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Deutsche Kriegszeitung — 1917

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Hefte 35-39, September 1917
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6

Nummec 39

rin-en Erifolg erpicht, als die xufsischen
Truppen, die, durch unser Abwehrseuör
in ihre Ausgangsgräben zurückgetrieben,
auch durch öas aus sie gerichtete russische
Maschinengewehrfeuer zu neuem Vor-
gehen nicht zu bewegen waren. Erst am

22. September wagten sich wieder feind-
liche Aufklärungsabteilungen vor und
wurden zurückgewiesen, während auf der
Front der Heeresgruppe Mackensen am

23. September nordwest'lich von Focsant
und am Sereth Vorseldgefechte und rege
Feuertätigkeit zu verzeichnen war und
der Bahnhof Gälatz wieder einmal mtt
gutem Ersolg beschossen wurde.

Sarrails grohe Offensive

hat sich nicht recht wiedsr zu erholen ver-
mocht. Am 18. verstärkte sich zwar d.ie
Artilkerietätigkeit irn Becken von Mo-
nastir und in der Seenenge zwischen
Prespa- und Ochrida-See, aber dabei
blieb es auf dem zum Angvtff verstärkten
stnken Ententeslitge'l, während der Eng-
länder aus dem rcchten Flügel allerdings
auch mit gemischten Abteilungen vor-
fühlte, sich aber nach Gesechten mit öan
bulgarischen Vorposten östlich des Dojran-
Sees wteder zurückzog. Den Franzosen
blieb es überlassen, sich am 21. Septem-
ber wieder zu einem starken Angriff west-
lich des Ochrida-Sees aufzuraffen, äbes
den deutschen und österreichisch-ungari-
schen Truppen gelang es nach schwerem
Kampf, den Gegner abzuweisen. Am
nächsten Tage hielt d-ie gewaltige Hstze,
die in der Sonne 65 Grad Celsius er-
reichte, die Franzosen ofsenbar von grö-
ßeren Kampfhandlungen ab, aber deutsche
und österreichisch-ungarische Truppen ent-
rissen trotz dieser surchtbaren Tempera-
tur dem Gegner bei Kreova eine Höhe im
Sturm. Seitdem war von Sarrails Of-
ffensive nichts mehr zu mAden.

Auf dem italienifchen kriegsschauplah

tst die Angrisfslätigkeit der Jtaliener am
Jsonzo nach der gescheiterten 11. Schlacht
zu einer so geringfügtgen geworden, daß
Cadorna es wohl schwer sinden dürfte,
seine Landsleute daoon zu überzeugen,
daß es wirkltch noch eine Äsonzooffenstoe
gibt. Nächdem am 17. September aus
der Hochfläche von Bainsizza feindliche
Vorstöße trotz starker Artillerievorberer-
tung geschettert waren, versuchte der
Feind am 19. noch einmal sein Glück am
Monte Gabriele mit einem ohne FeUer-
vorbereitung unternommenen Ansturm,
der aber bereits im Feuer des Verteidi-
gers zum Stehen kam. Am 20. wurde
wiederum ein italienischer Angviff abge-
schlagen, bei dem der Feind über hundert
Gesangene einbüßte, und am 22. be-
schränkte sich der Jtaltener daraus, den
Südtcil der Hochfläche von Vainsizza und
Len Monte Gabriele unter Artillerie-
seuer zu halten, das sich am 24. Septem-
ber steigerte und mit lebhaster Flugtätig-
keit verbunden war. — War am Jsonzo
so an die Stelle des furchtbaren Ringens
der Großkampfwochen der übliche Ge-
fechtszustand ruhigerer Zeiten getreten, so
war andererseits bei der

Heeresgruppe des Aeldmarschalls Arei.
herrn v. Conrad

eine regere Tätigkeit zu bemerken, die
sreilich durch die Österreicher angeregt
wurde, tndem diese am 18. September
bei Carzano dem Feinde ein Frontstück
entrissen, das sie ihm früher überlassen
hatten. Der chandstreich gelang vollkom-
men, und die Zahl der dabei gesangenen
Italiener wuchs bis zum nächsten Tage
auf 11 Offiziere und 516 Mann an. —
Der Feind versuchte nunmehr am näch-
sten Tage einen Einbruch in dieFront un-
seres Derbündeten, indem er nach Spren-
gung einer Mine am Colbricon, einem
2604 Meter hohen Massiv südlich des
Travignolo-Tales, Trommelfeuer auf die
österreichische Stellung richtete und so-
dann zum Angriff überging. Etwa 1000
Schuß und 600 Minen hatte er dem An-

Besten zu beklagen. Fliegeroberleutnant
Kurt Wolff, Ritter des Ordens Pour le
Märite und zuletzt Führer der früheren

seiner wertvollen Ladung durch hart-
näckige Gegenwehr der Versenkung zu

griss vorausgeschickt, aber die italienischen
Kompagnien, die ihn ausführen sollten,
wurden durch die Artillerie unseres Bun-
desgenossen so wirksam unter Feuer ge-
nommen, daß sie sich nicht aus ihren Stel-
lungen vorwagten.

