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Pülz, Andrea M.; Bühler, Birgit; Melcher, Michael; Schreiner, Manfred; Schwarcz, David Zsolt; Österreichische Akademie der Wissenschaften / Verlag [Mitarb.]
Byzantinische Kleinfunde aus Ephesos: ausgewählte Artefakte aus Metall, Bein und Glas (Band 18,1: Textband): Textband — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.51987#0244
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243

IV ERSTE AUSWERTUNG DER MATERIALANALYSEN
BYZANTINISCHER KLEINFUNDE IN EPHESOS MIT
BEZUG AUF ARCHÄOLOGIE, TECHNOLOGIE-
GESCHICHTE UND HERSTELLUNGSTECHNIKEN
TV.l EINLEITUNG
Aus den Materialanalysen und ihrer Auswertung, durchgeführt von M. Schreiner und M. Mel-
cher (s. Kap. II), hat sich der Bedarf erhoben, die Ergebnisse nicht nur aus naturwissenschaft-
lichen, sondern auch aus archäologischen, herstellungstechnischen und technologiegeschicht-
lichen Aspekten zu betrachten und zu interpretieren. Dementsprechend konzentriert sich dieser
Beitrag auf die Bewertung der materiellen Zusammensetzung bestimmter Fundgattungen vor
allem der früh- bis mittelbyzantinischen Zeit (475-12. Jh.).
Eine der grundlegenden Fragen an das Material war, ob bestimmte Objekttypen und/oder
typologische Objektgruppen bezüglich ihrer Legierungszusammensetzung Ähnlichkeiten oder
Unterschiede zueinander aufweisen. Daher wurden die untersuchten Artefakte in verschie-
dene Legierungsgruppen, abhängig vom verwendeten Grundmaterial, unterteilt, die eventuell
auf gemeinsame herstellungstechnologische Gruppen hinweisen, um in weiterer Folge eine
Herkunft aus selben oder verschiedenen Werkstätten oder Werkstattkreisen zu überprüfen.
Zusätzlich sollte der Vergleich der Materialzusammensetzungen von chronologisch ähnlichen
und unterschiedlichen Objekten und Objektgruppen dazu führen, mögliche Tendenzen in der
Verwendung bestimmter Legierungstypen in unterschiedlichen Phasen der byzantinischen Zeit
(in einer bestimmten Region) aufzuzeigen.
Bislang stehen nur sehr wenige Vergleichsdaten, vorwiegend aus zerströrungsfreien Analysen,
zu den Materialzusammensetzungen von metallenen Kleinfunden im Kerngebiet des Byzanti-
nischen Reichs, vor allem aus der Provinz Asia Minor (ab dem 7. Jh. Thema Thrakesion), zur
Verfügung. Dafür sind mehrere Ursachen verantwortlich: Einerseits wurde bisher den Artefakten
niedriger bis mittlerer Qualität während der Zeitspanne zwischen Spätantike und Mittelalter in
der archäologischen Forschung wenig Aufmerksamkeit zuteil1442, anderseits sind zerstörende
Materialanalysen an Metallobjekten in der Türkei nicht und auch zerstörungsfreie Analysen
nur in seltenen Fällen erlaubt1443. Aufgrund dieser besonderen Umstände und der sich bieten-
den Gelegenheit wurde daher versucht, so viele Objekte wie möglich im zeitlich begrenzten
Projektrahmen zu untersuchen1444. Obwohl die durchgeführten Oberflächenmessungen (Rönt-
genfl uoreszenzanalyse/RFA und Mikroröntgenfluoreszenzanalyse/p-RFA) hauptsächlich wegen
der Korrosionsschichten manchmal wenig zuverlässige Ergebnisse liefern1445, wurde trotzdem

1442 Eine Ausnahme stellt die Publikation von J. C. Waldbaum (Waldbaum 1983) über die Metallobjekte aus Sardes
dar, in der die naturwissenschaftlichen Analyseergebnisse verschiedener Bunt- und Edelmetallfunde veröffent-
licht wurden; s. ferner die Publikation von M. J. Ponting über die Materialanalysen der Buntmetallobjekte (ab
der Spätantike bis zu den Mamelucken) auch mit weiterer Lit. (Ponting 1999, 1311-1315).
1443 Unser besonderer Dank gilt daher dem Ephesos Museum Selçuk und hier besonders dem Direktor Cengiz Topal
sowie der zuständigen Kuratorin Feride Kat.
1444 s. ausführlich zum Messvorgang den Beitrag von M. Melcher und M. Schreiner in diesem Band (Kap. II).
1445 Es muss erwähnt werden, dass die Entfernung der Korrosionsschichten nicht erlaubt war. Abgesehen von
den Korrosionsschichten liefern die Oberflächenmessungen verschiedener Legierungen von der tatsächlichen
Zusammensetzung des Objekts etwas abweichende Ergebnisse. Während das Kupfer abgereichert wird, rei-
chert auf der Oberfläche der Gegenstände aus Silberlegierungen das Gold an: Meyers 1992, 170. Im Fall der
Artefakte aus Messing kann das Zink aufgrund der sog. Entzinkung von der Oberfläche teilweise oder völlig
aufgelöst werden: Craddock 1978, 4. Dementsprechend können die Materialanalysen des Kenis im Vergleich
 
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