4. Bautechnik und Bauentwurf
4.1 Material
Die erhaltenen Bauglieder des Nymphaeum Traiani sind aus hellgrauem, mittel- bis grobkörnigem Marmor gefertigt, der lokal abgebaut
wurde, wie 2001 von K. Koller (ÖAW) und J. De Donder, P. De Paepe und L. Moens (alle Universtät Gent) durchgeführte Isotopen-Analysen
ergeben haben168. Eine Ausnahme stellen die Fragmente der Weinlaub-Säulen169 dar, die aus Pavonazzetto gefertigt sind170 (Taf. 24, 1-30, 1).
Auch die Verkleidung der inkrustierten Pfeiler171 dürfte aus wertvollen, importierten Marmoren oder Buntgesteinen bestanden haben. Beim
Material der Bodenplatten von Haupt- und Schöpfbecken handelt es sich um Quarzsandstein172.
Die für die Unterkonstruktion der Fassadenarchitektur verwendeten Ziegel (Taf. 12, 3-13, 2) entsprechen mit ca. 32x32x5,5 cm jenen
Maßen, die für diese Zeit in Ephesos typisch sind. Sie finden sich nicht nur in der spättraianisch-hadrianischen Celsus-Bibliothek173, sondern
wurden auch in der Bauphase II der Wohneinheit 4 des Hanghauses 2 verwendet, die in traianische Zeit zu datieren ist174. Im Becken wurde
die Ziegelkonstruktion mit hellgrauem Marmor verkleidet.
Nicht nur für die Hinterfüllung175 der Marmorverkleidung des Beckens, sondern auch für jene der Wandverkleidung der aufgehenden Fassade
wurde Mörtel mit einem hohen Anteil an Ziegelsplitt verwendet. Da er auch in den nicht unmittelbar dem Wasser ausgesetzten Bereichen
vorkommt, standen bei der Nutzung dieses Mörtels offenbar nicht ausschließlich seine wasserbeständigen Eigenschaften im Vordergrund176.
Von den Platten der Wandverkleidung selbst sind nur mehr geringe Reste in situ erhalten. Im schmalen Zwischenraum zwischen Zufluß und
westlich anschließendem Tabernakel wurde sowohl für die Wandverkleidung als auch für die Abschlußleiste der untersten Zone hellgrauer
Marmor verwendet. Die Abschlußleiste im östlichsten Tabernakel der Hauptfassade besteht hingegen aus Portasanta177 (Taf. 14, 1-2). Die
Wandverkleidung der untersten Zone ist auch an dieser Stelle aus hellgrauem Marmor gefertigt. Wahrscheinlich handelt es sich dabei ebenso
wie beim Material der Architekturglieder um Marmor lokaler Provenienz178.
Vom Mörtel an den Wangen der Zuleitung sowie von der Dichtung zwischen den Verkleidungsplatten des Hauptbeckens wurden Proben
genommen und von W. Prochaska ausgewertet179. Die mikroskopische Analyse des Mörtels vom Wasserzufluß zeigt, daß dieser aus zwei
Lagen besteht: Auf eine grobkörnige untere Schicht wurde noch vor dem endgültigen Aushärten eine feinere Lage als Abschluß aufgebracht.
Durch die Anteile von Ziegelsplitt entwickelt der Mörtel wasserbeständige Eigenschaften180. Zur Abdichtung der Marmorverkleidung des
Beckens wurde reiner Kalkmörtel ohne feststellbare Zuschlagstoffe verwendet181.
4.2 Reste in situ
Der Unterbau der Fassade (Taf. 13, 1-2), der das Hauptbecken an der W-, N- und O-Seite begrenzt, ist als Kombination von Ziegelmauerwerk
mit großen, monolithen Steinblöcken ausgeführt. An der Innenseite des Beckens verkleidete man die Ziegelkonstruktion mit Marmorplatten,
168 Mündliche Mitteilung von K. Koller, der an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Beprobt
wurden die Bauteile 4-5, 4-7, 6-4 und 7-2.
169 s. dazu Kap. 3.4.1 und 6.3.
1 " Manche der Fragmente scheinen zwar durchgehend weiß, an den beiden größeren
Stücken ist die Zuordnung jedoch eindeutig, vgl. als Referenz Mielsch, Buntmarmore,
59 Taf. 18 (Nr. 600-611).
171 s. Kap. 3.4.2 und 4.3.2.
172 Mündliche Mitteilung W. Prochaska.
1 ' Wilberg, Bibliothek, 35; zur Datierung s. auch Strocka, Proceedings Ankara. Generell
zu Ziegeln aus Ephesos Bammer, Mauerziegel, 289-299.
174 Thür, Wohneinheit 4, 23; 25. Zur Datierung der Bauphase II in traianische Zeit s.
ebenda 97. 239f.; vgl. auch Koller, Chronologie, bes. 135 f.
