100 RenoINmage.
Lieutenant von Schiffelholz, der eine Flasche Wein gewettet,
daß er nur 60 Kilo wiegt, hat bereits das Trittbrett der Waage
bestiegen. „Halt!" ruft er auf einmal, — springt vom Trittbrett
herunter, zieht sein Portemonnaie aus der Tasche, legt es abseits
und springt wieder auf das Brett. „So! — jetzt!"
Gemüthlich.
Stubenmädchen (zur Tochter der Hausfrau): „Aber gnä'
F-räul'n können schön Klavier spielen — das müss'n Sie mir auch
'mal gelegentlich lernen!"
Zwei Schiffe.
Es spaltet ein Dampfer die Flnthen des Rheines,
Die rauschen und funkeln wie Römer voll Weines.
Vom Schiffe da klingt es und jubelt und lacht:
O Berge, o Burgen! O rheinische Pracht.
Es schaukelt ä Schiffchen im Schooße der Elbe,
Die blätschert un sieht Sie, wie Kaffee so gelbe.
Aus'm Schiff is es ruhig: da sitzt mer hibsch still,
Doch derf mer ooch aufsteh'n, wemmer nich sitzen will.
Georg Lütticher.
Zu viel verlangt.
Erster Arbeiter (liest die Zeitung): „Schau, des g'fallt mir!
Im Interesse der Arbeiter sollen am Standesamt anch an Sonn-
tagen Trauungen vorgenommen werden!"
Zweiter Arbeiter: „So! Das war' mir scho z'dumm!
Soll also an armer Arbeiter net amal an an' Sonntag sei'
Ruh' hab'n!"
Merkwürdig.
von Barnewitz: „Ah, alter Freund, seheich Sie endlich ein-
mal wieder! Wo haben Sie denn gesteckt?" — von Krimbkow:
„Ich habe eine Reise um die Welt gemacht und bin erst letzte Woche
zurückgekehrt!" — von Barnewitz: „Ich ja auch! Merkwürdig,
daß wir uns nicht begegnet sind!"
Die geschenkte Orgel.
Aaron Goldstaub ersteht bei einer Versteigerung eine al^
ausgediente -Orgel für einen sehr geringen Preis. Vergeblich
er sie anzubringen und seinen Rebach *) dabei zu machen; er fmo
keinen Käufer dafür und schenkt sie endlich, um das raumver-
schlingende Gerümpel los zu werden, an die Dorskirche seiner
Heimath. Darüber großer Jubel in der Gemeinde; die Orgel wir
aufgestellt und soll am nächsten Festtage feierlich eingeweiht werden-
Das Kirchlein faßt an jenem Tage kaum die Zahl der frommen
Neugierigen, die alle voller Erwartung lauschen, bis die vollen
Töne durch die Hallen brausen. Nun ist der große Moment da; der
Cantor setzt sich auf sein Orgelbänkchen, die Jugend tritt krampr
hast die Bälge, der Geistliche giebt das Zeichen — aber, o Schrei -
Die Orgel bleibt stumm, nur durch die Bälge entweicht zischend die
gepreßte Luft. Der Cantor zieht todtenbleich an allen Registern
kein Laut, die ehrwürdige Orgel bewahrt das goldene Schweigen
des Alters. Da theilf er rasch das Verhängnis; dem Geistlichen
mit, welcher seinerseits der erwartungsvollen Gemeinde diese un-
vorhergesehene Störung kundgiebt.
Endlich ist der Gottesdienst vorbei. Voller Ungeduld lässt sa
Geistliche den Aaron Goldstaub rufen und empfängt ihn mit bitteren
Vorwürfen. Der aber zieht den Kops tief zwischen die Achseln un
sagt: „Was wollen Sie, Hochwürden Herr Pfarrer, einer geschenkten
Orgel schaut mer nix in de Gorgel!"
*) Gewinn. __
Aeußerstc Ordnungsliebe.
(Bei einer Feuersbrunst.) Mann: „Aber, Frau, was kramst
Du denn nur noch umher? Willst Du denn etwa bei lebendigem
Leibe verbrennen?" — Frau: „Ach, ich will nur schnell «och etwas
aufräumen, damit es nicht so unordentlich aussieht, wenn die
Feuerwehr in unser Zimmer kommt!"
Redaclion. I. Schneider in München. — Verlag von Brau» & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthalcr in München.
Hirril riiik Lrilüyr.
