7. Skulpturenausstattung
Vielmehr bedarf es kombinierter Überlegungen zum originalen Programm und Vergleiche mit anderen Brunnen, um zu einem schlüssigen
Rekonstruktionsvorschlag für die Skulpturenausstattung des Nymphaeum Traiani zu kommen470. Im Wesentlichen bestand - wie auch bei
anderen Nymphäen - diese aus dem regierenden Kaiser Traian und weiteren Mitgliedern des Kaiserhauses, dem Stifterehe paar sowie
Göttern und mythologischen Figuren. Dieses Statuenprogramm prägte wesentlich die Gesamtaussage des Bauwerks und war untrennbar mit
seiner Architektur verbunden471.
7.2 Katalog mit kunsthistorischer Einordnung
7.2.1 Skulpturen aus der Errichtungszeit des Nymphäums
Kat. 1: Überlebensgroße Statue des Kaisers Traian
Von der Statue des Kaisers Traian sind die Plinthe mit den beiden
Füßen, der Torso und ein Handfragment erhalten:
Plinthe Taf. 116; 117, 1
Fundort: Nymphaeum Traiani, 5. September 1957472; Grabungs-
fotos zeigen die Plinthe in Sturzlage vor dem Mittelinterkolum-
nium der rückwärtigen Hauptwand (Taf 3, 1-2).
Material: hellgrauer, fast weißer Marmor, grobkörnig
Maße: H 0,765 m; B 1,62 m; T 1,02 m.
Literatur: Miltner, Grabungsbericht 1957, 328; Dorl-Klingen-
schmid, Prunkbrunnen, 56 Abb. 24; zur Inschrift s. darüber
hinaus IvE I 265.
Die ovale Plinthe besitzt ein Inschriftenfeld an der Vorderseite.
Ein Teil der Inschrift ist abgebrochen, ebenso der mittlere und
linke Teil der Rückseite. An der Oberseite befindet sich am
rechten Rand der Rest einer Stütze in Form eines Baumstammes,
vor der eine Weltkugel liegt. Eine Bruchfläche auf der Oberseite
der Weltkugel und am Felsen lassen vermuten, daß darauf ein
Füllhorn angebracht war. Im linken Teil der Plinthe befindet sich
eine runde Bruchfläche, wo der in der linken Hand gehaltene
Stab ansetzte (s.u. Handfragment). Der rechte Fuß sowie die
Bruchfläche des linken Vorderfußes sind erhalten. Daraus ist
erkennbar, daß Traian sein rechtes Bein nach vorne gesetzt hatte
und in offener Schrittstellung verharrte.
Die Inschrift auf der Plinthe lautet473:
AüfTOKpöcTopa K]aioapa Nfpßav
Tpoctavdv EcßaciTÖv FcppaviKÖv
Acckikov Osou uiov
Ebenso wie die Bauinschrift am Hauptgebälk des Unterge-
schoßes474 ist auf Grund der Titulatur auch die Inschrift auf der
Plinthe durch die Kaisertitulatur - der fehlende Titel Optimus
wird Traian im Jahr 114 verliehen475 - in die Jahre zwischen 102
und 114 n. Chr. einzuordnen.
Die Stütze in Form eines Baumstammes mit einem Füllhorn
kommt in der Kaiserzeit nach F. Muthmann vor allem als At-
tribut von Kaisern und Statthaltern vor; fallweise ist zusätzlich
noch eine Weltkugel dargestellt, so etwa bei einem Plinthenfrag-
ment hadrianischer Zeit im Nationalmuseum in Athen476 oder
einer Panzerstatue des jugendlichen Marc Aurel im Griechisch-
Römischen Museum von Alexandria477.
Oberkörpertorso Taf. 117, 2
Selpuk, EM, o. Inv.
Fundort: Bereich des Nymphaeum Traiani, wahrscheinlich
Anfang September 1957; im Tagebucheintrag am 5. September
gemeinsam mit der Plinthe erwähnt.
