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Polska Akademia Umieje̜tności <Krakau> / Komisja Historii Sztuki [Hrsg.]; Polska Akademia Nauk <Warschau> / Oddział <Krakau> / Komisja Teorii i Historii Sztuki [Hrsg.]
Folia Historiae Artium — 25.1989

DOI Artikel:
Łodynska-Kosińska, Maria: Ikonographische Zyklen im Krakauer Hochaltar der Marienkirche von Veit Stoss
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https://doi.org/10.11588/diglit.20543#0013
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Folia Historiae Artium, t. XXV (1989)
PL ISSN 0071-6723

MARIA ŁODYŃSKA-KOSIŃSKA

MONOGRAPHISCHE ZYKLEN IM KRAKAUER HOCHALTAR DER MARIENKIRCHE

VON VEIT STOSS

Im reichlich dokumentierten Artikel von Piotr
Skubiszewski1 findet man Beweise dafür, daß die
Szene der Höllenfahrt Christi, die in den Bilder-
zyklen der westlichen, mittelalterlichen Kunst
über die Geschichte des Leidens und der Aufer-
stehung Christi meistens zwischen den Szenen des
Kreuzestodes und der Auferstehung des Erlösers
placiert wird (gemäß dem Apostolischen Glaubens-
bekenntnis), manchmal auch als eine Episode
nach der Auferstehung vorkommt. Diese
weniger typische, aber doch vorkommende Reihen-
folge stützte sich auf die Osterlithurgie (Elevatio
Cruciis), in der das Heraustragen des Kreuzes aus
dem Grab, also die symbolische Auferstehung,
dem Antiphongesang vorausging: Cum rex gloriae
und Tollite portas, der sich auf die Befreiung
der Seelen der „Väter” aus der Unterwelt bezog.
Die gleiche Reihenfolge der Ereignisse gab es
auch in zahlreichen Passionsspielen2.

Bekanntlich geben die kanonischen Texte kei-
ne klaren Aufschlüße über diese Episode der Pas-
sionsgeschichte. Im ersten Brief des Petrus lesen
wir: „Denn auch Christus ist unser Sünden wegen
ein einziges Mal gestorben [...] um euch zu Gott
hinzuführen; dem Fleisch nach wurde er getö-
tet, dem Geist nach lebendig gemacht. So ist er
auch zu den Geistern gegangen, die im Gefän-
gnis waren, und hat ihnen gepredigt” (3,18—19).
In seinem Brief an die Epheser schreibt Paulus,

1 P. Skubiszewski, Cykl Wielkanocny w oł-
tarzu Mariackim Wita Stosza [Osternzyklus im Veit
Stosis’es Hochaltar in der Marienkirche] (Rocznik Histo-
rii Sztuki, XII, 1981), S. 43—83.

2 Ibid., S. 62—65.

3 Zitate nach: Die Bibel, Einheitsübersetzung. Altes

und Neues Testament, hrg. Herder, Freiburg, Basel, Wien

o.J. (polnisch nach: Biblia to jest Księgi Starego i No-

wego Testamentu, przełożył ks. D. J. Wujek, Warszawa

1950).

daß Christus hinauf zur Höhe aufstieg: „Wenn
er aber hinauf stieg, was bedeutet dies anderes,
als daß er unter zur Erde harabstieg?” (4,8—10).
Im Evangelium nach Lukas verkündet der ge-
kreuzigte Christus dem „guten Räuber”: „Heute
noch wirst du mit mir im Paradies sein” (23,
43)3, womit er die Wanderung seiner Seele be-
stätigt. Jedoch nicht diese knappen Bemerkungen,
sondern die Beschreibung der Ereignisse im apo-
kryphischen Evangelium nach Nikodemus, das die
sg. Acta Pilati sowie die Geschichte des Abstiegs
in die Unterwelt (descensus ad inferos)4 ent-
hält, wurde als Grundlage bei der Erarbeitung
der Ikonographie der Höllenfahrt Christi be-
nutzt. Diese beiden Werke entstanden separat,
wahrscheinlich um die Wende des 1. und 2. Jahr-
hunderts; ihre Verbindung, unter einem gemein-
samen Titel ist erst vom 10. Jh. an dokumen-
tiert 5 * *. Der Text der Höllenfahart6 besteht aus
einer retrospektiven Relation von Leucins und
Karinus, Söhnen des evangelischen Simeons (Lu-
kas 2,25—35), die zusammen mit anderen Ge-
rechten aus dem A. T. von Christus aus der
Macht des Satans befreit wurden. Die Reihenfol-
ge der Ereignisse geht aus diesem Werk nicht klar
hervor. Christus, als Siegeskönig erscheint den
von Hades Gefangenen in „menschlicher Ge-
stalt” 1, besiegt den Satan, spricht über seinen
Kreuzestod und führt die Patriarchen hinaus; er

4 Evangelia apocryphaf...], hrg. C. de Tisehendorf,
Lipsiae 1876, S. 323—332 (griechisch); S. 389—432 (late-
inisch A und B).

5 Apokryfy Nowego Testamentu [Apokryphen des
NT], hrg. M. Starowieyski, t. 1 [cz. 2], Lublin
1980, S. 420—421.

6 Ibid., S. 445—451.

7 Ibid., S. 449.

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