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Deutsche Kriegszeitung — 1917

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Hefte 44-47, November 1917
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Nummer 47

Newport Mont, im Bristol - Kanal,
bestimmt.

Das war ja eine nette Bescherung!
Erst Frankreich, dann England, nun
fehlte nur noch Rußland, dann hatte
ich die Entente in eorxors indirekt auf-
gefordert, mich gesangenzunehmen.

Unbehelligt gelangten wir in die offene
See, nach zwölftägiger aufregender
Liegezeit konnte ich wieder frei auf-
atmen. Es ist doch ein scheußlich unan-
genehmes Gefühl, wenn man immer so
auf des Messers Schneide balancieren
und auf das Schlimmste gefaßt sein
muß.

Jn zwei Tagen würden wir in Eng-
land sein, dann ging der Rummel von
neuem los. Ruhe hatten wir selbst in
See nicht, fortgesetzt wurden wir von
Vorpostendampfern und Torpedobooten
angehalten und kontrolliert. Lag ich
während der Freiwache auf meiner
Koje, um mich auszuruhen, so schreckte
mich gewöhnlich das Heulen der Sire-
nen der Boote und ein brüllendes
„'Wllat slllx»?" aus dem eben gefunde-
nen Schlaf. Die Nerven, von deren
Existenz ich bisher noch nicht viel gewußt
üatte, fingen wieder an, sich bemerkbar
zu machen, und der Schlaf blieb aus.

Jn England aber sollte es doch nicht
so schlimm werden. Jn Newport Mont
lagen schon unzählige Schisfe, die dar-
auf warteten, gelöscht zu werden. Hafen-
polizei und Zollbeamte kamen zwar an
Bord, ließen uns aber ungeschoren.

Während der Liegezeit, die sich end-
los für meine Wünsche ausdehnte, war
ich oft an Land, ohne irgendwie be-
lästigt zu werden. Hier schien sich nie-
mand um den Krieg zu kümmern, die
Engländer rissen über die deutsche Flotte
ihre Witze. Ein Hafenarbeiter sagte zu
mir: Oorwun xvar-8llip w'llt lluttlo-
sllip i8 dotti68llip vou lliio^v!" Jch
schluckte wacker eine Entgegnung über
diesen „Witz" hinunter, und streckte den
rechten Arm bis zum Ellbogen in die

Hosentasche, damit er nicht eine unbe-
absichtigte Bewegung ausführen könne.

cheute hoffe ich, daß Skagerrak und
Submarins dem guten Mann im Laufe
der Zeit die Lust zu solchem witzigen
Wortspiel genommen haben.

Nachdem die Ladung gelöscht war,
gingen wir in Ballaft nach Swansea,
einem kleinen Hafen im Bristol-Kanal
nicht weit von Newport, wo wir Kohlen
nechnen sollten. Jch hoffte für Nor-
wegen, konnte aber nichts erfahren und
kaum die Abfahrt erwarten, da man
dann erst gewöhnlich beim Anbord-
kommen des Lotsen den nächsten Hafen
und das Reiseziel erfuhr.

Endlich warfen wir eines Morgens
los und gingen auf südlichen Kurs. —

Spanien, mein „Heimatland", sollte ich
kennenlernen, wir waren nach Valencia
bestimmt! Meine Stimmung war schau-
derhaft. Den anderen gegenüber mußte
ich mich ja freuen, daß es in die „Hei-
mat" ging, und innerlich war ich ver-
zweifelt, wie das noch enden follte. Ein
ganzes Vierteljahr dauerte nun schon
diefe Tournee durch alliierte und neu-
trale chäfen, wann endlich würde ich die
deutsche Küste erreichen?

Eine schwere See, die uns im Golf
von Biscaya mehrere Male zum Bei-
drehen zwang und „alle Mann" dauernd
auf den Beinen hielt, übernahm es, mich
die quülenden Gedanken ab und an ver-
gessen zu lassen. Mit erheblicher Ver-
zögerung der Reise liefen wir nach etwa
acht bis neun Tagen in die Straße von
Gibraltar ein. Ein englisches Torpedo-
boot, ein uralter Veteran, tauchte bald
genug auf, man befahl uns zu stoppen
und nach den üblichen Fragen über wes
Art, woher und wohin, durften wir
unsere Straße weiterziehen. Unwill-
kürlich mußte ich nach Steuerbord sehen
und an meine armen Landsleute den-
ken, die wohl da drüben hinter der steil-
felsigen Küste Marokkos gefangengehal-
ten wurden. Wie hatte es doch das Ge-

schick gnädiger mit mir gemeint im
Vergleich zu diesen Ärmsten! Jch war
doch srei und hatte noch die Hoffnung!
Dieser Gedanke ließ mich das Unbe-
queme meiner Lage weniger schwer
empfinden.