Material: hellgrauer Marmor, grobkörnig
Maße: B erh. ca. 60 cm, T erh. max. 45 cm, H erh. 65 cm.
Literatur: Miltner, Grabungsbericht 1957, 328 Abb. 174.
Fragment des überlebensgroßen nackten Oberkörpers der Sta-
tue Traians. Erhalten ist die Brustmuskulatur mit Ansatz des
Rippenbogens. Neben dem linken Brustkorb sind die Reste
von Falten eines Umhangs sichtbar. Vom Halsansatz ist noch
die Halsgrube erkennbar, der Hals ist nicht erhalten.
Die originale Oberfläche ist an der Vorderseite stellenweise
verwittert. Von der linken Körperseite ist abgesehen von den
Faltenresten des Paludamentum nichts mehr vorhanden. An der
rechten Körperseite ist die Oberfläche teilweise noch intakt. Die
Rückseite des Torsos ist abgeschlagen.
Linke Hand mit Stab Taf. 117, 3
Selpuk, EM, Inv. 7/56/72
Fundort: Wahrscheinlich im Bereich des Nymphaeum Traiani,
Anfang September 1957; im Tagebucheintrag am 5. September
gemeinsam mit der Plinthe erwähnt.
Material: hellgrauer Marmor, grobkörnig
Maße: L 0,335 m.
Unpubliziert.
Fragment einer linken Hand, die einen Stab umfaßt. Daumen
und Zeigefinger sind am Ansatz abgebrochen, die anderen
drei Fingerspitzen fehlen ebenfalls, nur am Mittelfinger ist der
Nagelansatz erhalten. Hand und Stab sind auf Höhe des Hand-
gelenks abgebrochen.
Dem Handfragment zufolge hielt der Kaiser in seiner Linken
einen Stab, der, wie eine Bruchfläche in der Plinthenoberseite
(s.o.) zeigt, bis zur Standfläche hinabreichte. Aus der Haltung
von Hand und Handgelenk läßt sich erkennen, daß der Unterarm
in einem relativ steilen Winkel nach oben gezeigt haben muß.
Zusammenfassung
Es handelte sich bei der Statue Kaiser Traians offenbar um ein
statuarisches Idealporträt478. Insgesamt existieren neben der
ephesischen drei weitere nackte Porträtstatuen Traians in den
Museen von Samos, Sevilla und Kopenhagen, bei denen Arm-
bzw. Schrittstellung aber divergieren479.
470 s. Kap. 7.4.
471 Zur Interpretation der Gesamtaussage von Architektur und Skulptur s. Kap. 11.1.
472 Zum Eintrag im handschriftlichen Tagebuch, in welchem das Nymphaeum Traiani
zu diesem Zeitpunkt noch als „Domitianssockel“ bezeichnet wird, s. Anhang.
473 Die Wiedergabe folgt IvE I 265.
474 s. dazu Kap. 5.1.
475 Kienast, Kaisertabelle, 123.
476 Muthmann, Statuenstützen, 50 f. Abb. 19.
477 Fittschen, Prinzenbildnisse, 26 (B 38). Taf. 51. 52b. Auf dem dort abgebildeten Foto
ist die Weltkugel schwer zu erkennen; laut Muthmann, Statuenstützen, 51 handelt es
sich um eine solche.
478 Zum Begriff des „statuarischen Idealporträts“ s. Niemeyer, Statuarische Darstellung,
54-64. Grundlegend zu den Statuentypen des Traiansbildnisses: Gross, Bildnisse
Trajans, 54-64; zu Ergänzungen s. RE Suppl. X (1965) 1107. 1110 s.v. M. Ulpius
Traianus (W. H. Gross); Niemeyer, Statuarische Darstellung, 65-73. Speziell zu den
Porträts s. EAA Suppl. V (1997) 816-818 s.v. Traiano (K. Fittschen) mit älterer
Literatur.
479 s. dazu Hallett, Nude, 182 f. 321 (Nr. 143-146).
