Zweites Kapitel
Topographie
Der Torbau liegt an einem traditionsreichen, zentralen Punkt der Stadt Ephesos.
Hier trifft die dem alten Prozessionsweg1 folgende ,Kuretenstraße‘, deren antiker Name
Embolos2 war, mit der ,Marmorstraße‘ zusammen. Als deren südlicher Endpunkt wurde
die Schmuckfassade des Tores errichtet (s. Plan 1, Nr. 38, Taf. 1. 5, Abb. 4). Insgesamt Plan 1, Nr. 38,
berühren diesen Punkt fünf Verkehrswege: Vom Norden, vom Theater her, kommt die Taf' L5, Abb' 4
,Marmorstraße‘ und mündet in die durch den Sattel zwischen Panayir-Dag und Bülbül-
Dag3 vom Magnesischen Tor herabführende Straße, deren unterer Teil der Embolos ist4.
Beide Straßen sind marmorgepflastert5 und waren von Säulen gesäumt. Sie gehörten zu
den Hauptverkehrsadern der Stadt. Von Süden läuft die steile ,Stiegengasse 3‘6 den
Hang des Bülbül-Dag herunter. Durch das Mazaeus-Mithridatestor7 und über den
Bibliotheksvorplatz kommt über Stufen, die den Höhenunterschied überwinden, eine
Straße herauf, die dem Verlauf des archaischen Prozessionsweges folgt8. Dieser war im
Rahmen der Neugestaltung der Agora und der Errichtung der Neronischen Halle auf die
,Marmorstraße‘ verlegt worden. Nach Westen zweigt eine weitere große Straße ab, die
bislang erst auf eine Länge von 25 m freigelegt ist. Sie ist gleichfalls marmorgepflastert
und an ihrer Südseite von einer Säulenhalle begrenzt9. Diese Straße dürfte in ihrem
weiteren Verlauf südlich des Serapeions (Plan 1, Nr. 33) am Hang des Bülbül-Dag entlang Plan 1, Nr. 33
zu einem Tor in der Stadtmauer führen, dessen Überreste im Gelände sichtbar sind. Sie
liegen in dem Sattel zwischen dem Westende des Bülbül-Dag und dessen Vorberg, der
den ,Paulusgefängnis‘ genannten Turm der Stadtmauer trägt. Innerhalb und außerhalb
der Stadtmauer ist die Straße als Ausarbeitung im Fels oder als Steinsetzung noch zu er-
kennen10. Außerhalb der Stadtmauer läuft sie, auf gleicher Höhe bleibend, am Hang des
1 Zur Topographie allgemein s. 0. Benndorf, FiE I. Weiters s. Keil, ÖJh 21/22, 1922—24, 96ff.;
Alzinger, RE Suppl. 12 (1971) 1592ff.; dens., ANRW VII,2 (1980) 811; F. Brein, ÖJh 51, 1976-77, Beibl.
65ff.; H. Engelmann, ZPE 36, 1979, 90; neuerdings s. Karwiese, Festschrift H. Kenner II, SS ÖAI 18 (1986)
214ff.; anders Alzinger, ÖJh 56, 1985, 61.
2 S. dazu Keil, ÖJh 29, 1935, 87ff.; Alzinger, RE Suppl. 12 (1971) 1597f.; dens., ÖJh 50, 1972-73,
Beibl. 241; Foss, Ephesus 65f. Anm. 39.
3 Zur Diskussion um die antike Bezeichnung der beiden Stadtberge s. die in Anm. 1 zitierte Literatur.
4 Der Embolos bildete in den letzten Jahren einen der Schwerpunkte der Ephesosforschung und war
Gegenstand verschiedener Abhandlungen; s. Jobst, ÖJh 54, 1983, Beibl. 149ff., er erwägt Sp. 149 die Bezeich-
nung Embolos auf den Platz zwischen Bibliothek und Theaterstraße (= Marmorstraße) zu beschränken.
Weiters s. Hüeber AW 15, 1984, H. 4, 3ff.
5 Die Erneuerung bzw. Reparatur des Marmorpflasters dieser beiden Straßen ist in mehreren Inschrif-
ten belegt. Vgl. IvE VII,1 3008, 3013 und 3071, IvE IV 1304.
6 Vgl. Vetters, AnzWien 120, 1983, 121f. Abb. 6. 19—21.
7 S. 1. Kap. Anm. 24.
8 Vgl. Jobst, a. 0. 212ff.
9 Ebenda Beil. 2.
1,1 Diese Beobachtungen wurden im September 1985 bei einer Geländebegehung gemeinsam mit
D. Knibbe, P. Schneider (Ausgrabung Didyma) sowie einigen türkischen Kollegen und Teilnehmern der
Ausgrabung gemacht.
