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https://doi.org/10.11588/diglit.24279#0065
44 Charakter Carl Ludwigs. — Erste Unternehmuiigen.
aristokratischen Kreisen des LondonerHofes das Leben sattsam
genossen, begamr er sich mit den ernsteren Pflichten zu be-
schäftigen, die er aus der ihm geivordenen Stellnng ableitete.
Die Regierung Carl Lndwigs ist von ungleich größerer Be-
deutung für die Geschichte Mannheims, als die seinesVaters
und seiner nächsten Nachfolger. Er ist ohnedies eine charak-
teristische Erscheinung. Ans beiden Gründen ist seinePerson
und seine Geschichte für uns von größerem Jnteresse. Ja
es läßt sich nicht verkennen, daß seine vorangeschrittenen
kirchlich-philosophischen Ansichten, trotz aller späteren Neaktionen
von dauerndem Einslusse auf die Geistesrichtung seines Volkes
gewesen, und daß sie selbst heute noch nicht spurlos ver-
Tl-rllticr schwunden sind. Carl Ludmig war auf der Universität Leyden
L°rk Lllwigs. gelnldet; ein Gelehrter, Freidenker, ein duldsamer Mann;
man hat ihn deßhalü auch den deutschen Salomo genannt;
er war eine ritterliche Erscheinung, ein wackerer Haudegen
und ein Brausekopf sonder Gleichen; er war dabei ein Ge-
müthsmensch; die Herzogin von Orleans, seine Tochter, schildert
ihn als „lustig und recht possirlich und immer von gutem
Humor und weit vom Aberglauben"; er war endlich ein
guter Fürst, ein Freund seiner Unterthanen, von denen er
selbst mit Gefahr seiues Lebens das Elend des Krieges abge-
wendet haben würde, und dabei roar er doch zu allen unbe-
sonnenen Handlungen jeder Zeit bereit, gleichviel mit welchen
Folgen sie verknüpft sein mochten. Eine solche an die Spitze
eines, ivenn auch kleinen, Staatswesens gestellte Persönlichkeit
in jener Zeit der Auflösnng und Verwirrung aller politischen
und kirchlichen Bande mußte einem wechselvollen Leben ent-
gegen gehen, nnd in der That war das Leben Carl Ludwigs
ein Roman, schon seinen äußerenZügen nach und selbst wenn
man uicht in die Geheimnisse der Ehe und Liebe eindringt.
krstc Aiücc- Nachdem Carl Ludwig sich endlich aus den Schlingen eines
ncklluuigcn. Hoflebens losgemacht, kaufte er im Jahre 1638 die
hannoverische Stadt Meppen, um von da aus eine Expe-
dition zur Eroberung seines Landes zu organisiren. Die
aristokratischen Kreisen des LondonerHofes das Leben sattsam
genossen, begamr er sich mit den ernsteren Pflichten zu be-
schäftigen, die er aus der ihm geivordenen Stellnng ableitete.
Die Regierung Carl Lndwigs ist von ungleich größerer Be-
deutung für die Geschichte Mannheims, als die seinesVaters
und seiner nächsten Nachfolger. Er ist ohnedies eine charak-
teristische Erscheinung. Ans beiden Gründen ist seinePerson
und seine Geschichte für uns von größerem Jnteresse. Ja
es läßt sich nicht verkennen, daß seine vorangeschrittenen
kirchlich-philosophischen Ansichten, trotz aller späteren Neaktionen
von dauerndem Einslusse auf die Geistesrichtung seines Volkes
gewesen, und daß sie selbst heute noch nicht spurlos ver-
Tl-rllticr schwunden sind. Carl Ludmig war auf der Universität Leyden
L°rk Lllwigs. gelnldet; ein Gelehrter, Freidenker, ein duldsamer Mann;
man hat ihn deßhalü auch den deutschen Salomo genannt;
er war eine ritterliche Erscheinung, ein wackerer Haudegen
und ein Brausekopf sonder Gleichen; er war dabei ein Ge-
müthsmensch; die Herzogin von Orleans, seine Tochter, schildert
ihn als „lustig und recht possirlich und immer von gutem
Humor und weit vom Aberglauben"; er war endlich ein
guter Fürst, ein Freund seiner Unterthanen, von denen er
selbst mit Gefahr seiues Lebens das Elend des Krieges abge-
wendet haben würde, und dabei roar er doch zu allen unbe-
sonnenen Handlungen jeder Zeit bereit, gleichviel mit welchen
Folgen sie verknüpft sein mochten. Eine solche an die Spitze
eines, ivenn auch kleinen, Staatswesens gestellte Persönlichkeit
in jener Zeit der Auflösnng und Verwirrung aller politischen
und kirchlichen Bande mußte einem wechselvollen Leben ent-
gegen gehen, nnd in der That war das Leben Carl Ludwigs
ein Roman, schon seinen äußerenZügen nach und selbst wenn
man uicht in die Geheimnisse der Ehe und Liebe eindringt.
krstc Aiücc- Nachdem Carl Ludwig sich endlich aus den Schlingen eines
ncklluuigcn. Hoflebens losgemacht, kaufte er im Jahre 1638 die
hannoverische Stadt Meppen, um von da aus eine Expe-
dition zur Eroberung seines Landes zu organisiren. Die