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Deutsche Kriegszeitung — 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.3215#0170
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Nur»imer 22


Strcifienbilä aus peconne. ^regicourt. stuine cier Gotischen Kicche 5t. )ecin in pSconne.

Oie G.tschaft ist gänzlich oom Lrciboclen oerschrounclen.

— alles Fccmzosen — blieben on dem
blutigen Tage In deutscher chand. Seine
besten Divisionen hatte der Franzmann
am Kemmel eingesetzt und in immer
wiederholten Angrifsen, die am 20 ihren
Höhepunkt erreicht hatten, zum Ver-
bluten gebracht, darunter ein Elitekorps,
das 20., das sich den Ehrennamen „das
Eiserne Korps" gewonnen hatte — Der
Englander aber, an dem blutigen 20. in
Reseroe stehend, sah nach der blutigen
Abfuhr, die den Franzosen zuteil gewor-
den war, den Kampf offenbar als ver-
loren an, denn er setzte seine Truppen
nicht mehr in ihn ein.

Lebhafte Feuertätigkeit ist bei dem
Feinde eine selbstverständliche Folge
eines mißlungenen Unternehmens. So
war es auch in diesem Falle. Abes dies- j
mal versuchte der Gegner am nächsten
Tage vergeblich noch einmal, durch
starke Teilangriffe nördlich vom Dorf
Kemmel und südlich von Loker etwas
zu erreichen. Vielleicht waren diese nutz-
losen neuen Blutopser lediglich wegen
der Befürchtung unternommen worden,
daß der deutsche Sieger an dieser
Stelle die französische Niederlage vom
20. auszunutzen geneigt sein könnte. —
An den übrigen Stellen der Westfront
war die Kampftätigkeit meistens auf die
Artillerie beschränkt. So steigerte sich
das Feuer beiderseits der Lys und am
La-Bassee-Kanal, wo der Feind offenbar
bestrebt war, unsere rückwärtigen Verbin-
dungen zu stören, und zwischen Arras
und Albert, wo ihm die Bedrohung
Amiens niemals Ruhe läßt. Zwischen
Somme und Oise lebte sogar die Ge-
sechtstätigkeit auf, aber nur vorüber-
gehend. — Fm Kemmelgebiet blieb es
auch am 22. Mai bei Artilleriefeuer, und
nur an der Avre zeigten sich die sranzö-
sischen Erkunder rege. Während aber
ihre Vorstöße dort durchweg abgewiesen
wurden, waren eigene Erkundungen
glücklicher und brachten uns Gefangene
ein. Am 2Z. hatte sich der Feind auch
im Kemmel-Gebiet wieder so weit erholt,
mit Erkundungsabteilungen arbeiten zu
können, die dort, an der Lys und Scarpe,
sowie zwischen Moreuil und Montdidier
bei auflebendem Artilleriefeuer zu Er-
kundungskämpfen Veranlassung gaben,
die für uns günstig verliesen. Besonders
bei Bucquoy und an der Oise waren
eigene Erkundungsunternehmungen er-
solgreich und brachten Gefangene ein. —
Sturm und Regen dämpften am nächsten
Tage das Artillerieseuer auf der ganzen
Front. Nur zeitweilig lebte es auf, wenn
üer Feind zu Teilangriffen vorging. Dies
tat er während der Nacht nordweftlich
des Kemmels und bei Albert. Aber auch
das Dunkel der Nacht brachte ihm keinen
Erfolg, und seine Angriffe brachen
überall mit großen Verlusten zusammen.
Nur bei Hamel mußte der Angreifer
durch Gegenstoß geworfen werden, an
allen anderen Stellen wurde er bereits
vor unseren Linien zusammengeschosfen.
--- Die Erkundungstätigkeit lebte am

25. Maj auf der ganzen Kampffront wie-
der auf. Südlich vom Nieuwpoort-Kanal
und bei Dixmuide brachten uns kleinere
Unternehmungen 70 belgische Gefangene
ein. Am Kemmel südlich der Somme
und zwischen Moreuil und Montdidier
schien es nach dem am Abend sich stei-
gernden Artilleriefeuer, als beabsichtige
der Gegner neue Nachtangriffe. Aber
derMißerfolg der letztenNacht schien doch
abschreckend gewirkt zu haben, und es
blieb beim Artilleriefeuer. — Bei Buc-
quoi machte der Engländer allerdings
mehrere Vorstöße, die jedoch auch als Er-
kundungsvorstöße nichts erreichten, und
Erkundungen des Feindes an anderen
Punkten brachten uns lediglich Gefan-
gene ein. So bei Montdidier Amerika-
ner, im Ailettegrunde Franzosen und bei
Neuville Engländer. Der Tag hatte uns
demnach Gefangenenproben von vier
verschiedenen Nationen geliefert.

