den jungen Mann aus seiner Stelle entließ;
dieser aber zürnte keineswegs seinem Chef, denn er mußte sich
selbst gestehen, daß er seinen Posten ordentlich auszufüllen nicht
im Stande, sei. Er war ein ehrlicher, braver, gutmüthiger und
freundlicher Junge, aber mit Gcistcsgaben war er nicht über-
müßig ausgestattet, und mit dem Satze, daß Arbeit der wahre
Lebensgenuß sei, konnte er sich niemals befreunden; hingegen
>var er von einer ganz unverwüstlichen Gesundheit und Lebenskraft.
Was hals ihm das aber, wenn er die Zeit ganz dicht vor sich
sah, wo er nichts mehr zu beißen und zu brechen haben würde!
Mit seinen sonst so freundlichen und lustigen Augen starrte er
heute recht trüb vor sich hin, als er die Geschäftsbriefe zu be-
antworten und seine sonstigen Comptoir-Obliegenheiten zu er-
füllen sich anschickte. Wer hatte ihn auch geheißen, Kaufmann
zu werden? Er hatte seinen Berus verfehlt, das war ihm sonnen-
klar. Konnte er aber jetzt noch umsatteln und einen andern
Lebensberuf ergreifen, der seinen Anlagen und Neigungen mehr
entsprach? Lieber Gott, über die allerersten Jugendjahre war
er nun auch hinaus, und daß er zu einem andern Beruf ganz
besondere Fähigkeiten und Neigungen gehabt hätte, konnte er
auch von sich selbst nicht behaupten. Was in aller Welt aber
nun anfangen?
Mit solchen Gedanken zermarterte sich der brave Müller seinen
Kopf, aber eine rettende Idee wollte ihm nicht einfallen. Jetzt
ging die Thüre auf und Herr Müller vergrub seinen Kopf noch
tiefer in seine Bücher und Briefe, denn der gestrenge Chef trat
ein. Er schien heute in besonders übler Stimmung zu sein,
setzte sich mürrisch an seinen Tisch und begrüßte kaum seine
Angestellten. Wenn Herr Müller noch gehofft hatte, einen erfolg-
reichen Angriff auf das gute Herz seines Prinzipals machen zu
können, so mußte diese Hoffnung bei solcher Stimmung des
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wie Herr Gottlob Müller seinen wahren Beruf entdeckte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)