Fliegende Blätter (93.1890 (Nr. 2345-2370))

24

Gnowenstiefel.

I

iQnömtcin fand im hohen Grase
J?> Einen Trinker, der war tobt;
Und es schnitt ihm ab die Nase
Knotenreich und kupferroth.

Thät' d'raus ein Paar Stiefel gerben
In der nächsten Gnomenburg,

Das könnt' nimmermehr verderben,
Denn es lies; kein Wasser durch.

(6. tv.

Gedanken shäne.

Wir rächen oft erlittene Unbill durch Miß-
trauen, welches wir den wenigen übriggebliebenen
Freunden entgegenbringen. h H.

Glücklich zu werden — es ist der Mensch-
heit rastloses Streben; doch darüber ver-
gißt gar Mancher, glücklich zu sein. ©. &.

_ I

Zu große Gutmüthigkeit ist ein Herzfehler,
und das Heilpflaster dafür sind die Erfahrungen.

Ehre wird am eifrigsten von Denen gesucht,
die sie verloren haben. G. W.

Ein Freund, der uns unsere Schwächen
verschweigt, ist so gefährlich wie ein Feind, der
sie ausnützt. C. Lt.

Man trifft so häufig Leute, die sehr
viel von sich und gar nichts auf sich
halten. w.

Verliebt sein und heirathen sind
ebenso grundverschiedene Begriffe wie Stu-
dent sein und studiren. W. H.

Reglement für Subalterne.

(Aus dem Geheimbuch der Weltweisheit.)

Halte jederzeit ein Lächeln be-
reit, wenn du merkst, daß der
Vorgesetzte eineuWitz machen will.

Halte des Vorgesetzten Zer-
streutheit für Gedankenfülle.

Hänge deinen Ueberzieher nicht
in allzu vertrauliche Nähe zu
dem Seinigen.

Wenn er in einer Rede stecken
bleibt, so wirf dein Glas um,
damit deine Dummheit für die
Seinige herhalten kann.

Mit keinen Federn mußt du
besser schreiben können, als mit
solchen, die er weggeworfen.

Wenn er Zugluft liebt, so liebe
du die Rheumatismen.

Wenn er musikalisch ist, so
kaufe für fünf Pfennig Baum-
wolle und übe dich in verständniß-
innigem Beifalluicken.

Finde die Unarten seines Hun-
des stets nur originell.

Sitzest du bei Tisch neben ihm,
so zeige eine Vorliebe für Fisch-
köpfe und Pastetendeckel.

Wenn er dir Geld schuldig ist,
so warte bis du's kriegst.

Bei'm Charcutier.

Musikschülerin:

„Geben S>' mir für 20 Pfennig' Potpourri!"




4.