175 Marmorwandverkleidung wurde immer mittels Metallhaken vor der Wand positioniert,
erst dann wurde Mörtel in den Zwischenraum gefüllt. Vgl. dazu Taylor, Roman
Builders, 232 f. Dies ist beispielsweise an den erhaltenen Mörtelresten im Marmorsaal
des Hanghauses 2 gut nochvollziehbar, die eine horizontale Schichtung aufweisen,
vgl. Koller, Marmorsaal, 141 Abb. 50. Anders hingegen Ball, Revetment, 551-573,
der von einem Versetzen der Verkleidung nach dem Aufbringen des Mörtels an der
Wand ausgeht. Die Überprüfung seiner Überlegungen an einem Modell im Maßstab
1:35 ist m. E. jedoch nicht möglich. In Originalgröße ist das nachträgliche Einrichten
der schweren Marmorplatten praktisch nicht durchführbar.
176 Beispielsweise wurde auch im sog. Marmorsaal der Wohneinheit 6 des Hanghauses 2
Ziegelsplittmörtel als Hinterfüllung der Wandverkleidungsplatten verwendet, s. Kol-
ler, Marmorsaal, 133 f. 141 mit Abb. 50.
177 Vgl. Borghini, Marmi, 285-287 (Nr. 125). Portasanta stammt von der Insel Chios,
s. auch Lazzarini, in: Marmi colorati, 262-265.
178 Zu den Marmorsteinbrüchen im Gebiet von Ephesos s. Koller, Steinbrüche, 40;
Krinzinger, Jahresbericht 1999, 381 f. Zuletzt s. Heilmeyer, Marmore aus Kleinasien,
138 f. zu den ephesischen Steinsorten und Steinbrüchen.
179 s. dazu Prochaska - Quatember, Cura Aquarum, 509-513.
180 Prochaska - Quatember, Cura Aquarum, 510-513 Abb. 6. Grundsätzlich zu bei
antiken Wasserbauten verwendetem Mörtel s. Lamprecht, Bau- und Materialtechnik,
bes. 140-142; vgl. auch Malinowski, Dichtungsmörtel, 191-199; Malinowski, Antike
Wasserbauten, 270-330; Malinowski - Fahlbusch, Rohrleitungen (o. S.).
181 Prochaska - Quatember, Cura Aquarum, 513 Abb. 8.
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Die erhaltenen Bauglieder des Nymphaeum Traiani sind aus hellgrauem, mittel- bis grobkörnigem Marmor gefertigt, der lokal abgebaut
wurde, wie 2001 von K. Koller (ÖAW) und J. De Donder, P. De Paepe und L. Moens (alle Universtät Gent) durchgeführte Isotopen-Analysen
ergeben haben168. Eine Ausnahme stellen die Fragmente der Weinlaub-Säulen169 dar, die aus Pavonazzetto gefertigt sind170 (Taf. 24, 1-30, 1).
Auch die Verkleidung der inkrustierten Pfeiler171 dürfte aus wertvollen, importierten Marmoren oder Buntgesteinen bestanden haben. Beim
Material der Bodenplatten von Haupt- und Schöpfbecken handelt es sich um Quarzsandstein172.
Die für die Unterkonstruktion der Fassadenarchitektur verwendeten Ziegel (Taf. 12, 3-13, 2) entsprechen mit ca. 32x32x5,5 cm jenen
Maßen, die für diese Zeit in Ephesos typisch sind. Sie finden sich nicht nur in der spättraianisch-hadrianischen Celsus-Bibliothek173, sondern
wurden auch in der Bauphase II der Wohneinheit 4 des Hanghauses 2 verwendet, die in traianische Zeit zu datieren ist174. Im Becken wurde
die Ziegelkonstruktion mit hellgrauem Marmor verkleidet.
Nicht nur für die Hinterfüllung175 der Marmorverkleidung des Beckens, sondern auch für jene der Wandverkleidung der aufgehenden Fassade
wurde Mörtel mit einem hohen Anteil an Ziegelsplitt verwendet. Da er auch in den nicht unmittelbar dem Wasser ausgesetzten Bereichen
vorkommt, standen bei der Nutzung dieses Mörtels offenbar nicht ausschließlich seine wasserbeständigen Eigenschaften im Vordergrund176.
Von den Platten der Wandverkleidung selbst sind nur mehr geringe Reste in situ erhalten. Im schmalen Zwischenraum zwischen Zufluß und
westlich anschließendem Tabernakel wurde sowohl für die Wandverkleidung als auch für die Abschlußleiste der untersten Zone hellgrauer
Marmor verwendet. Die Abschlußleiste im östlichsten Tabernakel der Hauptfassade besteht hingegen aus Portasanta177 (Taf. 14, 1-2). Die
Wandverkleidung der untersten Zone ist auch an dieser Stelle aus hellgrauem Marmor gefertigt. Wahrscheinlich handelt es sich dabei ebenso
wie beim Material der Architekturglieder um Marmor lokaler Provenienz178.
