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Praschniker, Camillo; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Das Cömeterium der Sieben Schläfer — Forschungen in Ephesos, Band 4,2:, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.45626#0258
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nische in zirka i m Höhe über dem Fußboden fand sich in einer über einem eingemauerten Sarkophage
befindlichen Bogennische von 57 cm Breite, 60 cm Höhe und 35 cm Tiefe noch eine Mosaikdarstellung an der
Bogenleibung, die verhältnismäßig gut erhalten ist (Abb. 132a,b). Der Zweck dieser Bogennische ist unklar;
Miltner vermutet, daß sie dereinst als Lampenablage gedient hat. Die Ausnehmung darunter ist ein Loculus-
grab, eine Marmorkiste, deren Vorderwand heute fehlt. Das Grab (Abb. 61) ist zirka 150 cm lang und etwa
50 cm tief, also relativ klein, so daß die Vermutung naheliegt, daß dasselbe ein Reliquiengrab gewesen ist,
dessen Inhalt nach Abnahme der nach Miltner S. 57 leicht entfernbaren Verschlußplatte den Gläubigen zur
Verehrung zur Schau gestellt werden konnte. Jedenfalls war es kein gewöhnliches Grab, wie die isolierte
Lage, die Marmorverkleidung und nicht zuletzt auch die mit Mosaik verzierte Bogennische darüber beweisen.

Denn der Inhalt dieser Mosaikdarstellung stand doch wohl
sicher in einer Beziehung zu dem darunter befindlichen
Grabe und in dem Brustbilde des Mosaiks dürfte m. E. der
Inhaber dieses Grabes zu erkennen sein. Das Mosaik selbst
ist technisch eine recht schwache Arbeit in wenigen Farben
und roher Ausführung. Auf grasgrünem Grunde erscheint oben
im Bogenzentrum ein Medaillon mit dem Brustbilde einer
jugendlichen Gestalt, anscheinend einer Frau (Abb. 132 a).
Umrahmt ist das Medaillon von einer Reihe hellblauer Glas-
würfel, aus einer Reihe ebensolcher Würfel bestehen auch
die Konturen der Schulter, des Halsansatzes, der Bekleidung
der Gestalt, die Gewandfalten auf der Brust; zwei Reihen
ebensolcher Mosaikwürfel auf der linken Kopfseite stellen
wohl einen Teil des Mafortions dar, der obere Teil des
Kopfes ist zerstört. Die Konturen des Gesichtes, die Zeich-
nung der Nase, der Augen und des Mundes bestehen aus
je einer Reihe lilafarbener Glaswürfel wie auch bei den zwei
anderen Figuren des Bildes, doch scheinen dieselben der
Nachzeichnung nach großenteils ausgefallen zu sein. Das
Gesicht des Brustbildes ist aus einfachen konzentrisch an-
geordneten Ellipsen aus blauen und hellrosa gefärbten
Würfeln gebildet, Nase, Augen, Mund nur flüchtig ange-
deutet, von einer Modellierung keine Spur.
Daß die im Medaillon abgebildete Frauengestalt eine


132 b: Mosaik aus dem Vorsaal der Krypta.

Heilige ist, ist nicht zu bezweifeln. Die Mandorla ersetzt, wie üblich 41), den sonst gebräuchlichen Nimbus.

dem Brustbilde

huf den Wänden der Bogennische ist je eine männliche Heiligengestalt sichtbar; jede
pd dunkelblau konturierten Nimbus. Rechts ein jüngerer Mann in priesterlicher (?)
Ir Mann (Abb. 132 b) mit breitem Vollbart und kahlem Scheitel in einem lila Mantel,
ßenteils zerstört, dem jüngeren fehlen beide Arme, dem älteren nur der linke, die
d hält er im Segen- oder wohl richtiger Zeigegestus erhoben und weist anscheinend
über sich. Haltung und Gestus erinnern lebhaft an die Prophetengestalten in den
Sinopensis42), wir dürfen wohl auch hier zwei solcher Prophetengestalten oder
Stephanus?) vermuten und haben uns den Jüngeren dereinst in der gleichen Weise
rzustellen. Der Inhalt der Darstellung bleibt unklar, oder ist in
sehen ? 43)

hl. Philippus, die
Keil, Jahreshefte
XXIV 1929, Beibl. 18 ff. eine Grabinschrift in der Krypta
56

43) Oder Hermione, die Tochter des
A. Munoz, II codice purpureo hierselbst begraben war. Auf sie will
pense. Roma 1907.
 
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