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l.E Bewegliche Ausstattungselemente (A)
LE BEWEGLICHE AUSSTATTUNGSELEMENTE (A)
I. E.l Ikonen, liturgisches Gerät, sakrale Ausstattungselemente
Die beiden zusammengehörenden Bleche aus einer Kupfer-Silber-Legierung aus Burgaz, A 1
(Taf. 70 Farbtaf. 75), zeigen auf einer Seite den hl. Demetrios als Drachentöter und auf der
anderen Seite den hl. Nikolaos, beide inschriftlich benannt.
Ikonografisch vergleichbar, stilistisch aber völlig unterschiedlich ist eine spätbyzantinische
Ikone (15. Jh.) aus vergoldetem Silberblech, die vielleicht aus Nordgriechenland stammt1250.
Bei ihr handelt es sich um zwei Fragmente eines ursprünglich doppelseitigen Beschlags, der
vermutlich Teil einer auf Holz gemalten Ikone war. Auch hier sehen wir auf der einen Seite den
hl. Demetrios zu Pferd als Drachentöter, indem er seine Lanze in den Rachen des sich am Boden
windenden Drachenwurms stößt. Das zweite Blech zeigt die frontale Büste des hl. Nikolaos, die
das gesamte Bildfeld ausfüllt. Im Gegensatz zu den Blechen aus dem Ephesos Museum sind die
Darstellungen jedoch viel naturalistischer, auch wenn die Köpfe der Figuren etwas zu groß geraten
sind. Auch die Gewänder sind keineswegs so ins Ornamentale aufgelöst wie bei den ephesischen
Objekten, sondern sehr realistisch wiedergegeben. Weitere Beispiele, die den hl. Demetrios zu
Pferd mit kampfbereiter Lanze in der Hand zeigen, jedoch stilistisch ebenfalls nicht vergleichbar
sind, sind eine Goldikone im Weifenschatz1251 und eine Steatitikone des 11. Jahrhunderts in der
Eremitage in Sankt Petersburg1252; interessanterweise ebenfalls mit gezogenem Schwert, jedoch
nicht im Zweikampf gegen eine Schlange. Stilistische und auch ikonografische Ähnlichkeiten
findet die Darstellung mit dem hl. Demetrios vielleicht in der Abbildung auf einer Phalera, die
auf einer Seite ebenfalls einen mit frontalem Oberkörper wiedergegebenen nimbierten Reiter
mit langer, gerillter Lanze zeigt, der auf ein schlangengleiches Mischwesen am Boden zielt. Die
Phalera stammt aus einem Grab in Hüfingen >Gierhalde< des 6. Jahrhunderts und befindet sich
nun im Badischen Landesmuseum Karlsruhe1253.
Grundsätzlich werden kleinere Ikonen aus Buntmetall mit Reliefdekorationen wie A 1 in das
II. -14. Jahrhundert datiert. Üblicherweise sind sie mit floralen und geometrischen Musterlinien
gerahmt und zeigen im Bildfeld, abgesehen von Christus und der Muttergottes, gerne Repräsen-
tationen von Soldatenheiligen1254. Wie man sich ein Votivblech vorzustellen hat, demonstriert ein
vollständiges Exemplar mit der Darstellung des hl. Georg als Drachentöter aus Kleinasien, wobei
das Blech in einen Rahmen eingebettet war; es datiert in das 14. Jahrhundert1255. Auch für A 1
ist vermutlich von einem ursprünglichen Rahmen mit Aufhängevorrichtung auszugehen, in der
Funktion eines ex voto oder Votivblechs. Eine andere mögliche Deutung wäre die als Gussform
oder als Modell.
Die kleine Steatitikone mit der Darstellung des hl. Nikolaos und der Maria mit Kind, A 2
(Taf. 70 Farbtaf. 75), stammt aus der Johannesbasilika. Diese Art der kleinformatigen Ikonen
wurde hauptsächlich im privaten Bereich verwendet. Der schlechte Erhaltungszustand und die
abgeriebene Oberfläche, vor allem der Gesichter, ist wohl auf das ständige Berühren der Ikone
zurückzuführen1256. Die gleiche Ikonografie der Maria wie A 2 zeigt eine Steatitikone in London,
die viel besser erhalten ist als das ephesische Stück1257: Gezeigt wird die Büste der Jungfrau Maria
mit dem Kind am Arm in einem Rundbogen, gestützt durch zwei Säulen. Rechts und links des
Kopfs befindet sich die Beischrift MR OY1.
Vergleichbar mit der Darstellung des hl. Nikolaos auf der anderen Seite von A 2 ist eine Ikone
aus Kupferlegierung im Benaki Museum in Athen, die aus dem Kunsthandel stammt und in das
1250 C. Schmidt in: Kat. München 2004, 179 Kat. 222; AO: München, Sammlung C. Schmidt Inv. 1094.
1251 Staatliche Museen zu Berlin, z. B. abgebildet bei Bauer 2013, 274 Abb. 30.
1252 Bank 1985, Abb. 262; Bauer 2013, 273 Abb. 28.
1253 G. Fingerlin in: Kat. Karlsruhe 2017, 132 Inv. IV. 107 Taf. 75, 7. 8.
1254 z. B. Volbach 1930, 149 Nr. 9298; 157 Nr. 1006.
1255 Kat. London 2008, 235 Kat. 208.
1256 s. auch I. Kalavrezou in: Kat. Paderborn 2001, 284. Zu Steatitikonen allgemein: Kalavrezou-Maxeiner 1985.