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Vielmehr bedarf es kombinierter Überlegungen zum originalen Programm und Vergleiche mit anderen Brunnen, um zu einem schlüssigen
Rekonstruktionsvorschlag für die Skulpturenausstattung des Nymphaeum Traiani zu kommen470. Im Wesentlichen bestand - wie auch bei
anderen Nymphäen - diese aus dem regierenden Kaiser Traian und weiteren Mitgliedern des Kaiserhauses, dem Stifterehe paar sowie
Göttern und mythologischen Figuren. Dieses Statuenprogramm prägte wesentlich die Gesamtaussage des Bauwerks und war untrennbar mit
seiner Architektur verbunden471.
7.2 Katalog mit kunsthistorischer Einordnung
7.2.1 Skulpturen aus der Errichtungszeit des Nymphäums
Kat. 1: Überlebensgroße Statue des Kaisers Traian
Von der Statue des Kaisers Traian sind die Plinthe mit den beiden
Füßen, der Torso und ein Handfragment erhalten:
Plinthe Taf. 116; 117, 1
Fundort: Nymphaeum Traiani, 5. September 1957472; Grabungs-
fotos zeigen die Plinthe in Sturzlage vor dem Mittelinterkolum-
nium der rückwärtigen Hauptwand (Taf 3, 1-2).
Material: hellgrauer, fast weißer Marmor, grobkörnig
Maße: H 0,765 m; B 1,62 m; T 1,02 m.
Literatur: Miltner, Grabungsbericht 1957, 328; Dorl-Klingen-
schmid, Prunkbrunnen, 56 Abb. 24; zur Inschrift s. darüber
hinaus IvE I 265.
Die ovale Plinthe besitzt ein Inschriftenfeld an der Vorderseite.
Ein Teil der Inschrift ist abgebrochen, ebenso der mittlere und
linke Teil der Rückseite. An der Oberseite befindet sich am
rechten Rand der Rest einer Stütze in Form eines Baumstammes,
vor der eine Weltkugel liegt. Eine Bruchfläche auf der Oberseite
der Weltkugel und am Felsen lassen vermuten, daß darauf ein
Füllhorn angebracht war. Im linken Teil der Plinthe befindet sich
eine runde Bruchfläche, wo der in der linken Hand gehaltene
Stab ansetzte (s.u. Handfragment). Der rechte Fuß sowie die
Bruchfläche des linken Vorderfußes sind erhalten. Daraus ist
erkennbar, daß Traian sein rechtes Bein nach vorne gesetzt hatte
und in offener Schrittstellung verharrte.
Die Inschrift auf der Plinthe lautet473:
AüfTOKpöcTopa K]aioapa Nfpßav
Tpoctavdv EcßaciTÖv FcppaviKÖv
Acckikov Osou uiov
Ebenso wie die Bauinschrift am Hauptgebälk des Unterge-
schoßes474 ist auf Grund der Titulatur auch die Inschrift auf der
Plinthe durch die Kaisertitulatur - der fehlende Titel Optimus
wird Traian im Jahr 114 verliehen475 - in die Jahre zwischen 102
und 114 n. Chr. einzuordnen.
Die Stütze in Form eines Baumstammes mit einem Füllhorn
kommt in der Kaiserzeit nach F. Muthmann vor allem als At-
tribut von Kaisern und Statthaltern vor; fallweise ist zusätzlich
noch eine Weltkugel dargestellt, so etwa bei einem Plinthenfrag-
ment hadrianischer Zeit im Nationalmuseum in Athen476 oder
einer Panzerstatue des jugendlichen Marc Aurel im Griechisch-
Römischen Museum von Alexandria477.
Oberkörpertorso Taf. 117, 2
Selpuk, EM, o. Inv.
Fundort: Bereich des Nymphaeum Traiani, wahrscheinlich
Anfang September 1957; im Tagebucheintrag am 5. September
gemeinsam mit der Plinthe erwähnt.