Ansere Flieger haben sich mi! Ruhm
bedeckt.

Ton dem tapferen Eingreisen der Flie-
ger bei Jakobstadt unter Führung des
Prinzen Friedrich Sigismund berichteten
wir bereits im Text, doch sei hler noch er-
wähnt, daß diefer junge Hohenzollern-
prinz, der sich vor einigen Jahren dem
FNegen zuwandte, ein Bruder des Prin-
zen Friedrich Karl -von Preußen ist, der
ebenfalls als Flieger seinem Vaterlande
diente und den Heldentod fand.

Jm Westen war die Fliegertätigkeit be-
greislicherweise noch reger als im Osten,
stehen unseren jungen Helden doch an der
Westfront die Flugzeuggeschwader der
Englünder und Franzosen gegenüber.
Aus diesen haben aber unsere Tapferen
wieder reiche Ernte gemacht. So verlor
der Feind am 18. September 16 Flug-
zeuge, von denen Vizefeldwebel Thom
drei und Leutnant Thuy zwei abschoß.
Am 20. stieg die deütsche Luftbeute nuf
20 ffeindliche Flugzeuge, von denen wie-
derum zwei auf das Konto des Vizefeld-
wehels Thom kämen. Während der
Kämpfe des 21. büßte der Gegner 39
Flugzeuge und 2 Fesselballone ein; aber
auch von unseren Fliegern stürzten drei
ab. Oberleutnant Schleich gewann bei die-
ser Gelegenheit seinen 21.und22.undLeut-
nant v. Bülow seinen 21. Luftsieg, wäh-
ren die Leutnants Wüsthosf und Adam
sich mit je zwei Luftsiegen hervor-
taten. Von der Siegesbeute des 22. Sep-
tember, die aus 14 Flugzeugen und einem
Fesselballon bestand, konnte Vizefeld-
webel Thom wiederum zwei für sich be-
anspruchen, und Oberleutnant Berthold
errang seinen 23. Luftsieg. Auch der
nächste Tag brachte 14 feindliche Flug-
zeuge ein und schenkte Leutnant Wüsthofs
feinen 20. Sieg, während Leutnant
Kissenherth zwei Gegner zur Strecke
brachte. Der 24. September schloß unsere
Berichtwoche mit einer Beute von 13
Flugzeugen ab, und Oberleutnant Schleich
blieb zum 22. und 23., Leutnant Wüsthofs
zum 21. Mal Sieger. — Der Abend des

24. September sah außerdem unsere ^
Flieger wieder einmal über England.
Militärische Bauten und Speicher in
London, in Dover, Soulhend, Chatham
und Sherneß wurden mit Bomben be-
legt, und zwar mit Erfolg, wie die aus-
brechenden Brände zZgten. Auch diesmal
versagte der englische Verteidigungs-
dienst vollständig, denn alle unsere Flug-
zeuge kehrten unversehrt zurück, nachdem
auch Dünkirchen ein Besuch abgestattet
worden war.

chaben nun unsere Flieger reichen
Ruhm geerntet, so haben sie doch auch,
und das Vaterland mit ihnen, zwei ihrer

Zagdstasfel des Rittmeisters Freiherrn
v. Richthosen, und Fliegerleutnant Voß,
ebenfalls Ritter des Pour le Märite,
haben ihr junges Leben auf dem Altar
des Vaterlandes geopfert. Wolsf fiel am
15. September, nachdem er die Zahl
seiner Siege auf 33 gebracht hatte, Leut-
nant Voß am 23. September, nachdem
er unmittelbar zuvor seinen 48. Feind
zum Absturz gebracht hatte. Von meh-
reren Sopwith-Flugzeugen angegrifsen,
stürzte er ab. — Sie sind nicht umsonst
gestorben, diese Helden. Wie ihr Lehr-
meister Boelcke so werden auch sie unver-
geß-lich weiterleben im Herzen jedes
Deutschen und- ihre Taten werdenDeutsch-
lands Jugend anspornen, es ihnen gleich-
zutun, zum Wohl des Vaterlandes und 'sei
es um den Preis des Lebens!

OieLreignisse zurSee.

