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Ueberras

„Halt da! Halt auf!!" brüllte Victor, und August, in sehr be-
greiflicher Verwirrung, begann zu laufen, was er laufen konnte.

„Aufhalten! Halt auf!!" schrie Victor mit Stentorstimme.
August selber vergaß zu schreien und rannte nur immer zu. Vor

seinen Augen tauchten Personen auf-— „Halt da! Halt auf!!"

schrie der unermüdliche Victor-Ein August Entgegenkommender

begnügte sich, der Jammergestalt lachend eins mit dem Rohrstock
zu versetzen. Im nächsten Augenblick warf sich ihm ein Zweiter in

den Weg — August sah sich in der Umarmung eines Schutzmanns,
im Nu aber auch von einer Anzahl Gaffer umringt.

Hutlos, außer Athem, Gesicht und Mantel schauerlich entstellt
und verwüstet, bot August nicht gerade das Bild eines harmlosen,
den bessern Ständen angehürigen Spaziergängers dar, und seine
etwas zusammenhaugslose Darstellung des Sachverhaltes vermochte
diesen Eindruck nicht eben abzuschwächcn. Der Beamte setzte eine
höchst unfreundliche Miene auf und die Sache drohte eine fatale
Wendung zu nehmen.

Erst als der hinzueilende Victor in eindringlicher Rede und
mit Hilfe eines Zweimarkstückes August als seinen Freund und sich
selbst als einen bekannten Schriftsteller legitimirte, konnte von den
Freunden der Heimweg, in gemischten Empfindungen, angetreten
werden.

Der Eylinderhut wurde un'weit der Hausthüre in leidlichem
Zustand vorgefunden. Dagegen erwies sich der Radmantel bei dem
Umtausch der Kleidungsstücke in Bictor's Wohnung als völlig
hoffnungslos. „Schlippermilch und Asche", sagte Victor melancholisch,
„lveißt Du, August, sehr viel Zweckentsprechenderes konnte nicht gut
gewühlt werden — allen Respect vor Deiner Gattin!"

Unterdessen hatten sich, kurz nach dem geschilderten Vorgang,
die richtigen Klingler (zwei unzufriedene Schreiber von August's
Bureau), die allabendlich die arglosen Wächter belauscht und heute
mit Hohnlacheu den ganzen Vorgang beobachtet haben mochten,
an August's Hausthüre eingefunden und auf der electrischen Klingel
ein wahres Hölleucoucert vollführt.

Man kann sich deßhalb ausmalen, mit welchem Uebermaß von
Aerger, Wuth und Hohn der unglückselige August, der sich als
Wächter so jämmerlich bewährt, von der Gattin empfangen wurde,
als er gegen 10 Uhr Abends in gedrücktester Stimmung heimkehrte.
Den Gipfelpunkt aber erreichte die Aufregung der Frau Amalie,
als mein armer Freund, unfähig länger zu heucheln und in dem
thörichten Glauben, seine guten Absichten damit beweisen und wohl
auch Mitleid für sich erwecken zu können, ihr den ganzen Plan
entdeckte und sich als den Klingler bekannte. Die kleine Frau bekam
erst einen Krampfanfall, dann aber erklärte sie mit einer Stimme,
die auf drei Etagen berechnet schien, daß es kein größeres Ungeheuer

chungen.

auf der ganzen Welt als August gäbe, da ihr nie und nimmermehr
Jemand ausreden würde, daß er von allein Anfang an die Klingle
bestellt und ein heuchlerisches, nichtswürdiges Spiel mit ihrer Ruhe
getrieben habe!

Frau Amalie ist, wie ich höre, bei dieser Meinung auch 9e'
blieben. — Armer August!

_ Krön, üötticher.

Gedankensplitter.

Zufriedenheit ist die Feindin großer Thateu.

Viele Koche versalzen den Brei — oft genügt aber dazu fd)011
eine Köchin.

Im Wein ist Wahrheit — aber oft auch Anilin.

Zwei Hunde fressen dreimal so viel als einer.

Der Tod wandelt oft Haß in Liebe. So kann man geg^
Schweine eine Aversion haben und Würste recht gerne essen.

Das größte Unrecht widerführt dem Menschen bei seiner Geburt-
er wird zur Existenz verurtheilt, ohne in der Lage zu sein, dagegen
protestiren zu können.

Der Wurm krümmt sich, wenn er getreten wird — der Mensch
sagt: „Es war mir ein Vergnügen!"

G e t h e i l t e Freude.

„Nun, mein Herzblättchen, mein liebes gutes Hänschen,
freut Dich denn Deine prächtige Geburtstagstorte nicht, weil
Du so ein weinerliches Gesicht machst?" — „Die Torte freut
mich schon — aber — aber — die Andern freu'n sich
auch darüber!" _

Spru ch.

Der du schon durch Geburt dem Glücke dich empfahlst,

Was du erreichst an Tugend und Gesittung,

Ist eine heil'ge Schuld, die du den Eltern zahlst,

Und deine Kinder schreiben dir die Quittung.

Älb. Uoderich.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ueberraschungen" "Getheilte Freude"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Albrecht, Henry
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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Creditline
Fliegende Blätter, 87.1887, Nr. 2205, S. 156

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