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Praschniker, Camillo; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Das Cömeterium der Sieben Schläfer — Forschungen in Ephesos, Band 4,2:, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.45626#0102
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96

Ampullen.
i. Ton rötlich. H. 76 mm, Br. 54 mm, D(icke) 18 mm.
Vier völlig gleichartige Exemplare. Tat. X.
Ampulle der üblichen kleinasiatischen Form4), bei der
die Löcher für die Tragschnur in den Schulterecken des ob-
longen Ampullenkörpers angebracht sind. Der Durchmesser
der von einer wulstigen Lippe eingefaßten Öffnung beträgt
9 mm. Auf der einen Seite ist das Brustbild Christi angebracht
mit segnend erhobenen Händen, an denen die Wundmale durch
Ringel angedeutet sind; auf der Brust befindet sich ein gleich-
armiges Kreuz mit fünf Ringeln. Der offenbar bärtig aufzu-

fassende Kopf ist von einem Nimbus umgeben. Auf der an-
deren Seite ist das Brustbild eines unbärtigen Mannes mit in
die Stirn fallendem Haar dargestellt, der in den vor der Brust
übereinandergelegten Armen ein Buch hält2).
2. Ton rot. Mündung abgebrochen. H. noch 123 mm,
Br. 133 mm. D. 53 mm. Abb. 106.
Ampulle der ägyptischen Form3), bei der an den fast
kreisrunden Gefäßkörper beiderseits des Halses Griffe für die
Tragschnur angesetzt sind. Die beiden Seiten des Gefäßkörpers
sind gleichartig durch eine kreisrunde, mit einem zentralen
Knopf verzierte Einbuchtung belebt.

Die Hauptmasse der Einzelfunde stellen die Tonlampen dar; es konnten nahezu 2000 vollständig erhal-
tene Stücke geborgen werden, zu denen noch eine bedeutende Menge von Bruchstücken hinzuzurechnen ist,
wenn man sich von der Unmenge dieser Beleuchtungskörper eine Vorstellung machen will, die als Grab-
beigaben, aber auch als Lichtbehelfe in dem Coemeterium Verwendung fanden.

107: Keramik aus dem Siebenschläfercoemeterium.


Da es sich bei diesen Lampen um den ersten
geschlossenen Fundkomplex spätantiker Zeit han-
delt, der auf kleinasiatischem Boden zutage kam,
erscheint eine ausführlichere Behandlung dieser
an sich unscheinbaren und oft auch recht minder-
wertigen Erzeugnisse des Kunstgewerbes berech-
tigt ; einmal ob der bildmäßigen oder ornamen-
talen Verzierung, die auf Diskus und Schulter
angebracht ist, zum zweiten aber auch weil eine
systematische Behandlung dieses Materiales zu
der Hoffnung berechtigt, hieraus bei anderwei-
tigem Auftreten gleichartiger Stücke beachtens-
werte chronologische Anhaltspunkte zu gewinnen.
Freilich steht nicht zu erwarten, daß schon der

in der folgenden katalogmäßigen Beschreibung unternommene Versuch einer typologischen und damit auch
chronologischen Reihung das letzte Ziel erreicht. Dem steht nicht nur Mangel eines brauchbaren Parallel-
materiales entgegen, sondern auch daß die uns hier vorliegende Masse, von den Grabräubern durcheinander-
geworfen, ohne jede Fundordnung auf uns gekommen ist, und schließlich vor allem der Umstand, daß den
Handwerkern der spätantiken Verfallszeit des 4. und 5. nachchristlichen Jahrhunderts zielbewußtes Festhalten
an scharf ausgeprägten Formen bestimmter Typen, wie wir es etwa an den Lampen des 1. Jh. n. Chr.
bewundern können, im allgemeinen fehlt. Die Zeit allseitiger Gärung, weitgreifender Unruhe und Unsicher-
heit kommt naturgemäß auch in den Erzeugnissen des Handwerkes zum Ausdruck. Die Fähigkeit, das Vor-
handene organisch weiterzubilden, mangelt zum großen Teil; man versucht immer wieder neuerdings an alte
Formen anzuknüpfen, aber es bleibt bei dem Versuch. Wenn wir uns daher bemühen, das Lampenmaterial
dieser Zeit typologisch zu ordnen, so zeigt es sich immer wieder, daß das Material aus seiner Wesensart
heraus einer solchen Ordnung widerstrebt. Wollten wir demnach allen Eigenheiten und Eigenheitchen in
einer Aufteilung auf verschiedene Typen gerecht werden, würde sich eine so große Typenanzahl ergeben, daß
wir die Einheit über der Teilung verlören 4). Trotz dieser Gefahr mußte eine Gliederung des gesamten Materials
angestrebt werden, das auch noch deshalb Schwierigkeiten in sich birgt, als es keineswegs gleichzeitig mit der

b Leclercq in Cabrol-Leclercq, Dict. d’arch. ehret. I 1734 ff.
2) Das gleiche Bild auf einer Ampulle aus Rom. Wulff,
a. a. O. 1693.

3) Leclercq, a. a. O., 1725 ff.
4) Vgl. die ähnlichen Bemerkungen bei Broneer, Corinth
IV/II Terracotta lamps 102 ff.
 
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