1257 Dalton 1901, 17 f. Kat. 112 Taf. 3.
l.E Bewegliche Ausstattungselemente (A)
LE BEWEGLICHE AUSSTATTUNGSELEMENTE (A)
I. E.l Ikonen, liturgisches Gerät, sakrale Ausstattungselemente
Die beiden zusammengehörenden Bleche aus einer Kupfer-Silber-Legierung aus Burgaz, A 1
(Taf. 70 Farbtaf. 75), zeigen auf einer Seite den hl. Demetrios als Drachentöter und auf der
anderen Seite den hl. Nikolaos, beide inschriftlich benannt.
Ikonografisch vergleichbar, stilistisch aber völlig unterschiedlich ist eine spätbyzantinische
Ikone (15. Jh.) aus vergoldetem Silberblech, die vielleicht aus Nordgriechenland stammt1250.
Bei ihr handelt es sich um zwei Fragmente eines ursprünglich doppelseitigen Beschlags, der
vermutlich Teil einer auf Holz gemalten Ikone war. Auch hier sehen wir auf der einen Seite den
hl. Demetrios zu Pferd als Drachentöter, indem er seine Lanze in den Rachen des sich am Boden
windenden Drachenwurms stößt. Das zweite Blech zeigt die frontale Büste des hl. Nikolaos, die
das gesamte Bildfeld ausfüllt. Im Gegensatz zu den Blechen aus dem Ephesos Museum sind die
Darstellungen jedoch viel naturalistischer, auch wenn die Köpfe der Figuren etwas zu groß geraten
sind. Auch die Gewänder sind keineswegs so ins Ornamentale aufgelöst wie bei den ephesischen
Objekten, sondern sehr realistisch wiedergegeben. Weitere Beispiele, die den hl. Demetrios zu
Pferd mit kampfbereiter Lanze in der Hand zeigen, jedoch stilistisch ebenfalls nicht vergleichbar
sind, sind eine Goldikone im Weifenschatz1251 und eine Steatitikone des 11. Jahrhunderts in der
Eremitage in Sankt Petersburg1252; interessanterweise ebenfalls mit gezogenem Schwert, jedoch
nicht im Zweikampf gegen eine Schlange. Stilistische und auch ikonografische Ähnlichkeiten
findet die Darstellung mit dem hl. Demetrios vielleicht in der Abbildung auf einer Phalera, die
auf einer Seite ebenfalls einen mit frontalem Oberkörper wiedergegebenen nimbierten Reiter
mit langer, gerillter Lanze zeigt, der auf ein schlangengleiches Mischwesen am Boden zielt. Die
Phalera stammt aus einem Grab in Hüfingen >Gierhalde< des 6. Jahrhunderts und befindet sich
nun im Badischen Landesmuseum Karlsruhe1253.
Grundsätzlich werden kleinere Ikonen aus Buntmetall mit Reliefdekorationen wie A 1 in das
II. -14. Jahrhundert datiert. Üblicherweise sind sie mit floralen und geometrischen Musterlinien
gerahmt und zeigen im Bildfeld, abgesehen von Christus und der Muttergottes, gerne Repräsen-
tationen von Soldatenheiligen1254. Wie man sich ein Votivblech vorzustellen hat, demonstriert ein
vollständiges Exemplar mit der Darstellung des hl. Georg als Drachentöter aus Kleinasien, wobei
das Blech in einen Rahmen eingebettet war; es datiert in das 14. Jahrhundert1255. Auch für A 1
ist vermutlich von einem ursprünglichen Rahmen mit Aufhängevorrichtung auszugehen, in der
Funktion eines ex voto oder Votivblechs. Eine andere mögliche Deutung wäre die als Gussform
oder als Modell.
Die kleine Steatitikone mit der Darstellung des hl. Nikolaos und der Maria mit Kind, A 2
(Taf. 70 Farbtaf. 75), stammt aus der Johannesbasilika. Diese Art der kleinformatigen Ikonen
wurde hauptsächlich im privaten Bereich verwendet. Der schlechte Erhaltungszustand und die
abgeriebene Oberfläche, vor allem der Gesichter, ist wohl auf das ständige Berühren der Ikone
zurückzuführen1256. Die gleiche Ikonografie der Maria wie A 2 zeigt eine Steatitikone in London,
die viel besser erhalten ist als das ephesische Stück1257: Gezeigt wird die Büste der Jungfrau Maria
mit dem Kind am Arm in einem Rundbogen, gestützt durch zwei Säulen. Rechts und links des
Kopfs befindet sich die Beischrift MR OY1.
Vergleichbar mit der Darstellung des hl. Nikolaos auf der anderen Seite von A 2 ist eine Ikone
aus Kupferlegierung im Benaki Museum in Athen, die aus dem Kunsthandel stammt und in das
1250 C. Schmidt in: Kat. München 2004, 179 Kat. 222; AO: München, Sammlung C. Schmidt Inv. 1094.
1251 Staatliche Museen zu Berlin, z. B. abgebildet bei Bauer 2013, 274 Abb. 30.
1252 Bank 1985, Abb. 262; Bauer 2013, 273 Abb. 28.
1253 G. Fingerlin in: Kat. Karlsruhe 2017, 132 Inv. IV. 107 Taf. 75, 7. 8.
1254 z. B. Volbach 1930, 149 Nr. 9298; 157 Nr. 1006.
1255 Kat. London 2008, 235 Kat. 208.
1256 s. auch I. Kalavrezou in: Kat. Paderborn 2001, 284. Zu Steatitikonen allgemein: Kalavrezou-Maxeiner 1985.
1257 Dalton 1901, 17 f. Kat. 112 Taf. 3.