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X. STELLUNG DER JOHANNESKIRCHE IN DER ENTWICKLUNG
DES BYZANTINISCHEN KIRCHENBAUES

A. ZUSAMMENFASSENDE BESCHREIBUNG UND WÜRDIGUNG
(Hiezu die Abb. 42, 43, 44, 62 und 63.)

Der über einhundert und dreißig Meter lange Neubau Justinians besteht aus einem von sechs
mächtigen Kuppeln überdeckten kreuzförmigen Mittelschiff, das beiderseits von Seitenschiffen umzogen ist
mit Emporen darüber, die von der (später verdoppelten) westlichen Vorhalle, dem Narthex, bis zur Apsis im
Osten laufen. Der Narthex war gleichfalls zweigeschossig und wahrscheinlich von fünf kleineren Kuppeln über-
dacht, da die Johanneskirche nach mittelalterlichen Quellen im ganzen elf außen mit Blei verkleidete Kuppeln
verschiedener Größe besaß. Manche Anzeichen, vor allem die verschiedene Anordnung der Säulen in den Kreuz-
armen und im Langhaus und die Verwendung ovaler Kuppeln in letzterem scheinen darauf hinzudeuten, daß
der ursprüngliche Plan (eines gleichschenkligen Kreuzes ?) erst bei der Ausführung gewisse Änderungen erfuhr.
Kuppelform und Säulenstellung im Langhaus waren natürlich zunächst durch die Beschränkung im Platz
bedingt, doch wurde die Verteilung der Säulen zugleich wohl auch als reifere Lösung gegenüber jener in den
Kreuzarmen empfunden.
Der tatsächliche Zustand ist jetzt so, daß an ein mittleres etwas größeres Vierungsquadrat gegen Osten,
Süden und Norden je ein quadratischer Kreuzarm stößt, der östliche mit angesetzter halbrunder Apsis, während
gegen Westen zwei leicht rechteckige Raumeinheiten vorgelegt sind. Sie haben die Mittelpfeiler miteinander
gemeinsam, gegen Narthex und Vierung hin aber je ein eigenes, selbständiges Pfeilerpaar als Träger ihrer
Kuppeln, sodaß die ganze Kirche ohne Narthex vierzehn Freipfeiler aufweist. Zwischen den Pfeilern der Haupt-
schiffkuppeln waren im Erd- und Obergeschoß durch Schrankenplatten verbundene Säulen angeordnet und
zwar schieben sich in den Kreuzarmen drei in ein Pfeilerjoch ein, sodaß vier gleiche Zwischenräume entstehen,
während im Langhaus je vier Säulen, davon zwei an die Pfeiler unmittelbar herangerückt, zur Abscheidung
von nur drei Unterabschnitten führen. Der Aufbau der Seitenwände des Mittelschiffes mit ihren in zwei Geschos-
sen angeordneten Arkaden konnte aus den erhaltenen Säulenordnungen sicher im Bilde wiederhergestellt werden.
Dem Narthex legte sich gegen Westen ein geräumiges Atrium nach altchristlicher Sitte vor, ein fast quadra-
tischer, auf drei Seiten von Säulenhallen umschlossener Hof mit dem Kantharus in der Mitte. Die westliche
dieser Hallen ruht unmittelbar auf der Stützmauer, mit welcher der steil abfallende Abhang des Hügels befestigt
ist. In die Winkel zwischen Querhaus und Ostarm fügen sich die üblichen Nebenräume ein, Prothesis und Dia-
konikon, dahinter noch je eine Treppenanlage.
 
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