Während die Artillerietätigkeit sich am

26. erst in den Nachmittagsstunden an
den verschiedenen Kampffronten hob,
waren die Erkundungen, diese Vorboten
größerer Ereignisse, sehr rege. Unsere
Feldgrauen nahmen bei einer derartigen
Unternehmung südwestlich von Meteren
Engländer gefangen, und es ist unseres
Erachtens dndurch festgestellt, daß diese
wenigstens nicht an allen Stellen des
Kampfraumes in den flandrischen Höhen
dem französischen Bundesgenossen die
Ehre gelassen haben, in vorderster Linie

am Feinde zu stehen. Die Artillerie war
hauptsächlich in den bekannten Kampfge-
bieten beschäftigt, nämlich am Kemmel,
nördlich der Lys, zwischen Arras und
Albert und auf dem Westufer der Avre.
An den übrigen Fronten schien auch sie
der Ruhe zu pflegen.

Die Erfüllung der bangen Ahnungen
des Feindes

brachte der 27. Mai an einer vom Geg-
nec wohl kaum erwarteten Frontstelle,
nämlich am Damenweg. Bevor wir je-
doch den großartigen Erfolg der deut-
schen Waffen an dieser Stelle eingehender
betrachten, folgen wir den Vorgängen an
der c.lten Kampffront, die mit dem An-
griff an der neuen Angriffsstelle in inne-
rem Zusammenhang stehen. Galt es doch
den Feind noch während des neuen
Schlages daran zu erinnern, daß seine
Reserven, die er im Norden ansetzte, sich
dort keineswegs nach Gutdünken loslösen
können, sondern stets selbst srischer An-
griffe gewürtig sein müssen. Während
demnach das Artilleriefeuer sich am
Kemmel und Lys, zu beiden Seiten der
Somme und an der Avre zu Artillerie-
schlachten verschärfte, die das feindliche
Geschütz in vollem Umfang in Anspruch
nehmen mußten, stieß zwischen Vorme-
zeele und Loker, also auf dem Schauplatz
des gescheiterten englisch - französischen
Gegenstoßes, unsere Jnfanterie in die
französischen Linien vor, aus dcnen sie

Oec erste ckeutscbe Zlugpostckienst in ckec Ukcaine
Zührer unck vegleiter ckes postflugzeuges bei cker vesprechung oor ckem Zlug.

mehr als 300 Gefangene heimbrachte.
Mittlerweile spielte sich südwestlich des
bisherigen Kampfgeländes unserer gro-
ßen Ofsensive

die siegreiche Schlachk am Damenwege

ab. Werfen wir zunächst einen Blick auf
den Chemin des Dames, diesen Höhen-
rücken, der trotz seines wenig kriegerischen
Namens der Schauplatz heroischen Rin-
gens und gewaltigen Blutvergießens ge-
worden ist. Nordnordwestlich Scüssons,
an der „Ecke von Laffaux", beginnt der
Höhenzug^der den Namen des über ihn
hinlaufenden Weges trägt, um südlich
und östlich Craonne in den im Vorjahr
vielgenannten Winterberg zu verlaufen.
Nach Süden zu die Aisne, nach Norden
die Ailette überschauend und beherr-
schend, war er von großem taktischem
Wert. Wer den Damenweg besaß, konnte
sich nahezu sicher schätzen vor einem An-
griff von Norden, denn seine Höhen
überragen die Höhen nördlich der Ailette
um 30 bis 40 Meter, und die Bewohner
von Laon erfuhren zu ihrem bittersten
Leidwesen, daß diese Stadt dem auf dem
Damenweg stehenden Geschütz hilflos
preisgegeben war. Nach Süden hin bil-
deten die Höhen für uns, solange wir sie
besaßen, einen guten Schutzwall gegen
feindliche Durchbruchsversuche in der
Richtung auf Laon, und die Franzosen
hatten bei ihrer Frühjahrsoffensive des
Zahres 1917 die Erfahrung machen
müssen, daß die größten blutigen Opfer
ihn uns nicht zu entreißen vermochten.
Dann aber verlor der Damenweg für uns
seinen früheren Wert, als den Franzosen
im Verlaufe des Jahres gelungen war,
an der Ecke von Laffaux Gelände zu ge-
minnen, und unsere Stellungslinie wurde
aus strategischen Gründen in den drei
Kilometer nördlich des Höhenrückens ge-
legenen Ailettegrund zurückgenommen.
Bevor wir aber dem Feinde das Gelände
zwischen Aisne und Ailette einräumten,
sprengten wir die wenigen Wege, die den
Höhenkamm von Norden nach Süden
überschritten, um dem Gegner die Bewe-
gung möglichst zu erschweren. Jm übri-
gen hatte das harte Ringen um den Hö-
henzugdasGelände bereits zurGenüge zu
einem Geländehindernis gestaltet, in dem
sich Trichter an Trichter reihte. Dieses
Trichterfeld reichte aber auch bis weit
nördlich über die Ailette hinaus.

So fühlte sich denn der Feind, wenn
er vom Damenweg hinabschaute in den
Ailettegrund, mit einer gewissen Berech-
tigung vor einem Angriff sicher, dabei
allerdings die Leistungsfähigkeit n-
serer prachTollen JnfanTrie ganz
waltig unters hätzend. Die Folge davon
war, daß uns am Damenweg mit ganz
geringen Verlusten ein in seiner Bedeu-
tung noch kaum zu übersehender Schlag
gelang.

Der Angriff des Deutschen kronprinzen

brach nach kurzer, aber energischer
Artillerievorbereitung im Morgen-
 
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