Lieutenant von Schiffelholz, der eine Flasche Wein gewettet,
daß er nur 60 Kilo wiegt, hat bereits das Trittbrett der Waage
bestiegen. „Halt!" ruft er auf einmal, — springt vom Trittbrett
herunter, zieht sein Portemonnaie aus der Tasche, legt es abseits
und springt wieder auf das Brett. „So! — jetzt!"
Gemüthlich.
Stubenmädchen (zur Tochter der Hausfrau): „Aber gnä'
F-räul'n können schön Klavier spielen — das müss'n Sie mir auch
'mal gelegentlich lernen!"
Zwei Schiffe.
Es spaltet ein Dampfer die Flnthen des Rheines,
Die rauschen und funkeln wie Römer voll Weines.
Vom Schiffe da klingt es und jubelt und lacht:
O Berge, o Burgen! O rheinische Pracht.
Es schaukelt ä Schiffchen im Schooße der Elbe,
Die blätschert un sieht Sie, wie Kaffee so gelbe.
Aus'm Schiff is es ruhig: da sitzt mer hibsch still,
Doch derf mer ooch aufsteh'n, wemmer nich sitzen will.
Georg Lütticher.
Zu viel verlangt.
Erster Arbeiter (liest die Zeitung): „Schau, des g'fallt mir!
Im Interesse der Arbeiter sollen am Standesamt anch an Sonn-
tagen Trauungen vorgenommen werden!"
Zweiter Arbeiter: „So! Das war' mir scho z'dumm!
Soll also an armer Arbeiter net amal an an' Sonntag sei'
Ruh' hab'n!"
Merkwürdig.
von Barnewitz: „Ah, alter Freund, seheich Sie endlich ein-
mal wieder! Wo haben Sie denn gesteckt?" — von Krimbkow:
„Ich habe eine Reise um die Welt gemacht und bin erst letzte Woche
zurückgekehrt!" — von Barnewitz: „Ich ja auch! Merkwürdig,
daß wir uns nicht begegnet sind!"
Die geschenkte Orgel.
Aaron Goldstaub ersteht bei einer Versteigerung eine al^
ausgediente -Orgel für einen sehr geringen Preis. Vergeblich
er sie anzubringen und seinen Rebach *) dabei zu machen; er fmo
keinen Käufer dafür und schenkt sie endlich, um das raumver-
schlingende Gerümpel los zu werden, an die Dorskirche seiner
Heimath. Darüber großer Jubel in der Gemeinde; die Orgel wir
aufgestellt und soll am nächsten Festtage feierlich eingeweiht werden-
Das Kirchlein faßt an jenem Tage kaum die Zahl der frommen
Neugierigen, die alle voller Erwartung lauschen, bis die vollen
Töne durch die Hallen brausen. Nun ist der große Moment da; der
Cantor setzt sich auf sein Orgelbänkchen, die Jugend tritt krampr
hast die Bälge, der Geistliche giebt das Zeichen — aber, o Schrei -
Die Orgel bleibt stumm, nur durch die Bälge entweicht zischend die
gepreßte Luft. Der Cantor zieht todtenbleich an allen Registern
kein Laut, die ehrwürdige Orgel bewahrt das goldene Schweigen
des Alters. Da theilf er rasch das Verhängnis; dem Geistlichen
mit, welcher seinerseits der erwartungsvollen Gemeinde diese un-
vorhergesehene Störung kundgiebt.
Endlich ist der Gottesdienst vorbei. Voller Ungeduld lässt sa
Geistliche den Aaron Goldstaub rufen und empfängt ihn mit bitteren
Vorwürfen. Der aber zieht den Kops tief zwischen die Achseln un
sagt: „Was wollen Sie, Hochwürden Herr Pfarrer, einer geschenkten
Orgel schaut mer nix in de Gorgel!"
*) Gewinn. __
Aeußerstc Ordnungsliebe.
(Bei einer Feuersbrunst.) Mann: „Aber, Frau, was kramst
Du denn nur noch umher? Willst Du denn etwa bei lebendigem
Leibe verbrennen?" — Frau: „Ach, ich will nur schnell «och etwas
aufräumen, damit es nicht so unordentlich aussieht, wenn die
Feuerwehr in unser Zimmer kommt!"
Redaclion. I. Schneider in München. — Verlag von Brau» & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthalcr in München.
Hirril riiik Lrilüyr.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Renommage" "Die geschenkte Orgel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 87.1887, Nr. 2198, S. 100
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg