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Praschniker, Camillo; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Das Cömeterium der Sieben Schläfer — Forschungen in Ephesos, Band 4,2:, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.45626#0094
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88

III. Baugeschichte.
Versuchen wir, die Entstehung des Coemeteriums zeitlich festzulegen, so sind wir zunächst, da eine
datierende Bauinschrift nicht gefunden wurde, einerseits auf die Angaben angewiesen, die die Legende uns
bietet, andererseits auf die Anhaltspunkte, die uns das Bauwerk selbst nach Anlage und Form gewinnen läßt:
erst in zweiter Linie können die Einzelfunde an keramischen und inschriftlichen Erzeugnissen in Betracht
kommen.
Die den Kern der Legende ausmachende häretische Bewegung gegen die Lehre von der Auferstehung
des Fleisches wird sich vorläufig wenigstens kaum einem bestimmten Zeitpunkt zuschreiben lassen. Denn gegen
sie, die auf sadducäischen Lehren fußte, mußte sich zumal in Ephesos schon der Apostel Paulus in seinem
Kampf gegen die Irrlehrer Hymenäus und Alexander ') wenden und andererseits bewegte sie noch gegen Ende
des 6. Jh. n. Chr. die Geister selbst im Frankenreich 2); die in der Legende mit Namen genannten Personen
sind uns aber bis auf den Kaiser Theodosius II. unbekannt, da auch die etwas ausführlichere Notiz, die uns
bei Photius über den Bischof Theodorus erhalten ist 3), keinerlei chronologischen Aufschluß gibt. Nun liefert
zwar die Legende selbst einen zeitlichen Fixpunkt dadurch, daß sie das AViedererwachen der Jünglinge ziemlich
einheitlich in das 38. Regierungsjahr des Theodosius, also 446 n. Chr., verlegt; aber zunächst ist es ja fraglich,
ob die Verbindung der Legende mit Theodosius II. geschichtlich einwandfrei ist, da wir von einer Häresie unter
Theodosius II. immer nur in Verbindung mit den Siebenschläfern hören.
Nun ergibt aber eine genaue Untersuchung der Überlieferung der Legende 4), daß der Bericht in der uns
vorliegenden Fassung im wesentlichen schon in der Kirchengeschichte des Johannes von Ephesos enthalten
war, der sein Werk um 570 abgeschlossen haben mag; wahrscheinlich stellt aber die Erzählung des Johannes
noch keineswegs die erste schriftliche Fassung dar, die vielmehr Zacharias Rhetor für sich in Anspruch nehmen
darf, der aber um 550 starb, so daß seine Kirchengeschichte und damit seine Legendenfassung noch in die
erste Hälfte des 6. Jh. n. Chr. fiele 5).
In die gleiche Zeit oder noch etwas früher verweist uns weiter die Notiz des Diaconus Theodosius in dem
Bericht über seine Reise nach den heiligen Stätten6), die sicher noch vor den Beginn der reichen justiniani-
schen Bautätigkeit7), also noch in das erste Viertel des 6. Jh. n. Chr. fällt. Da sich aber des Theodosius Be-
merkung über die Siebenschläfer nicht auf die Legende, sondern auf den Bau selbst bezieht, was ein Vergleich
mit der Art, wie er das Martyrium Timothei erwähnt8), erhärtet, so ist für uns gegeben, daß das Coemeterium,
wenigstens in seinem Hauptteil, bereits an der Wende vom 5. zum 6. Jh. n. Chr. bestanden hat. Da aber

*) J. P. Kirsch, Kirchengesch. I.
2) Greg. Tur., hist. Franc. X, 13: his aulem diebus extitit
quidarn de presbiteris nostris Sadduceae malignilalis infectus
veneno, dicens non esse futuram resurrectionem. Diese Notiz be-
zieht sich auf die Regierung Childebert II. (572—596).
3) Migne, P. Gr., CIV p. 99 ff.: Θεόδωρός τις, ώς εϊθ·ε μή
ώφελε, τής Αίγέων πόλεως έπεσκόπει . ούτος ούκ οίδ’ δθ·εν τοΰ τής
απιστίας σπάσας βορβόρου φωνάς δυσωδίας άπηρεύγετο, τής των νεκρών
άναστάσεως καταψηφιζόμενος και πολλούς άμα των σύν αύτφ προς τήν
οίκείαν μεθ-έλκων άπόνοιαν. Τοΰ δέ θ·αύματος λαμπράς τάς τής άναστάσεως
ακτίνας καθ·’ δλην άφιέντος τήν ύφ’ ήλίφ αυτοί τε καί δσον 'Ελληνικόν
ΰπελείπετο, οί μέν εις άμήχανον αισχύνην και αφωνίαν κατεδύοντο, οί δέ
άμετάΒ-ετον έλπίδα τής άναστάσεως μετετίΒ·εντο.
4) Vgl. darüber Μ. Huber, Die Wanderlegende von den
Siebenschläfern, Leipzig 1910, wo S. 214 ff. die ältere Literatur
verzeichnet ist; außerdem sind neben W. H. Roscher, Die ennead.
u. hebdomad. Fristen, Leipzig 1903, 51 die Rezensionen von
K. Lübeck, Theol. Revue X 1911 Sp. 369 ff., P. Peeters, Anal.

Boll. XXX 1911, n8f. und H. Delehaye, Dtsche Literaturz.
XXXIII 1912 Sp. 27 ff. einzusehen. Einige Nachträge bringt
noch W. Weyh, Zur Gesch. d. Siebenschläferlegende, Zeitschr.
d. morg. Ges. LXL 1911, 289 ff.
5) Diesbezüglich vgl. Huber, a. a. O. 10 und 38.
e) Itin. Hierosol., CSEL. XXXVIII S. 148, c. 36: in
provincia Asia civitatis Epheso, ubi sunt seplem fralres dormientes
et catulus Viricanus ad pedes eorum; nomina eorum id est: Achellidis
Diomedis, Eugenias, Stephanus, Probatus, Sabbalius et Quiriacus,
quorum mater Carilina dicilur graeco, laline Felicitas.
’) Huber, a. a. O., 84; Schanz, Gesch. d. röm. Litt. IV/r
404 nr. 3.
8) A. a. O. in unmittelbarem Anschluß: ibi est sanchis
Timotheus, discipulus domni Pauli. Über das Martyrien Timo-
thei, das bislang noch nicht gefunden ist (J. Keil, Österr.
Jahresh. XXVI 1930 Beibl. 32), vgl. O. Benndorf, Forsch,
i. Eph. I, 52, Anm. 2 und Keil, Österr. Jahresh. XXIX 1934
S. 82 ff.
 
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