Vom Mörtel an den Wangen der Zuleitung sowie von der Dichtung zwischen den Verkleidungsplatten des Hauptbeckens wurden Proben
genommen und von W. Prochaska ausgewertet179. Die mikroskopische Analyse des Mörtels vom Wasserzufluß zeigt, daß dieser aus zwei
Lagen besteht: Auf eine grobkörnige untere Schicht wurde noch vor dem endgültigen Aushärten eine feinere Lage als Abschluß aufgebracht.
Durch die Anteile von Ziegelsplitt entwickelt der Mörtel wasserbeständige Eigenschaften180. Zur Abdichtung der Marmorverkleidung des
Beckens wurde reiner Kalkmörtel ohne feststellbare Zuschlagstoffe verwendet181.
4.2 Reste in situ
Der Unterbau der Fassade (Taf. 13, 1-2), der das Hauptbecken an der W-, N- und O-Seite begrenzt, ist als Kombination von Ziegelmauerwerk
mit großen, monolithen Steinblöcken ausgeführt. An der Innenseite des Beckens verkleidete man die Ziegelkonstruktion mit Marmorplatten,
168 Mündliche Mitteilung von K. Koller, der an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Beprobt
wurden die Bauteile 4-5, 4-7, 6-4 und 7-2.
169 s. dazu Kap. 3.4.1 und 6.3.
1 " Manche der Fragmente scheinen zwar durchgehend weiß, an den beiden größeren
Stücken ist die Zuordnung jedoch eindeutig, vgl. als Referenz Mielsch, Buntmarmore,
59 Taf. 18 (Nr. 600-611).
171 s. Kap. 3.4.2 und 4.3.2.
172 Mündliche Mitteilung W. Prochaska.
1 ' Wilberg, Bibliothek, 35; zur Datierung s. auch Strocka, Proceedings Ankara. Generell
zu Ziegeln aus Ephesos Bammer, Mauerziegel, 289-299.
174 Thür, Wohneinheit 4, 23; 25. Zur Datierung der Bauphase II in traianische Zeit s.
ebenda 97. 239f.; vgl. auch Koller, Chronologie, bes. 135 f.
175 Marmorwandverkleidung wurde immer mittels Metallhaken vor der Wand positioniert,
erst dann wurde Mörtel in den Zwischenraum gefüllt. Vgl. dazu Taylor, Roman
Builders, 232 f. Dies ist beispielsweise an den erhaltenen Mörtelresten im Marmorsaal
des Hanghauses 2 gut nochvollziehbar, die eine horizontale Schichtung aufweisen,
vgl. Koller, Marmorsaal, 141 Abb. 50. Anders hingegen Ball, Revetment, 551-573,
der von einem Versetzen der Verkleidung nach dem Aufbringen des Mörtels an der
Wand ausgeht. Die Überprüfung seiner Überlegungen an einem Modell im Maßstab
1:35 ist m. E. jedoch nicht möglich. In Originalgröße ist das nachträgliche Einrichten
der schweren Marmorplatten praktisch nicht durchführbar.
176 Beispielsweise wurde auch im sog. Marmorsaal der Wohneinheit 6 des Hanghauses 2
Ziegelsplittmörtel als Hinterfüllung der Wandverkleidungsplatten verwendet, s. Kol-
ler, Marmorsaal, 133 f. 141 mit Abb. 50.
177 Vgl. Borghini, Marmi, 285-287 (Nr. 125). Portasanta stammt von der Insel Chios,
s. auch Lazzarini, in: Marmi colorati, 262-265.
178 Zu den Marmorsteinbrüchen im Gebiet von Ephesos s. Koller, Steinbrüche, 40;
Krinzinger, Jahresbericht 1999, 381 f. Zuletzt s. Heilmeyer, Marmore aus Kleinasien,
138 f. zu den ephesischen Steinsorten und Steinbrüchen.
179 s. dazu Prochaska - Quatember, Cura Aquarum, 509-513.
180 Prochaska - Quatember, Cura Aquarum, 510-513 Abb. 6. Grundsätzlich zu bei
antiken Wasserbauten verwendetem Mörtel s. Lamprecht, Bau- und Materialtechnik,
bes. 140-142; vgl. auch Malinowski, Dichtungsmörtel, 191-199; Malinowski, Antike
Wasserbauten, 270-330; Malinowski - Fahlbusch, Rohrleitungen (o. S.).
181 Prochaska - Quatember, Cura Aquarum, 513 Abb. 8.
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