Die Meerenge wurde im allgemeinen
nicht scharf bewacht, wir begegneten nur
einigen Torpedobooten älteren Typs
und liefen nach viertügiger Fahrt in
Valencia ein. Die Stadt machte den
freundlichsten Eindruck. Dazu blauer
Himmel, Wärme und lachender Son-
nenschein. Das wirkt doppelt er-
srischend, wenn man aus einem der
fchwarzen, verrußten Kohlenhäfen Eng-
lands kommt, wo sich die Sonne so sel-
ten sehen läßt. Es ist das gewiß nicht
parteiisch und übertrieben von mir,
wenn ich behaupte, England hat die
häßlichsten Hafenplätze, die ich je ge-
sehen habe. Wir ankerten zunächst bei
der Außenmole und machten das Heck
mit Trossen daran fest, denn wie
in vielen spanischen Häfen, wird auch
in Valencia, da die Küste sehr flach ist,
der Hafen von-zwei in die See gebauten
Steinmolen gebildet. So lagen wir
fchon zwei Tage, als am Nachmittag des
dritten ein schwerer Schirokko einsetzte
und unsere Trossen brachen, so daß wir
nur vor dem Anker lagen und Gefahr
liefen, auf die Jnnenmole geworsen zu
werden. Nachdem sofort der zweite
Anker gefallen war, konnten zwei vom
Leuchtturm telephonisch herbeigerufene
Schlepper die „Alesund" hinter die Jn-
nenmole bugsieren und so ein großes
Unglück verhüten. Ohne die Hilfe der
Schlepper wäre es uns wohl kaum
gelungen, den Jnnenhafen oder die
offene See zu erreichen, und wir wären
mit Sicherheit wrack geworden, denn
selbst im Jnnenhafen standen Trossen
und Ankerketten noch zum Brechen
steif. Die nun folgenden Tage brachten
für mich eine Zeit der Erholung, ich
konnte ungestört an Land gehen, ohne

bei jsdem Schritt Gefahr zu laufen, ver-
haftet zu werden. Das Wetter war
prachtvoll, und ich sirolchte in ganz Va-
lencia herum, sah nnr einen Stierkampf
auf der „Plaza de Toros" an und lernte
eine Menge Deutfche kennen. Sie
konnten es gar nicht begreifen, daß ich
in Frankreich und England gewefen sei
und gegebenenfalls auch wieder nach
dort gehen werde, nur auf die vage
hoffnung hin, einmal zufällig nach
Skandinavien zu kommen. Sie schil-
derten mir ihre Lage in Valencia und
erzählten, wie viele Deutsche es schon
verfucht hätten, zur See Italien zu er-
reichen, die meisten jedoch waren im
Golf von Lyon von französischen Tor-
pedobooten abgefangen und dann in
Gefangenschaft geraten. —

Auch ich hat-te mir im stillen fchon einen
ähnlichen Plan ausgeknobelt, der mich
über Jtalien in die Heimat bringen
sollte. Mir fehlte nur das nötige Geld,
sonst hätte ich's vielleicht gewagt. Der
Kapitän, den ich um achtzig Pesetas bat,
gab mir die geforderte Summe nicht,
da mein Freund Enrique Leguro schon
abgemustert hatte und er wohl befürch-
tete, daß auch ich nicht wiederkommen
und er dann in dieser Zeit, wo die See-
leute schon begannen, rarer zu werden,
gleich zwei Mann verlieren würde. Und
dennoch hätte ich's auch ohne Geld ge-
wagt, wenn ich damals in Valencia nur
eine Ahnung gehabt hätte, was mir noch
alles blühen follte. — So blieb ich an
Bord, und die acht Tage unserer Liege-
zeit waren gar schnell vergangen. Unsere
Ladung bestand aus Apfelsinen, an
Empfänger in Hull bestimmt; ich räu-
berte, wie die übrigen Leute der Be-
satzung, nach Kräften darin herum, allein
schon in dem Gedanken, daß die Eng-
länder sich nicht an ihnen allzu satt
äßen, dann hatte ich wenigstens eine
kleine Genugtuung, wenn ich ihnen in
die Hände sallen sollte. Was war ich
bescheiden geworden! sFortlee,,»-

Bekanntmachung.

-l. Zwischenscheine i°- »l- S°/° Echuldverschreibungen de,
VI. Kriegsanleihe »»»

26. Rovember d. Fs. ab

Der Umtausch findet bei der „Umtauschstelle für die Kriegsanlcihen", Berlin SV 8, Behren-
stratze 22 statt. Außerdem übernehmen sämtliche Reichsbankanstalten mit Kasseneinrichtung bis zum 15. Juli 19>8
die kostenfreie Vermittlung des Umtausches. Nach diesem Zeitpunkt können die Zwischenscheine n ur noch unmittelbar
bei der „Umtauschstelle für die Kriegsanleihen" in Berlin umgetauscht werden

Die Zwischenscheine sind mit Verzeichnissen, in die sie nach den Beträgen und innerhalb dieser nach der
Nummernfolge geordnet einzutragen sind, während der Vormittagsdienststunden bei den genannten Stellen einzureichen;
Formulare zu den Verzeichnissen sind bei allen Reichsbankanstaitsn erhältlich

Firmen und Kassen haben die von ihnen eingereichten Zwischenscheine rechts oberhalb der Stücknummer
mit ihrem Firmenstempel zu versehen

Mit dem Umtausch der Zwischenscheine für die 4-h? °/o Schatzanmeisungen der VI. Kriegsauleihe

in die endgültigen Stücke mit Zinsscheinen kann nicht vor dem 10 Dezember begonnen werden; eine besondere
Bekanntmachung hieruber folgt Anfang Dezember.

Berlin, im November 1917.

Reichsbank -Direkton'um.

Havenstein. o. Grimm.

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250 bei Leipzig. Allerstrengste
Verschwiegenheit wird zugesichert.

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sanä nur äurck Viiotb. 8ciiaii!r:,
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Herr F. K. in N. schieibt:

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Naiürl Gr 'st Plobneps paicnt. Hör-
trommel unenlbehrlich: wird
kaum sichlb. im Ohr gelragen.

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Prospekt kostenlos. General-Beltricb:
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Brieffach 53. S. 9.

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