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Die beiden Landwehrmänner.

^mer umherwanderte, um Gutes und Wunder zu thun, weil
in Europa kein Friede ist, und der war zu ihnen getreten
und hörte an.

^ „Hm", sagte er, sie wieder erkennend, „ich muß auf dem
^chlachtfeldc wohl in Eile die Kopse verwechselt haben und die
Fussen jetzt nicht zu ihren Herzen! Hier hilft nur wieder ein
Zauberspruch!" Er schwang also den Stab über ihnen und

Jni* cincm Zanbcrschlage waren ihre Köpfe wieder umgewechselt,
0 daß der @inc da stand, wo der Andere soeben noch ge-
standen hatte.

Johann Grothe, der
Krämer, aber reichte dem
Schreiner die Hand und
sagte gelassen: „Wir haben
uns wohl Beide geirrt, laßt
uns gute Kameraden blei-
ben!" Aber er streckte die
Hand in die leere 'Suft,
denn der Zauberer hatte vor
seinen Augen den Schreiner
in seinem Mantel schon
davongetragen.

Ganz in seiner Nähe aber
hörte er ein lautes Jubcl-
geschrei und mit einem
Freudenruf streckte er die
Arme aus. Life hatte den
Zettel gefunden; sie hatte
~re Kinder bei der Hand genommen, um ihm nachzueilen.

r iEe nicht fort in die Welt; sein Herz war ja immer
''och jo gut getDejen )ujc Hedem, wenn er auch auf seinem Kopf
" unden, was er früher nie gethan. Er sollte ja seine Hobcl-
ön* haben, und dann mußte ja aller Zank vorüber sein!

M'ib wie sie jetzt herbeistürzte, warf sic sich in seine Arme,
s'od wie sie ihm so ganz nahe in's Gesicht blickte, da schaute
L Meder in die braunen Augen, die sie so lange vermißt.


und die Kinder klammerten sich an seinen Rockschooß und riefen
freudig: „ Papa! Papa!" Sie hatten das so lange nicht gethan!

Life, die kluge Frau, als sie ihn so zärtlich anschaute, sagte
kein Wort mehr über seine Veränderung, die sic so froh machte,
denn das hätte wieder neuen Zank geben können.

Und so kehrten sic Alle seelenvergnügt in die Stadt zurück.
Life hatte ihren Mann wieder wie sie ihn sich als Mädchen
ausgesucht, und die Kinder hatten ihren richtigen Vater.

„Wenn auch sein Kopf im Kriege gelitten hatte, er war
doch immer gut!" sagte Life, als sie sich am Abend so froh
zur Ruhe begab. „Das Herz hat kein Gesicht, es kann nicht

entstellt werden, und das ist doch die Hauptsache!"

Am andern Morgen stand Johann Grothe wieder hinter
dem Ladentisch und wog Kaffee und Rosinen ab und sprach
von keiner Hobelbank mehr. Gottfried Adrian, der Schreiner
aber, war an demselben Abend bei seiner Frau eingetreten;
die empfing ihn freudig und sagte zu ihm: „Denke Dir, da
kam so ein Strolch zu mir in's Haus und wollte sich für
meinen Mann ausgebeu. Ich habe ihn, aber schön heim-
geleuchtet !"

Gottfried Adrian, der Hintermann, sagte kein Sterbenswort.
Auch er stand am nächsten Morgen wieder vergnügt in seiner
Werkstatt. — Und so lebten denn die beiden Landwehrmänner
glücklich in ihren Familien, und da cs keinen Krieg wieder gab,
haben sie einander auch nicht mehr gesehen.

haus Wachenhuftn.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die beiden Landwehrmänner"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Gehrts, Karl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 87.1887, Nr. 2198, S. 95
 
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