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Praschniker, Camillo; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Das Cömeterium der Sieben Schläfer — Forschungen in Ephesos, Band 4,2:, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.45626#0218
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DIE MALEREIEN UND MOSAIKEN
DER SIEBENSCHLÄFERKATAKOMBE IN EPHESOS.

Von dem dereinst zweifellos reichen Bestände malerischen Schmuckes an Mosaiken und Fresken, den

unsere Anlage in ihrem unversehrten Zustande aufgewiesen hatte, ist dem Zahne der Zeit, dem zerstörenden

Einflüsse der Naturgewalten und den Angriffen der bilderfeindlichen Moslims nur weniges entgangen. Und

auch diese kümmerlichen Reste sind in einem


126: Rest eines Brustbildes aus Cam. X.

überaus schlechten Erhaltungszustände auf uns gekommen, so
daß der Versuch einer Rekonstruktion ihres ursprünglichen
Zustandes meist aussichtslos, eine einwandfreie Ausdeutung
des Inhaltes der erhaltenen Reste, die Bestimmung der Zeit
ihrer Entstehung nach ikonographischen und stilistischen
Indizien schwierig sind und unsicher bleiben müssen. Dies
umsomehr, wenn der mit dieser Arbeit Betraute die Origi-
nale in situ an Ort und Stelle zu untersuchen nicht Gele-
genheit hatte, sondern nur auf stark verkleinerte farbige
Kopien derselben angewiesen ist und selbst photographische
Aufnahmen zur Kontrolle gänzlich fehlen. Denn mögen
solche Kopien nach Inhalt, Stil und Farbigkeit noch so
genau und gewissenhaft ausgeführt sein, so weiß doch jeder
Kenner zur Genüge, wie leicht auch dem erfahrenen und
kunstgeschichtlich geschulten Nachzeichner bei seiner Arbeit
Versehen und Irrtümer unterlaufen können, wie unangenehm
bei der nachfolgenden wissenschaftlichen Untersuchung und
Bearbeitung solcher Bilderreste die mangelnde Möglichkeit
sich fühlbar macht, diese Kopien immer wieder mit den
Originalen oder doch wenigstens mit einem brauchbaren
Lichtbilde zu vergleichen. Es kann demnach auch die fol-
gende kurze Charakteristik dieser malerischen Schmuckreste
nur unter der Voraussetzung gegeben werden, daß die dem
Verfasser vorgelegten farbigen Kopien tunlichst getreu sind,

und zu den Stil- und Datierungsproblemen dieser Bilderreste nur mit diesem Vorbehalte Stellung genom-
men werden.
Schon ein flüchtiger Blick auf die vorgelegten Kopien genügt, um zu erkennen, daß jene Malereien nicht
gleichalterig sind, sondern verschiedenen Entwicklungsphasen byzantinischer Kunstübung angehören und in
zum Teil sehr weit auseinanderliegenden Zeiten in den einzelnen Räumlichkeiten des großen Gebäudekom-
plexes angebracht worden sind. Darüber nun, wann dies jeweils geschehen ist, haben wir leider gar keine direk-
ten Nachrichten oder sichere indirekte Anhaltspunkte, sondern sind einzig nur auf das Zeugnis des Stils
und gelegentliche ikonographische Indizien angewiesen. Für eine freilich nur relative Datierung gibt uns
außerdem noch ein einigermaßen brauchbares Indiz die Beobachtung der ,,Putzschichten'‘ an die Hand, auf
denen diese Bilder sich vorfinden. Daß nämlich die einzelnen Räumlichkeiten des ausgedehnten Kirchen-
komplexes im Laufe ihres fast tausendjährigen unversehrten Bestandes wiederholt frisch getüncht und
verputzt werden mußten, ist klar und wird durch den Befund des Stuckverputzes an Wänden und Decken
 
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