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154

Die

Die alberne Geschichte hat gewiß wieder eine neidische
Kröte erfunden!" — „Ich will unbeirrt mein Glück versuchen,
weil ich von zwei Vorübergehenden gehört habe, daß es jetzt
das Vernünftigste sei, Tenorist oder Afrikareisender zu werden.
Zum Tenor habe ich keine Figur, aber das Letztere behagt mir,
denn in Afrika braucht selbst der schlechteste Frosch keinen Winter-
schlaf zu halten, viel weniger ich", sagte der Erstgeborene und
ruderte lebhaft mit seinen langen Hinterbeinen umher. „Also
leb' wohl, Vater!" — „Ich springe auch mit, auch ich, ich,
ich!" riefen Mutter und Kinder, sogar zwei noch ganz dünne
und lange Kaulquappen wollten mit fort.

Da begann der Alte so furchtbar zu quacken, daß die
Gesammtsamilie verdutzt inne hielt. Dann schwang er sich
jählings auf das breite Blatt einer Wasserrose und Hub feier-
lich an: „Ich war noch ein Jüngling, als der Geist des Miß-
vergnügens auch mich ergriff. Ich stoh die Heimath, verzichtete
aus die saftigen Fliegen und fetten Würmer unseres Teiches
liub sprang mit gewaltigen Sätzen in die Fremde hinaus. Hier
blühten seltsame Blumen, und daraus saßen Spinnen, die silberne
Netze ansbreiteten, um Mücken zu fangen. Warte, sage ich mir,
die Mücken sind für mich und die Spinnen dazu. Ich lege

mich auf die Lauer — tui, da stiegt es, tui, dort zappelt es,
ich schnappe, das war eine Wollust.

Nachdem ich mich satt gegessen, bettete ich mich in ein

Kraut, dessen Farbe so sehr der meinigen glich, daß man mich

nicht entdecken konnte, und träumte von Süßwasser, Schnecken

und Gräsern. Als ich erwachte, schien der Mond; da hätte
mich fast das Heimweh übermannt, denn unser allabendliches,
gemeinsames Concert ging mir ab. Um mich zu trösten, sang
ich allein so gut ich konnte. Eine Nachtigall krähte wohl ein
wenig dazu, aber was fragt unser eins nach solchem Gekreisch?
Trillernd und trommelnd hüpfte ich weiter. Am Morgen be-
gegnete ich Menschen von der kleinen Race, welche die gefähr-
lichsten sind. Ich wollte mich verbergen, aber o Unglück, Einer
haschte nach mir und trug mich in der bloßen Hand so warm
und trocken umher, daß ich glaubte verdursten zu müssen. End-
lich ließ er mich los, sperrte mich in ein Glas und sagte: „So
Fröschlein, jetzt bist du mein Barometer." Ich verstand nicht
ivas er damit meinte, und setzte mich besorgt auf eine elende
Leiter, die in dem Glase stand. Mein Bcobachtungspnnkt er-
laubte mir, bequem umzuschauen. Ich war in einer menschlichen
Wohnung. Adieu Blätter, Blumen, Schlamm; nichts als trockene
Gegenstände zierten das sogenannte Zimmer. Dreimal des
Tages versammelte sich die Familie um einen Tisch und aß
nach Herzenslust, während ich fasten mußte. Ihre Speisen lebten
und regten sich nicht, und das bei ihnen gebräuchliche Wasser
nannten sie Bier. Die weiblichen Mitglieder waren bunt cin-
gewickelt >vie die Schmetterlingspuppen, ihr Haar trugen sie weit
in's Gesicht wie die Schachtelhalme, und gleich den Störchen
gingen sie ans Stelzen, die bei jedem Schritte klapperten. Die
Männer zündeten lange Rohre an, bliesen Wolken daraus, und
wenn sie die Luft zum Ersticken dick gemacht hatten, dann sagten
sic: „Aber heute ist es gemüthlich!"

Da ich immer stumm auf derselben Sprosse saß, gleichviel

Frösche.

ob es regnete oder nicht, wurden sie meiner endlich überdrüssig,
schimpften über meine Dummheit und jagten mich „einfältigen
Frosch" fort. Auf der Straße war ich von Gefahren umringt;
Katzen, Hunde, Vögel, Pferde, Menschen, all' dies wimmelte
nur so um mich herum. Ich mußte mich verkriechen, klein
machen, heucheln als ob ich zu dem Kehricht gehörte. Aber

trotz aller List stellte mich ein Pinscher. Ihr kennt micht das
häßliche Thier. Der Pinscher bellte, fletschte die Zähne, ich
quackte um ihn zu verscheuchen — da nahte ein riesengroßer Mann
und steckte mich in eine finstere Büchse.

_ (Schluß folgt.)

Das Kegelspicl.

(Historisches Gedicht.)

Es singen und sagen die Dichter viel
Von riesigen Heldenthaten,

Doch wer erfunden das Kegelspiel,
Das hat noch Keiner verrathen.

Auch ich Hab' lange, lang gesucht,
Durchstöbert viel' alte Geschichten,
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Frösche" "Das Kegelspiel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinicke, Emil
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum (normiert)
1885 - 1885
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 82.1885, Nr. 2077, S. 154
 
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