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Feder, Heinrich von [Bearb.]
Geschichte der Stadt Mannheim: nach den Quellen (Band 1): XVII. und XVIII. Jahrhundert ; mit 3 Plänen der Stadt Mannheim aus den Jahren 1620, 1633 und 1794 (Belagerung der Rheinschanze), einem Verzeichnisse der Hausbesitzer aus dem Jahr 1663 — Mannheim und Straßburg, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.24279#0073
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Wiederaufbau der Stadt. — Eheliche Verhältuisse.

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besonderes Modell vorgeschrieben und demjenigen, der inner-
halb 3 Jahren 8000 Thlr. an Hänsern verbauen würde, eine
ewige Schatzungsfreiheit, der 4000 Thlr. verbant, eine solche
auf 30 Jahre; der 2000 Thlr. verbant, auf 20 Jahre, und
der 600 Thlr. verbaut, eine Schatzungsfreiheit anf 10 Jahre
zugesichert. Nicht nnnder eifrig, jedoch offenbar nnt größerern KieäcraufSa»
Erfolge wurde die Erweckung der Baulnst in der eigentlichen ^r L,a,ii.
Stadt betrieben und unter dem Einflusse der cmdauernden
Friedensjahre entwickelte sich dort rasch das städtische Leben,
dessen Grundzüge in dem folgenden Capitel dargelegt iverden
follen. Der Stadtplan vom Jahre 1663 (s. Anlage 2) weist eine
fastfchonvölligausgebaute Stadt, bewohntvon einer größtentheils
aus der Fremde herbeigezogenen Bevölkerung nach. So rasch
hatten die Privilegien, hatten die duldsamen Regierungsgrund-
sätze Carl Lndwigs und hatten die andauernden Friedensjahre
gewirkt. Carl Ludmig griff überall ein und nach dein Zeng-
nisse der Aorumnin xrineoxs war er es, der die neue Residenz
mit Bibliotheken nnd Müntzcabineten „meublirte" (S. 921).

Nicht so friedlich ging es in dieser Periode der Wiederer-
stehung der Stadt in dem häuslichen Verhältnisse des Chur-
fürsten her. Die Ehe desselben mit Charlotte von Hessen NekL
war keine glückliche. Die Churfürstin eine kalte Natur, fast
ein Mann-Weib, den noblen Passionen der Jagd und deS
Reitens ergeben, an Lnrus gewöhnt, eigensinnig uud herrsch-
süchtig; der Churfürst warin fühlend, heftig, häuslich und
lparsam. So standen sich beide Naturen gegenüber. Die
Geburt eines Churprinzen (1651), dem die evangelischen
Schweizerkantone Taufpathen wurden, des späteren Churfürsten
Karl, fowie dieGeburt einerPrinzessin Charlotte Elisabeth
(1652) waren Ereignisse, welche die Folgen jenerDisharmonie
ber Charaktere zeitweilig zu verdecken vermochten; aber bald
darauf traten dieselben um so merklicher hervor. Die Neignng
bes Churfürsten, der sich von seiner Gemahlin zurückgestoßen
erachtete, fiel auf ein Hoffränlein, die ebenso reizende als
geistreiche und gelehrte Marie Snsanne Luise von

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