Die U-Boot-Veute im Monat
August: Im Monat August sind an
Handelsschifssraum insgesamt 808 000
Br.-Reg.-T. durch kriegerische Maßnah-
men der Mittelmächte versenkt worden.
Seit Beginn des uneingeschränkten U-
Boot-Krieges sind damit 6 303 000 Br.-
Reg.-T. des für unsere Feinde nutzbaren
Handelsschiffsraumes vernichtet. Das
Augustergebnis desU-Boot-Krieges bleibt
damit hinter den Ergebnissen der voran-
aegangenen Monate, abgesehen von den
chöchstleistungen im April und Juni, nicht
zurück, und zeigt, daß der U-Boot-Krieg
trotz aller Abwehrversuche gleichmäßig
fortschreitet. Wenn trotzdem eine Nei-
gung zu ganz allmählichem Sinken der
Beute aus den Ziffern der letzten Monate
festgestellt werden känn, so mag erneut
darauf hingewiesen werden, daß bei der
ungeheuren Abnahme des noch in der
Welt vorhandenen Schiffsraumes ein sol-
ches Sinken schließlich eintreten muv-
Auch iiA September lauten die Bekännt-
machnngen über die U-Boot-Beute gleich
befriedigend. In der Zeit vom 17. bis
zum 23. September wurde die Versen-
küng von 127 000 Br.-Reg.-T. bekännt-
gegeben und außerdem noch vier Damp-
fer, ein Segler und ein Fischersahrzeug
vernichtet, deren Raumgehalt nicht an-
gegeben ist. Unter den zerstörten Schiffen
besand sich der bewasfnete englische
Dampser „Sycamore" mit 9200 T. Stück-
gut. Dieses Stückgut, unter dem sich nach
Angabe des gefangenen englischen Osfi-
ziers auch 970 T. Kupfer besanden, hatte
einen Wert von 8U2 Millionen Mark.
Außerdem war einer der vernichteten
Dampser anscheinend ein Hilsskreuzer
oder Transporter. Der bewasfnete fran-
zösische Dampser „Amiral Kersaint", 5570
Br.-Reg.-T., versuchte erfolglos sich mit

entziehen; der Dampfer wurde im Feuer-
gesecht, in dem seine Besatzung schwere
Verluste erlitt, niedergekämpst, der Käpi-
tän gesangengenommen. Der bewafsnete
englische Dampfer „Rydon Hall" mit 6400
T. Weizen sür die englische Regierung
wurde in zweistündigem Artilleriegefecht
niedergekämpft. Der Kapitän und zwei
Artilleristen vom englischen Dampfer
„Wentworth" wurden gefangengenoni-
men. Eine Reihe von Dampsern wurds
wie gewöhnlich aus Geleitzügen oder star-
ker Sicherung herausgeschossen. Auch ein
bewafsneter ameritänischer Dampser
„Wilmore" mit 7000 T. Kohlen, 1000 T.
Öl und 12 Lokomotiven befand sich unter
der Beute. Westlich von Gibraltar hat
eines unserer U-Boote erneut einen er-
giebigen Jagdgrund gefunden und in
einer Nacht 3 große tiefbeladene englische
Dampfer mit zusammen fast 12 000 Br.-
Reg.-T. Raumgehalt versenkt.

Zu dem Erfolge des U-Boot-Krieges im
Monat August haben in hervorragender
Weise beigetragen: Kapitänleutnants
Rose, Gerlach, Dieckmann, k. u. k. Linien-
schiffsleutnant Ritter v. Trapp, Kapi-
tänleutnants Marschall, Viebeg, Meusel,
Oberleutnants zur See Saltzwedel, Loß,
chowaldt, v. Heydebreck. Eines unserer
U-Boote hat am 17. September in den
Hoosden das sranzösische Flugzeug „D.40"
vernichtet und die drei Jnsassen, zwei Ossi-
ziere und einen Mechaniker, gefangenge-
nommen. Die britische Admiralität be-
richtet: Ein britischer Torpedojäger wurde
am Eingang des Ärmelkänals durch ein
deutsches U-Boot versenkt. 50 Mann
wurden gerettet.