Material: hellgrauer Marmor, grobkörnig
Maße: B erh. ca. 60 cm, T erh. max. 45 cm, H erh. 65 cm.
Literatur: Miltner, Grabungsbericht 1957, 328 Abb. 174.
Fragment des überlebensgroßen nackten Oberkörpers der Sta-
tue Traians. Erhalten ist die Brustmuskulatur mit Ansatz des
Rippenbogens. Neben dem linken Brustkorb sind die Reste
von Falten eines Umhangs sichtbar. Vom Halsansatz ist noch
die Halsgrube erkennbar, der Hals ist nicht erhalten.
Die originale Oberfläche ist an der Vorderseite stellenweise
verwittert. Von der linken Körperseite ist abgesehen von den
Faltenresten des Paludamentum nichts mehr vorhanden. An der
rechten Körperseite ist die Oberfläche teilweise noch intakt. Die
Rückseite des Torsos ist abgeschlagen.
Linke Hand mit Stab Taf. 117, 3
Selpuk, EM, Inv. 7/56/72
Fundort: Wahrscheinlich im Bereich des Nymphaeum Traiani,
Anfang September 1957; im Tagebucheintrag am 5. September
gemeinsam mit der Plinthe erwähnt.
Material: hellgrauer Marmor, grobkörnig
Maße: L 0,335 m.
Unpubliziert.
Fragment einer linken Hand, die einen Stab umfaßt. Daumen
und Zeigefinger sind am Ansatz abgebrochen, die anderen
drei Fingerspitzen fehlen ebenfalls, nur am Mittelfinger ist der
Nagelansatz erhalten. Hand und Stab sind auf Höhe des Hand-
gelenks abgebrochen.
Dem Handfragment zufolge hielt der Kaiser in seiner Linken
einen Stab, der, wie eine Bruchfläche in der Plinthenoberseite
(s.o.) zeigt, bis zur Standfläche hinabreichte. Aus der Haltung
von Hand und Handgelenk läßt sich erkennen, daß der Unterarm
in einem relativ steilen Winkel nach oben gezeigt haben muß.
Zusammenfassung
Es handelte sich bei der Statue Kaiser Traians offenbar um ein
statuarisches Idealporträt478. Insgesamt existieren neben der
ephesischen drei weitere nackte Porträtstatuen Traians in den
Museen von Samos, Sevilla und Kopenhagen, bei denen Arm-
bzw. Schrittstellung aber divergieren479.
470 s. Kap. 7.4.
471 Zur Interpretation der Gesamtaussage von Architektur und Skulptur s. Kap. 11.1.
472 Zum Eintrag im handschriftlichen Tagebuch, in welchem das Nymphaeum Traiani
zu diesem Zeitpunkt noch als „Domitianssockel“ bezeichnet wird, s. Anhang.
473 Die Wiedergabe folgt IvE I 265.
474 s. dazu Kap. 5.1.
475 Kienast, Kaisertabelle, 123.
476 Muthmann, Statuenstützen, 50 f. Abb. 19.
477 Fittschen, Prinzenbildnisse, 26 (B 38). Taf. 51. 52b. Auf dem dort abgebildeten Foto
ist die Weltkugel schwer zu erkennen; laut Muthmann, Statuenstützen, 51 handelt es
sich um eine solche.
478 Zum Begriff des „statuarischen Idealporträts“ s. Niemeyer, Statuarische Darstellung,
54-64. Grundlegend zu den Statuentypen des Traiansbildnisses: Gross, Bildnisse
Trajans, 54-64; zu Ergänzungen s. RE Suppl. X (1965) 1107. 1110 s.v. M. Ulpius
Traianus (W. H. Gross); Niemeyer, Statuarische Darstellung, 65-73. Speziell zu den
Porträts s. EAA Suppl. V (1997) 816-818 s.v. Traiano (K. Fittschen) mit älterer
Literatur.
479 s. dazu Hallett, Nude, 182 f. 321 (Nr. 143-146).
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