Topographie
Der Torbau liegt an einem traditionsreichen, zentralen Punkt der Stadt Ephesos.
Hier trifft die dem alten Prozessionsweg1 folgende ,Kuretenstraße‘, deren antiker Name
Embolos2 war, mit der ,Marmorstraße‘ zusammen. Als deren südlicher Endpunkt wurde
die Schmuckfassade des Tores errichtet (s. Plan 1, Nr. 38, Taf. 1. 5, Abb. 4). Insgesamt Plan 1, Nr. 38,
berühren diesen Punkt fünf Verkehrswege: Vom Norden, vom Theater her, kommt die Taf' L5, Abb' 4
,Marmorstraße‘ und mündet in die durch den Sattel zwischen Panayir-Dag und Bülbül-
Dag3 vom Magnesischen Tor herabführende Straße, deren unterer Teil der Embolos ist4.
Beide Straßen sind marmorgepflastert5 und waren von Säulen gesäumt. Sie gehörten zu
den Hauptverkehrsadern der Stadt. Von Süden läuft die steile ,Stiegengasse 3‘6 den
Hang des Bülbül-Dag herunter. Durch das Mazaeus-Mithridatestor7 und über den
Bibliotheksvorplatz kommt über Stufen, die den Höhenunterschied überwinden, eine
Straße herauf, die dem Verlauf des archaischen Prozessionsweges folgt8. Dieser war im
Rahmen der Neugestaltung der Agora und der Errichtung der Neronischen Halle auf die
,Marmorstraße‘ verlegt worden. Nach Westen zweigt eine weitere große Straße ab, die
bislang erst auf eine Länge von 25 m freigelegt ist. Sie ist gleichfalls marmorgepflastert
und an ihrer Südseite von einer Säulenhalle begrenzt9. Diese Straße dürfte in ihrem
weiteren Verlauf südlich des Serapeions (Plan 1, Nr. 33) am Hang des Bülbül-Dag entlang Plan 1, Nr. 33
zu einem Tor in der Stadtmauer führen, dessen Überreste im Gelände sichtbar sind. Sie
liegen in dem Sattel zwischen dem Westende des Bülbül-Dag und dessen Vorberg, der
den ,Paulusgefängnis‘ genannten Turm der Stadtmauer trägt. Innerhalb und außerhalb
der Stadtmauer ist die Straße als Ausarbeitung im Fels oder als Steinsetzung noch zu er-
kennen10. Außerhalb der Stadtmauer läuft sie, auf gleicher Höhe bleibend, am Hang des
1 Zur Topographie allgemein s. 0. Benndorf, FiE I. Weiters s. Keil, ÖJh 21/22, 1922—24, 96ff.;
Alzinger, RE Suppl. 12 (1971) 1592ff.; dens., ANRW VII,2 (1980) 811; F. Brein, ÖJh 51, 1976-77, Beibl.
65ff.; H. Engelmann, ZPE 36, 1979, 90; neuerdings s. Karwiese, Festschrift H. Kenner II, SS ÖAI 18 (1986)
214ff.; anders Alzinger, ÖJh 56, 1985, 61.
2 S. dazu Keil, ÖJh 29, 1935, 87ff.; Alzinger, RE Suppl. 12 (1971) 1597f.; dens., ÖJh 50, 1972-73,
Beibl. 241; Foss, Ephesus 65f. Anm. 39.
3 Zur Diskussion um die antike Bezeichnung der beiden Stadtberge s. die in Anm. 1 zitierte Literatur.
4 Der Embolos bildete in den letzten Jahren einen der Schwerpunkte der Ephesosforschung und war
Gegenstand verschiedener Abhandlungen; s. Jobst, ÖJh 54, 1983, Beibl. 149ff., er erwägt Sp. 149 die Bezeich-
nung Embolos auf den Platz zwischen Bibliothek und Theaterstraße (= Marmorstraße) zu beschränken.
Weiters s. Hüeber AW 15, 1984, H. 4, 3ff.
5 Die Erneuerung bzw. Reparatur des Marmorpflasters dieser beiden Straßen ist in mehreren Inschrif-
ten belegt. Vgl. IvE VII,1 3008, 3013 und 3071, IvE IV 1304.
6 Vgl. Vetters, AnzWien 120, 1983, 121f. Abb. 6. 19—21.
7 S. 1. Kap. Anm. 24.
8 Vgl. Jobst, a. 0. 212ff.
9 Ebenda Beil. 2.
1,1 Diese Beobachtungen wurden im September 1985 bei einer Geländebegehung gemeinsam mit
D. Knibbe, P. Schneider (Ausgrabung Didyma) sowie einigen türkischen Kollegen und Teilnehmern der
Ausgrabung gemacht.