Die Nachrichten aus demAuslande über
die Wirküng des U-Boot-Krieges lassen
an Deutluhkeit nichts zu wünschen übrig.
Der Liverpool Courier, also ein engiisches
Blatt, erfährt aus Schisfahrtskreisen, daß
in den letzten Tagen des August die sran-
zösische und italienische Regierung fast allä
Häsen im Mittelmeer infolge der grohen
U-Boot-Gefahr geschlossen haben. Die
chäsen lagen voller Dampfer, die nicht
aussahren konnten. Durch diesen Auf-
enthnlt von faft einer Woche sind Verluste
von Millionen entstanden. Vor allem sind
die Kohlentransporte nach Frankreich und
Italien hier ausgehalten worden. Der
Verlust wird auf mehr als 400 000 T. ge-
schätzt, die nicht mehr eingeholt werden
können. Die Unzufriedenheit in England
richtet sich auch gegen die Admiralität, für
die man nach fähigeren Köpfen verlangt.
Die„DailyMail"schreibt: „Nachsast eiuem
Jahre ist die Lage die nämliche. Vier- bis
sünftausend Kriegsschiffe und Frachtboote
der Verbandsmächte versuchen, sich gegen
50 bis 60 Tauchboote zu verteidigen, denn
dieses dürfte die ungefähre Zahl der zum
gegebenen Zeitpunkte in See befindlichen
Tauchboote sein. Die Admiralität hat
selbst zugegeben, daß es recht ist, sie nach
ihren Ergebnissen zu richten. Das Er-
gebnis ist regelmäßig die Versenküng von
wöchentlich 12 bis 20 britischen Grosi-
schiffen, während wir von Zeit zu Zeit zu
hören bekommen, daß das unvermeidlich
ist, daß selbst Nelson nichts Besseres tun
könnte, und daß es keine besondere Kur
dagegen gibt, dann wäre auch Admiral
Scheers neulicher Ausspruch eine höchst
unliebsame Wahrheit, nämlich: „Bei
Fortgang des gegenwärtigen Tempos
der Versenkungen känn ein Kind einsehen,
dah der Tag kommen muß, an dem Eng-
land klein beizugeben hat." Daß in der
U-Boot-Abwehr keine Fortschritte ge-
macht sind, darin sind sich sogar die fran-
zösischen und englischen Blätter einig. Im
besonderen berichtet man davon, daß die
von den Amerikänern erbauten U-Boot-
Jäger leider nicht die erwarteten Ergeb-
nisse gezeitigt hätten. Entsprechend den
technischen Anweisungen der englischen
Admiralität, seien sie zu leicht gebaut und
zu wenig stark, um gegen die deutschen
U-Boote ankämpfen zu können. Bezüglich
der Regulierung ihrer Geschwindigkeit

^ Das Ringen nm Deulschlands Zukunft, um unseres Dalkes Vestand, Freiheit und Aufstieg,
muß nach dem Wiklen verbissener Felnde weitergehen. Go lange noch, bis auch verblendeten
Augen endlich offenbar wird, daß aklen Anstürmen, Kriegs'-eschwerden und Gelderfordernissen
unbeugsam siand zu halten das deutsche Bolk bereit und fähig ist.

Die herausfordernden Zweifel in unsere heimische llnerschütterlichkeit sind es, und sie sind
es ganz aklein, die den Krieg verlängern. Ia, mit einem Aufstammen unerbittlicher feindlicher
Dernichtungswut, mit teurem Dlut und Gut, mit einer Gefährdung des opfervokl bisher Er-
reichten hätten wir es akle schrnerzlich und unersehbar zu büßen, wenn wir jetzt in der geld-
wirtschaftlichen Kraftanspannung glaubten nachlasten zu dürfen.

Ie widerstandsfähiger aber wir des Reiches Geldwesen erhalten, um so stärkeren Wider-
kakl wird dereinst das deutsche Wort bei den Friedensverhandlungen wecken, um so rascher
werden wir in dcr Zeit sriedlichen Wiederaufbaus den deutschen Geldwert im Ausland auf
seine alte Höhe bringen - zu unser akler Dorteil.

Das Deutsche Reieh bietet Gewähr für die Sicherheit Eurer unentziehbaren Ansprüche
mit aklen Üermögenswerten, mit dem Einkommen und aklen schaffenden Kräften der Gesamt-
^ürger. Und machtvokl wie durch drei kange Iahre hindurch wird auch fernerhin
zu Wasser und zu Dand die Abwehr und Schwächung der Feinde sein Hinzutreten muß
aber als mitkämpfende Streitmacht das lückenlose Aufgebot akler freien Gekder.

So ergeht in schichalschwerer Zeit an die sämtlichen Dolksgenossen mit qroßem, kleinem
und kleinstem Geldbeskh in Sladt und ?Lnnd der Ruf des schuldlos bedrohlen Dnterlnndes:

Helft mit Eurem Gelde zu einem neuen stolzen, achtunggebietenden Zeichnungserolg,
zu einem ehernen Kraftbeweis, der uns dem ehrenvoklen Frieden näherbringt.

Zeichnet die 7. Kriegsanleihe!
 
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