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Praschniker, Camillo; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Das Cömeterium der Sieben Schläfer — Forschungen in Ephesos, Band 4,2:, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.45626#0054
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48


48: Blick in den Kryptakomplex.

Der Kryptakomplex.
Genügten die so gewonnenen Gräber nicht mehr der sich immer steigernden Nachfrage nach Grabstellen
in größtmöglicher Nähe der frommen Jünglinge und wurde ein neuer Erweiterungsbau notwendig, so boten
sich zwei Möglichkeiten. Einmal bildete der Fels östlich und südöstlich der Kirche eine Terrasse von etwa
io m Breite und nahezu 30 m Länge, die zwar ein verhältnismäßig günstiges Bauterrain darstellte, wo aber
freilich doch nur eine wenig umfangreiche Anlage Platz finden konnte. Zum zweiten lag auch nördlich der
Kirche eine allerdings kaum 5 m breite Terrasse, deren Nordrand steil in eine nahezu 7 m tiefe, etwa 6 m breite
und über 35 m lange Schlucht abfiel. Hier war entschieden Raum für eine großzügigere Anlage als auf der
Terrasse östlich der Kirche; freilich waren hier auch weit größere technische Schwierigkeiten zu überwinden.
Da die beiden Komplexe an der einzigen Stelle, wo sie — nördlich des Presbyteriums — an einander stoßen
(Abb. 3), durch eine deutliche Baufuge getrennt sind, kommt Gleichzeitigkeit ihrer Errichtung nicht in Frage.
Da aber an der Südseite der zu dem die Schlucht ausfüllenden Kryptakomplex gehörigen Mauer a auch inner-
halb der Fuge durchgehend der grauweiße Stuckverputz erhalten ist, an der Stirnseite der zum Bau der Terrassen-
kapelle gehörigen Mauer solcher Verputz fehlt und die Steine roh zu Tage liegen, ist es klar, daß, wie Josef Keil
zuerst gesehen hat 50), die Mauer a und damit der ganze mit ihr in fortlaufend direktem Verband stehende
Kryptakomplex früher als die Mauer b und somit auch früher als die Terrassenkapelle entstanden sein muß.
Zwischen dem Kryptakomplex und der Kirchenanlage blieb hier eine etwas mehr als 1 m breite Öffnung
bestehen, die den direkten Eingang zum Kirchenkomplex bildete, so daß der seit der Anlage der Kirche benützte,
über die hier nach Osten vorspringende Felsnase heraufführende Weg als Zugang auch weiterhin bestehen blieb.
Der Kryptakomplex (Abb. 48), der in Anlage wie Ausführung einen einheitlichen leitenden Baugedanken
verrät, besteht im untersten Geschoß aus einem langgestreckten, in zwei Abschnitte zerfallenden Saal mit
einer großen Apsis am Westende, dem im Osten mehrere Kammern vorgelagert sind. Während nun der west-

50) Österr. Jahresh. XXIV 1929 Beibl. 17 ff.
 
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