Preis des Bandes (26 Nummern) M. 6.70. Bei directem
Bezüge perKreuzband: für Deutschland und Oesterreich
J\i. 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins M. 8.—
Einzelne Nummer 30 4-
93. Bd.
(Alle Rechte für sämmtliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten.)
Die drei Ringe.
Eine lehrreiche Geschichte von ^cmil Rindt.
K
k
inst lebte vor vielen hundert Jahren im Morgen-
lande ein Mann, der vor-
dem sehr reich und angesehen
war. Weil er aber leichtsinnig
und lebenslustig all" sein Geld
und Gut verpraßt hatte, so
sand sich, als er starb, kaum
so viel an Vermögen vor, daß
seine drei Söhne ihm ein an-
ständiges Begräbniß zu Theil
werden lassen konnten.
Mehrere Tage nach dem
Tode des Vaters wurde im
Beisein der Söhne und des
Kadi das Testament eröffnet.
Dasselbe enthielt unter Anderem solgende Worte:
„Auf meinem Krankenlager, liebe Kinder, ist mir, der
ich kein Vermögen zu hinterlassen gedachte, eine freu-
dige Ueberraschung zu Theil geworden.
Ein alter Schuldner hat mir 1000 Gold-
stücke zurückbezahlt. Ich habe dieselben
unserm gestrengen und gerechten Kadi übergeben,
damit er sie einstweilen in Verwahrung nehme,
denn es ist jetzt an der Zeit, Euch ein Geheimniß
zu offenbaren. Einer von Euch ist nur mein
rechter Sohn; die beiden Andern habe ich
früher, als es mir noch gut ging, aus Mitleid
in mein Haus ausgenommen. Da ich Euch alle
Drei aber mit gleicher Liebe umfasse, so wird es
mir schwer, dem Einen auf Kosten der Andern
Vortheile zuzuwenden. Ich will es daher dem
Schicksal überlassen, unter Euch den Rechten heraus-
zufinden , denn nur der rechte Sohn darf nach dem Gesetz
unseres Landes den Vater beerben. Der Kadi wird Euch,
meine Kinder, drei einfache goldene Ringe einhändigen — den
letzten Schmuck, den ich besitze. Nehmt diese Ringe als ein
Andenken von mir und geht in die weite Welt. Kommt nach
drei Jahren wieder zum Kadi und tretet vor dessen Richterstuhl.
Seine Weisheit wird alsdann entscheiden, wer von Euch der
Rechte ist, und dieser soll die 1000 Goldstücke empfangen."
Als die drei Brüder den Willen des Verstorbenen ver-
nommen hatten, erhielt jeder aus der Hand des Kadi einen
schlichten Goldreif. Darauf umarmten sie sich noch einmal
und zogen aus verschiedenen Wegen in die weite Welt hinaus.
-i- *
*
Nach drei Jahren traten sie wieder vor den Kadi hin.
„Wo hast Du Deinen Ring?" fragte der Richter den Ersten.
Dieser wies seine rechte Hand vor, an welcher des Vaters
Goldreif funkelte, und sprach: „Der Ring hat mir Glück ge-
Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
94 Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
*4
Bezüge perKreuzband: für Deutschland und Oesterreich
J\i. 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins M. 8.—
Einzelne Nummer 30 4-
93. Bd.
(Alle Rechte für sämmtliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten.)
Die drei Ringe.
Eine lehrreiche Geschichte von ^cmil Rindt.
K
k
inst lebte vor vielen hundert Jahren im Morgen-
lande ein Mann, der vor-
dem sehr reich und angesehen
war. Weil er aber leichtsinnig
und lebenslustig all" sein Geld
und Gut verpraßt hatte, so
sand sich, als er starb, kaum
so viel an Vermögen vor, daß
seine drei Söhne ihm ein an-
ständiges Begräbniß zu Theil
werden lassen konnten.
Mehrere Tage nach dem
Tode des Vaters wurde im
Beisein der Söhne und des
Kadi das Testament eröffnet.
Dasselbe enthielt unter Anderem solgende Worte:
„Auf meinem Krankenlager, liebe Kinder, ist mir, der
ich kein Vermögen zu hinterlassen gedachte, eine freu-
dige Ueberraschung zu Theil geworden.
Ein alter Schuldner hat mir 1000 Gold-
stücke zurückbezahlt. Ich habe dieselben
unserm gestrengen und gerechten Kadi übergeben,
damit er sie einstweilen in Verwahrung nehme,
denn es ist jetzt an der Zeit, Euch ein Geheimniß
zu offenbaren. Einer von Euch ist nur mein
rechter Sohn; die beiden Andern habe ich
früher, als es mir noch gut ging, aus Mitleid
in mein Haus ausgenommen. Da ich Euch alle
Drei aber mit gleicher Liebe umfasse, so wird es
mir schwer, dem Einen auf Kosten der Andern
Vortheile zuzuwenden. Ich will es daher dem
Schicksal überlassen, unter Euch den Rechten heraus-
zufinden , denn nur der rechte Sohn darf nach dem Gesetz
unseres Landes den Vater beerben. Der Kadi wird Euch,
meine Kinder, drei einfache goldene Ringe einhändigen — den
letzten Schmuck, den ich besitze. Nehmt diese Ringe als ein
Andenken von mir und geht in die weite Welt. Kommt nach
drei Jahren wieder zum Kadi und tretet vor dessen Richterstuhl.
Seine Weisheit wird alsdann entscheiden, wer von Euch der
Rechte ist, und dieser soll die 1000 Goldstücke empfangen."
Als die drei Brüder den Willen des Verstorbenen ver-
nommen hatten, erhielt jeder aus der Hand des Kadi einen
schlichten Goldreif. Darauf umarmten sie sich noch einmal
und zogen aus verschiedenen Wegen in die weite Welt hinaus.
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Nach drei Jahren traten sie wieder vor den Kadi hin.
„Wo hast Du Deinen Ring?" fragte der Richter den Ersten.
Dieser wies seine rechte Hand vor, an welcher des Vaters
Goldreif funkelte, und sprach: „Der Ring hat mir Glück ge-
Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
94 Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die drei Ringe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)